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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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paar Fotos und Bücher. Man hat mir gesagt, meine Instrumente bräuchte ich nicht – im Palast sei alles vorhanden. Deshalb hab ich ja auch nur diese kleine Tasche hier.«
    Im Zimmer herrschte jetzt wieder Ordnung, und meine Tasche kam mir aus irgendeinem Grund riesig vor. Der Blumenstrauß auf meinem Schreibtisch wirkte seltsam bunt zwischen all den farblosen Sachen im Zimmer. Vielleicht fand ich aber auch alles blasser als früher … jetzt, da alles zu Ende war.
    »Das ist nicht viel«, sagte Aspen.
    »Ich habe noch nie viel gebraucht, um glücklich zu sein. Ich dachte, du wüsstest das.«
    Er schloss die Augen. »Lass das bitte, America. Ich habe das Richtige getan.«
    »Das Richtige? Aspen, du hast mir immer das Gefühl gegeben, dass wir es schaffen würden. Du hast dafür gesorgt, dass ich dich liebe. Und dann hast du mich zu diesem verdammten Wettbewerb überredet. Ist dir klar, dass ich jetzt quasi Freiwild bin für Prinz Maxon?«
    »Was?« Er starrte mich an.
    »Ich darf ihm keinen seiner Wünsche abschlagen. Keinen.«
    Aspen sah gequält und wütend aus. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Auch dann, wenn … wenn er dich gar nicht heiraten will … könnte er?…?«
    »Ja.«
    »Es tut mir leid. Das wusste ich nicht.« Aspen holte ein paarmal tief Luft. »Aber wenn er dich erwählt … das wäre gut. Du hast es verdient, glücklich zu sein.«
    Das war zu viel. Ich schlug ihm ins Gesicht. »Du Idiot!«, flüsterte ich wutentbrannt. »Ich hasse den Mann jetzt schon! Ich habe dich geliebt! Ich wollte dich – immer nur dich!«
    Tränen stiegen ihm in die Augen, aber ich wollte jetzt kein Mitleid empfinden. Er hatte mich so sehr verletzt. Jetzt war er dran zu leiden.
    »Ich sollte gehen«, sagte Aspen und wandte sich ab.
    »Warte. Ich habe dich noch nicht bezahlt.«
    »Du musst mich nicht bezahlen.« Er ging Richtung Tür.
    »Aspen Leger, du bleibst jetzt auf der Stelle stehen!« Meine Stimme klang schneidend. Und Aspen blieb tatsächlich stehen, drehte sich um und schaute mich abwartend an.
    »Übst du schon mal für die Zeit, in der du eine Eins bist?«, fragte er. Hätte ich seinen Blick nicht gesehen, hätte ich diese Bemerkung vielleicht als Scherz, nicht als Beleidigung empfunden.
    Ich schüttelte stumm den Kopf, ging zum Schreibtisch und nahm das gesamte Geld heraus, das ich in letzter Zeit verdient hatte. Dann drückte ich es ihm in die Hand.
    »Das nehme ich nicht an, America.«
    »Doch, genau das wirst du tun. Ich brauche es nicht, aber du kannst es brauchen. Wenn du mich jemals auch nur ein bisschen geliebt hast, wirst du es nehmen. Hat dein Stolz nicht schon genug ruiniert zwischen uns?« Ich spürte, wie sich etwas in ihm verschloss. Er gab den Kampf auf.
    »Also gut.«
    »Und hier.« Ich holte hinter meinem Bett das Glas mit Pennys hervor und schüttete ihm die Münzen in die Hand. Ein widerspenstiger Penny, der offenbar klebrig war, blieb am Boden des Glases haften. »Die haben immer dir gehört. Gib sie aus.«
    Nun besaß ich nichts mehr von ihm. Und wenn er diese Münzen ausgegeben hatte, würde er auch nichts mehr von mir besitzen. Ich spürte einen stechenden Schmerz in mir. Meine Augen wurden nass, und ich versuchte ruhig zu atmen, um nicht in Tränen auszubrechen.
    »Tut mir leid, Mer. Viel Glück.« Aspen verstaute das Geld und die Pennys in seinen Taschen und rannte hinaus.
    Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich nach diesem Auftritt heftig und schmerzhaft schluchzen würde. Nicht, dass mir lediglich langsame kleine Tränen über die Wangen rannen.
    Ich wollte das Glas ins Regal stellen, aber mein Blick fiel auf den letzten kleinen Penny. Ich löste ihn mit dem Zeigefinger vom Boden ab. Es klang hohl, als ich das Glas bewegte, und ich spürte das Echo dieses Lauts in meiner Brust. Ich wusste, dass ich noch nicht frei war von Aspen. Es vielleicht sogar niemals sein würde. Ich öffnete meine Reisetasche, packte das Glas hinein und verschloss sie wieder.
    May kam hereingetappt, als ich eine dieser dummen Schlafpillen schluckte. Dann schlief ich ein, mit May in den Armen, und versank in wohltuende Dumpfheit.

7
    Am nächsten Morgen zog ich die Uniform der Erwählten an: schwarze Hose und weiße Bluse. Dazu trug man die Wappenblume seiner Provinz im Haar – in meinem Fall eine Lilie. Die Schuhe durfte ich selbst aussuchen. Ich entschied mich für abgetragene rote Schuhe ohne Absätze, um gleich von Anfang an klarzumachen, dass ich als Prinzessin ungeeignet war.
    Die Fahrt zum Rathausplatz

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