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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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häufiger als meiner. Ashley, ganz die Dame, trug es mit Fassung, dass sie offenbar weniger Bewunderer hatte. Aber Celeste blickte finster.
    »Was meinst du, wie hat sie das geschafft?«, flüsterte sie mir ins Ohr, während Marlee und Ashley über zu Hause plauderten.
    »Was meinst du?«, raunte ich.
    »So beliebt zu sein. Glaubst du, sie hat jemanden bestochen?« Celeste betrachtete Marlee mit eisigem Blick.
    »Sie ist eine Vier«, erwiderte ich. »Sie hat kein Geld, um jemanden zu bestechen.«
    Celeste sog scharf die Luft ein. »Ich bitte dich. Ein Mädchen hat noch andere Möglichkeiten, ihren Willen durchzusetzen.« Sie rückte von mir ab und schaute zum Fenster raus.
    Als ich verstand, was sie damit sagen wollte, wurde mir ziemlich flau im Magen. Nicht nur, weil ein so unschuldiges Mädchen wie Marlee sicher nicht gegen das Gesetz verstoßen hatte und erst recht nicht als Mittel zum Zweck mit jemandem schlafen würde. Sondern auch, weil mir klar wurde, dass unser Leben im Palast wohl noch härter würde, als ich befürchtet hatte.
    Bei der Anfahrt sah ich kaum etwas vom Palast außer hellgelben hohen Mauern. Wachen flankierten das breite Tor, das aufschwang, als unser Wagen sich näherte. Ein Weg umrundete einen Brunnen und führte zum Eingang, wo wir von zwei Frauen in Empfang genommen wurden.
    Die beiden begrüßten mich hastig, hakten mich unter und führten mich in den Palast. Die anderen Mädchen wurden ebenso hektisch empfangen, aber das machte es mir nicht unbedingt angenehmer.
    »Tut mir leid, Miss, aber unsere Gruppe ist spät dran«, sagte eine der Frauen.
    »Oh, ich fürchte, daran bin ich schuld«, sagte ich. »Ich habe mich am Flughafen mit den Leuten unterhalten.«
    »Mit den Schaulustigen?«, fragte die andere erstaunt.
    Die beiden wechselten einen Blick, den ich nicht deuten konnte. Dann setzten sie ihre rasante Führung fort.
    Der Speisesaal befand sich rechterhand, der Große Saal links. Durch die Glastüren sah man einen ausgedehnten Park, den ich gerne in Ruhe betrachtet hätte. Aber schon wurde ich in einen großen Raum voller Menschen geschoben, in dem hektische Betriebsamkeit herrschte. Die Leute wichen beiseite, als wir hereinkamen, und ich sah eine Reihe von Spiegeln, vor denen einige der Erwählten saßen. Scharen von Bediensteten arbeiteten an deren Haaren oder Fingernägeln. Überall standen Kleiderstangen, und man hörte Rufe wie: »Ich hab die Haarfarbe gefunden!«, oder: »Nein, das kann sie auf keinen Fall tragen, darin sieht sie moppelig aus.«
    »Da sind sie ja!« Eine Frau, die offenbar das Ganze leitete, kam auf uns zu. »Ich bin Silvia, wir haben telefoniert«, sagte sie zur Begrüßung und kam dann sofort auf den Punkt. »Wir brauchen als Erstes die Vorher-Fotos. Kommen Sie hierüber«, wies sie mich an und zeigte auf einen Sessel vor einer Leinwand. »Lassen Sie sich von den Kameras nicht stören. Das Fernsehteam arbeitet an einer Spezialsendung über das neue Styling der Erwählten, weil alle Mädchen von Illeá das imitieren wollen.«
    Tatsächlich waren überall Fernsehteams unterwegs, die alle Details filmten und die Mädchen interviewten. Doch Silvia gab sofort weitere Anweisungen. »Bringt Lady Celeste zu Platz vier, Lady Ashley zu fünf … und zehn scheint gerade fertig zu sein. Lady Marlee soll dorthin, Lady America zur sechs bitte.«
    Ein kleiner dunkelhaariger Mann führte mich zu einem Stuhl mit der Nummer sechs und sagte: »So, wir zwei müssen jetzt über Ihr Image sprechen.«
    »Mein Image?« War ich nicht einfach ich selbst? Deshalb hatte man mich doch wohl ausgewählt.
    »Wie wollen Sie rüberkommen? Mit den roten Haaren können wir Sie als verführerisch aufbauen. Aber wenn Sie das nicht nutzen wollen, können wir auch in eine andere Richtung arbeiten«, sagte er geschäftsmäßig.
    »Ich will mich aber nicht verändern, um einem Typen zu gefallen, den ich noch nicht kenne.« Und der mir nicht mal gefällt , fügte ich im Stillen hinzu.
    »Ach herrje. Hat hier jemand vielleicht Charakter?«, trällerte der Mann.
    »Sollten wir das nicht alle haben?«, versetzte ich.
    Er grinste. »Na schön. Wir werden nichts an Ihrem Image ändern, sondern es nur betonen. Ich muss Sie aber schon ein bisschen aufpolieren. Ihre offensichtliche Aversion gegen alles Künstliche könnte Ihnen hier übrigens sehr zugutekommen. Weiter so, Schätzchen.« Er klopfte mir auf den Rücken, entfernte sich und schickte eine Schar Frauen zu mir herüber.
    Ich stellte fest, dass

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