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Selbstmord der Engel

Selbstmord der Engel

Titel: Selbstmord der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und als dieser Punkt erreicht war, brachen sie auseinander. Sie fielen nicht allein zu Boden, denn auch die Körper der Engel sackten langsam zusammen.
    Carlotta bekam alle Einzelheiten mit. Sie hätte schreien können auf Grund dieser Grausamkeiten, doch sie sagte nichts. Das Entsetzen hatte ihr die Stimme geraubt, doch zugleich war so etwas wie eine Wand entstanden, die all das Grauen, das sie sah, abfing.
    Belial hatte seinen Spaß. »Na!«, rief er, »hast du gesehen, wer hier der wahre Herrscher ist? Hast du erkannt, was ich mit ihnen anstellen kann, wenn sie mir in die Quere kommen? Ich beherrsche sie und mein Paradies, und genau das werde ich dir beweisen. Zudem habe ich mich entschlossen, mich nicht mehr mit dir abzugeben. Es passt einfach nicht. Du hast mich zu stark enttäuscht. Du schenkst mir kein Vertrauen. Dabei habe ich geglaubt, dass du und ich uns ähneln. Stattdessen hast du versucht, die Engel gegen mich aufzuhetzen, und deshalb wirst du auch deine Strafe erhalten.«
    Carlotta wusste nun, dass es eng für sie werden würde, aber wusste nicht, wie Belial es anstellen wollte.
    Zwei Engel lagen mit gespaltenen Köpfen auf dem Boden. Einer war noch übrig.
    Und der hörte den Befehl.
    »Schaff mir ihre Leiche her!«
    ***
    Carlotta wusste, dass sie genau in dieser Sekunde handeln musste, sonst war sie verloren. Und sie musste schneller sein als der Engel, der wohl nur auf den Befehl gewartet hatte.
    Noch war er nicht nahe genug bei Carlotta, und genau diese Chance ergriff sie. Nicht er warf sich ihr entgegen, sondern sie ihm. Bevor sich der Engel versah, umklammerten zwei Hände seinen mageren Hals. Dabei beließ es Carlotta nicht, denn sie bewegte ihre Flügel und hob vom Boden ab. Noch immer den Hals des Engels umfassend, verließ sie den festen Boden. Nach zwei weiteren Flügelschlägen hatte sie genau die Höhe erreicht, die sie brauchte. Das Wesen hing in ihrem Griff. Zwar bewegte auch der Engel seine Flügel, doch diese Kraft reichte nicht aus, um die Flugrichtung zu ändern. Genau darauf hatte Carlotta gesetzt.
    Selbst Belial wurde von dieser Aktion überrascht. Er stand noch immer wie sein eigenes Denkmal auf dem Dach und sah dann die heftige Bewegung des Vogelmädchens.
    Carlotta wollte den Engel nicht töten. Sie brauchte ihn für etwas anderes.
    Mit großer Kraft schleuderte sie den Körper auf den Lügen-Engel zu. Er wirkte wie ein Geschoss, und auch Belial musste den Gesetzen der Physik folgen.
    Der Aufprall war für ihn nicht mehr auszugleichen. Die Wucht schleuderte ihn vom Dach des Hauses, und Carlotta hörte noch einen wüsten Schrei oder Fluch, bevor die dritte Phase ihres Unternehmens begann.
    Wenn sie schon sterben sollte, dann nicht kampflos. Belial sollte auch etwas abbekommen. Aber sie besaß keine Waffen. Ihr standen einzig und allein ihre Raffinesse und Kreativität zur Verfügung. Wenn sie die richtig einsetzte, konnte es unter Umständen klappen.
    Einmal den richtigen Schwung erhaltend, stieg sie in die Höhe und flog dem Nebel entgegen, den sie allerdings nicht erreichte, denn sie kippte dicht zuvor weg und jagte im Sturzflug nach unten. Noch während sie flog, hörte sie das Gelächter des Lügen-Engels und kurz danach seine schrille Stimme. »Jagt sie! Holt sie her! Bringt sie zu mir zurück! Wir machen sie fertig!«
    Carlotta war klar, dass die Hetzjagd auf sie eröffnet war, und sie dachte auch an die verdammte Übermacht der Engel. So war es für sie nur noch eine Frage der Zeit, wie lange sie überlebte...
    ***
    Bei Raniel, dem Gerechten, musste man auf jede Überraschung gefasst sein. Da ich ihn kannte, nahm ich das Unerklärliche hin. Zusammen schafften wir es, eine Grenze zu überwinden, die es eigentlich nicht gab, weil sie unsichtbar war.
    Aber daran wollte ich bei ihm nicht denken. Raniel war sowieso ein Phänomen. Halb Engel, halb Mensch, da galten für ihn einfach andere Gesetze, und so durchgingen und durchschwebten wir eine Welt oder ein Zwischenreich, das an mir vorbeiglitt wie ein schnell laufender Nebel. Seltsamerweise erlebte ich es trotzdem langsamer und auch intensiver, was an Raniel’s Erklärungen lag.
    »Ich weiß, dass sich Belial die Welt geschaffen hat. Er hat sie aufgebaut auf den Fundamenten seiner Lügen. Sie ist wie ein Kartenhaus, das wir einreißen müssen und werden, denn erst dann wird es die Welt nicht mehr geben. Sie wird zusammensinken mit allem, was sich darin befindet. Denk daran, es ist die Welt der Lügen, und du weißt genau, wie

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