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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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dem Capitol. Gelegentlich werden – immer mit Vorankündigung – Kameraleute oder Fotoreporter im Palast sein, denen Sie gestatten werden, Ihr Leben mit dem Prinzen zu dokumentieren.
    Zehntens: Für jede Woche, die Sie im Palast verbringen, wird Ihre Familie eine Entschädigung erhalten. Den ersten Scheck erhalten Sie gleich bei meinem Aufbruch. Sollten Sie nicht im Palast bleiben, werden Ihnen Coaches behilflich sein, sich wieder in Ihr altes Leben nach dem Casting einzugewöhnen.
    Elftens: Sollten Sie es in die Riege der Top Ten schaffen, gehören Sie zur Landeselite. Dann wird man Sie in die Lebensbedingungen und Verpflichtungen einer Prinzessin einführen. Vorher ist es Ihnen jedoch nicht gestattet, derartige Informationen einzuholen.
    Und schließlich zwölftens: Ab jetzt sofort gehören Sie der Kaste Drei an.«
    »Drei?«, riefen Mom und ich zugleich aus.
    »Ja. Nach dem Casting ist es für die Bewerberinnen oft schwierig, in ihr altes Leben zurückzukehren. Zweiern und Dreiern gelingt es meist mühelos, aber Vierer und niedrigere Kasten tun sich häufig schwer damit. Sie sind jetzt eine Drei, aber der Rest Ihrer Familie gehört weiterhin den Fünfern an. Sollten Sie jedoch als Siegerin aus dem Casting hervorgehen, werden Sie und Ihre Familie als Angehörige des Königshauses in den Status von Einsern erhoben.«
    »Eins«, flüsterte Mom ehrfurchtsvoll.
    »Und dreizehntens: Falls Sie die Erwählte werden, heiraten Sie Prinz Maxon, werden Prinzessin von Illeá und haben damit sämtliche Rechte und Verpflichtungen, die mit diesem Rang einhergehen. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja.« Dieser Teil, so gewichtig er sich auch anhörte, schien mir am leichtesten zu ertragen.
    »Bestens. Wenn Sie dann bitte hier unterschreiben würden, dass Sie über alle Regeln informiert wurden. Und, Mrs Singer, bestätigen Sie bitte hier mit Ihrer Unterschrift den Erhalt des Schecks.«
    Die Höhe der Summe sah ich nicht, aber meiner Mutter stiegen Tränen in die Augen. Mir graute davor weggehen zu müssen, andererseits war ich ohnehin sicher, dass ich in Kürze wieder hier sein würde. Und dann würde allein dieser Scheck unsere Lage für ein ganzes Jahr beträchtlich verbessern. Außerdem würde ich nach meiner Rückkehr sicher viele Aufträge haben. Aber würde ich als Drei überhaupt noch singen dürfen? Falls ich mich dann für einen Dreier-Beruf entscheiden müsste, überlegte ich weiter, würde ich wohl Lehrerin werden. Dann könnte ich wenigstens anderen Musik beibringen.
    Der Dürre packte seine Papiere ein, erhob sich und bedankte sich für den Tee und unsere Zeit. Nun würde ich vor meiner Abreise nur noch einen Gesandten des Königshauses treffen, und zwar einen Begleiter, der mich zum Flughafen bringen würde. Und danach … war ich ganz auf mich allein gestellt.
    Unser Gast fragte, ob ich ihn zur Tür begleiten würde, und Mom meinte, das sei ihr recht, sie müsse ohnehin mit den Vorbereitungen für das Abendessen anfangen. Ich wollte nicht mit dem Dürren alleine sein, aber es war zum Glück nur ein kurzer Weg durch den Flur.
    »Eine Sache noch«, sagte er, als seine Hand schon am Türknauf war. »Das ist nicht direkt eine Regel, aber es wäre nicht klug von Ihnen, sich zu widersetzen. Wenn Prinz Maxon etwas mit Ihnen machen möchte, lehnen Sie niemals ab. Egal, worum es sich handelt. Abendessen, Ausflüge, Küsse oder mehr als Küsse – weisen Sie ihn nicht zurück.«
    »Wie bitte?« Derselbe Mann, dem ich gerade schriftlich meine Jungfräulichkeit hatte bestätigen müssen, verlangte nun von mir, dass ich sie jederzeit dem Prinzen opferte?
    »Ich weiß, das klingt … unziemlich. Aber es schickt sich nicht, dem Prinzen etwas abzuschlagen. Guten Abend, Miss Singer.«
    Ich war fassungslos und entsetzt. Laut Landesgesetz muss man warten bis zur Heirat, bevor man Sex haben darf. Damit schränkt man die Verbreitung von Krankheiten ein und trägt gleichzeitig dazu bei, dass die Kasten sich nicht vermischen. Wenn man ertappt oder gar schwanger wird, wandert man ins Gefängnis und wird automatisch zu einer Acht. Der bloße Verdacht genügt bereits, dass man einige Tage in einer Zelle zubringt. Und nun das. Hatte ich mich nicht gerade schriftlich einverstanden erklärt, dass man mich bei Verstoß gegen die Gesetze Illeás bestrafen würde? Ich war außer mir vor Wut. Ich stand nicht über dem Gesetz, hatte der Dürre gesagt. Aber der Prinz offenbar schon. In diesem Moment fühlte ich mich schmutzig und niedriger als eine

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