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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte nicht hineinschauen, ich hielt den Blick gesenkt und starrte nur Carlotta entgegen, die auf mich zulief, wobei ich jede ihrer Bewegungen wie im Zeitlupentempo wahrnahm.
    Es ging um Sekunden. Möglicherweise auch um Bruchteile davon. So genau wusste ich es nicht, aber die Hoffnung brannte noch immer in mir wie eine Flamme.
    Dann sprang sie.
    Ich fing sie auf. Wir wurden nach hinten gestoßen und landeten beide am Boden. Das Kreuz leuchtete nicht mehr. Wie im Krampf hielt ich es fest und hörte die Stimme des Vogelmädchens.
    »Ich kann nicht mehr fliegen. Ich kann uns nicht retten!«
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben, aber ich schaute für einen winzigen Moment an Carlotta’s Schulter vorbei.
    Belial war zu sehen. Hoch in der Luft schwebte er. Man hatte ihn geholt. Sein oberster Dienstherr Luzifer hatte ihn nicht im Stich gelassen und riss ihn hinein in die Höllenwelt.
    Es war kein Schrei zu hören, aber ich fühlte mich wie am Boden zerstört. Es war einfach grausam. Dieser kurze Blick auf das absolut Böse hatte mir gezeigt, wie machtlos ich war. Es hatte selbst das Licht des Kreuzes gestoppt. Es breitete sich als Schatten auf dem Boden aus, und es kam näher und näher.
    Wir mussten weg, sonst würden wir elendig vergehen. Wir fanden nicht die Kraft.
    War das mein Ende? Und das des Vogelmädchens? Für immer verschwinden in Luzifer’s Reich?
    Jemand packte uns und riss uns hoch. Jemand, der die innere Kraft besaß, sich gegen Luzifer und dessen Welt zu stemmen. Einer, der kein Mensch war, der aber als der Gerechte die Menschen liebte.
    »Ich denke, es wird Zeit, John! Halte Carlotta gut fest, dann ist alles klar.«
    Ja, ich hielt sie fest. Im nächsten Augenblick rasten wir weg von der Dunkelheit und zurück ins Leben...
    ***
    Maxine Wells hatte noch immer verweinte Augen, als sie auf die reglos daliegende Carlotta schaute. Sie hatte das Vogelmädchen auf den Bauch gedreht, um ihren Flügel untersuchen zu können.
    Ich stand gespannt neben ihr und wagte es nicht, eine Frage zu stellen. Raniel hatte uns beide nach Dundee geschafft, und er war danach verschwunden. Wir hatten ihm nicht mal danken können.
    Mit geschickten Fingern tastete Maxine den Flügel ab. Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie atmete gepresst – und wenig später erleichtert, als sie mir ihr Gesicht zudrehte.
    »Sag schon was«, flüsterte ich.
    »Es geht in Ordnung. Ich kann es schaffen. In vier Wochen kann sie wieder fliegen.«
    Das hatte ich hören wollen. Maxine und ich flogen uns in die Arme, und so bemerkten wir nicht, dass sich Carlotta hochstemmte.
    »He, ich bin auch noch da.«
    »Und wie!«, riefen wir beide wie aus einem Munde, bevor wir sie in die Arme schlossen...
    Glenda erreichte ich nicht in meiner Wohnung, sondern bei Suko. Sie ging auch ans Telefon.
    »He, wo bist du, John?«
    »In Dundee!«
    »Was?« Mehr konnte sie nicht sagen, und so übernahm ich wieder das Wort. »Es ist alles in Ordnung, Glenda, und das andere ist eine lange, sehr lange Geschichte, die ich bei meiner Rückkehr erzählen werde...«
    ENDE

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