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Pille?
»Ich habe auch den Bericht von Ihrem Arzt dabei«, fuhr der Dürre fort. »Es sieht alles gut aus. Sie scheinen gesundheitlich in bester Verfassung zu sein – er sagte allerdings, Sie würden in letzter Zeit schlecht schlafen?«
»Äm, na ja … ich war ein bisschen aufgeregt.« Das entsprach sogar der Wahrheit: Die Tage vergingen wie im Fluge mit Vorbereitungen für das Casting, aber nachts, wenn alles still wurde, dachte ich an Aspen. Dann konnte ich nicht verhindern, dass er sich in meinen Kopf drängte. Und er wollte anscheinend auch nicht mehr daraus verschwinden.
»Verstehe. Ich habe Schlafmittel bei mir, falls Sie etwas brauchen. Wir möchten, dass Sie gut ausgeruht sind.«
»Nein, ich will –«
»Doch«, fiel Mom mir ins Wort. »Tut mir leid, Schatz, aber du siehst erschöpft aus. Geben Sie ihr bitte ein Schlafmittel.«
»Gut, Ma’am.« Der Dürre machte eine Notiz in meiner Akte. »Weiter. Ich weiß, das ist eine sehr persönliche Frage, aber ich muss das mit jeder Teilnehmerin besprechen und möchte Sie bitten, unbefangen zu sein.« Er hielt inne. »Ich brauche einen Beweis dafür, dass Sie noch Jungfrau sind.«
Mom fielen fast die Augen aus dem Kopf. Deshalb war May also rausgeschickt worden.
»Ist das Ihr Ernst?« Ich konnte nicht fassen, dass sie wirklich danach fragten. Sie hätten wenigstens eine Frau schicken können?…
»Ich fürchte, ja. Falls dem nicht so sein sollte, müssten wir das sofort wissen.«
Uuh. Und das mit meiner Mutter im Raum. »Ich kenne die Gesetze, Sir, und ich bin nicht dumm. Natürlich bin ich noch Jungfrau.«
»Erwägen Sie Ihre Antwort bitte sehr sorgfältig. Sollte sich herausstellen, dass Sie lügen?…«
»Um Himmels willen, America hatte noch nie einen Freund!«, warf meine Mutter ein.
»Genau.« Ich klammerte mich an diesen Strohhalm und hoffte, dass das Gespräch damit beendet war.
»Sehr gut. Sie müssten die Aussage dann auf diesem Formular mit Ihrer Unterschrift bestätigen.«
Ich verdrehte die Augen, kam seiner Aufforderung aber nach. Ich war froh, dass es Illeá noch gab, weil das Land beinahe dem Erdboden gleichgemacht worden wäre. Doch all diese Vorschriften waren beengend. Es kam mir vor, als würde ich von unsichtbaren Ketten gefesselt und bekäme keine Luft mehr. Gesetze, die einem vorschrieben, wen man lieben durfte, und Formulare über Jungfräulichkeit – unerträglich.
»Jetzt muss ich die Verhaltensregeln mit Ihnen durchgehen. Sie sind simpel, und es sollte Ihnen nicht schwerfallen, sie einzuhalten. Unterbrechen Sie mich gerne, wenn Sie Fragen haben.«
Er sah mich an.
»Mach ich«, murmelte ich.
»Erstens: Sie dürfen den Palast nicht verlassen, ohne sich vorher beim Prinzen persönlich abzumelden. Zweitens: Nicht einmal der König oder die Königin können Sie zum Verlassen des Palastes zwingen. Drittens: Sie können dem Prinzen zwar Ihr Missfallen kundtun, aber er allein trifft die Entscheidung darüber, wer im Palast bleibt und wer ihn verlässt.
Viertens: Sie haben keinen freien Zugang zum Prinzen. Er wird sich mit Ihnen treffen, wann er das wünscht. Wenn Sie jedoch mit ihm in größerer Gesellschaft sind, verhält sich das anders. Aber Sie können ihn nur sehen, wenn Sie eingeladen wurden.
Fünftens: Man erwartet nicht, dass Sie sich mit den anderen Teilnehmerinnen gut verstehen, aber Sie dürfen keine Konflikte heraufbeschwören oder den anderen Mädchen Schaden zufügen. Wenn Sie dabei erwischt werden, dass Sie einer Konkurrentin körperlichen Schaden zufügen, sie bestehlen oder vorsätzlich deren Beziehung mit dem Prinzen stören, kann Prinz Maxon Sie vom Casting ausschließen.
Sechstens: Sie dürfen ausschließlich mit dem Prinzen in einem romantischen Verhältnis stehen. Wenn Sie an jemand anderen Liebesbriefe schreiben oder sich im Palast mit jemand anderem als Prinz Maxon einlassen, gilt das als Hochverrat und wird mit dem Tode bestraft.«
Jetzt verdrehte Mom die Augen, aber das war nun die einzige Regel, die mir tatsächlich Sorgen machte.
»Siebtens: Wenn Sie in irgendeiner Weise gegen das geschriebene Gesetz Illeás verstoßen, werden Sie gemäß der Strafprozessordnung bestraft. Ihr Status als eine der Erwählten erhebt Sie nicht über das Gesetz.
Achtens: Sie dürfen nur die Kleidung tragen und nur die Nahrung zu sich nehmen, die Ihnen im Palast zugeteilt wird. Diese Regel gehört zu den Sicherheitsvorschriften und wird strengstens überprüft.
Neuntens: Freitags versammeln sich alle zum Bericht aus
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