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die Hände, und wir standen alle auf. Silvia erklärte, dieser Raum sei der Damensalon, in der sich die Königin, deren Zofen und die anderen weiblichen Mitglieder der Königsfamilie aufhielten.
»Sie alle werden hier viel Zeit zubringen. Am Großen Saal, in dem Feste und Bankette stattfinden, sind Sie ja schon vorbeigekommen. Wenn Sie eine größere Gruppe wären, würden Sie dort Ihre Mahlzeiten einnehmen. Aber der Speisesaal ist groß genug. Werfen wir kurz einen Blick hinein.«
Man zeigte uns den Tisch, an dem die Königsfamilie speiste. Für uns hatte man links und rechts lange Tische aufgestellt, sodass wir in einer Art U-Formation sitzen würden, und bereits elegante Platzkarten aufgestellt. Ich saß neben Ashley und Tiny Lee, die ich zuvor im Damensalon zum ersten Mal gesehen hatte, und gegenüber von Kriss Ambers.
Nach der Besichtigung des Speisesaals gingen wir eine Treppe hinunter zu dem Raum, von dem der Bericht aus dem Capitol ausgestrahlt wurde. Wieder oben angelangt, zeigte Silvia uns einen Korridor, in dem der König und Prinz Maxon ihre Arbeitszimmer hatten. Zu diesem Bereich hatten wir keinen Zutritt.
»Das gilt auch für die gesamte dritte Etage, auf der sich die Privaträume der Königsfamilie befinden«, fuhr Silvia fort. »Jeder Verstoß dagegen wird geahndet. Die Gästezimmer, die Sie bewohnen werden, sind alle im zweiten Stock gelegen und nun größtenteils belegt. Aber keine Sorge: Wir können jederzeit weitere Gäste unterbringen. Durch diese Tür hier gelangt man in den hinteren Park. Hallo, Hector, hallo, Markson.« Die beiden Wachen an der Tür nickten zum Gruß. Ich stellte fest, dass der große Bogen rechterhand zur Seitentür des Großen Saals führte, was bedeutete, dass sich der Damensalon gleich um die Ecke befand. Ich war stolz auf mich, weil ich mir das gemerkt hatte, denn der Palast kam mir vor wie ein prachtvoller Irrgarten.
»Sie dürfen den Palast unter keinen Umständen verlassen«, erklärte Silvia weiter. »Tagsüber können Sie zeitweise in den Garten gehen, aber nicht ohne Erlaubnis. Bei dieser Bestimmung handelt es sich lediglich um eine Sicherheitsvorkehrung. Selbst bei strengster Bewachung ist es Rebellen nämlich schon gelungen, sich Zutritt zum Gelände zu verschaffen.«
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.
Wir bogen um eine Ecke und stiegen die ausladende Treppe zum zweiten Stock hinauf. Die Teppiche dort waren so dick und weich, dass ich das Gefühl hatte, bei jedem Schritt einzusinken. Sonnenlicht flutete durch die hohen Fenster, und es duftete nach Blumen. An den Wänden hingen große Gemälde, auf denen die früheren Könige und einige Männer abgebildet waren, die keine Krone trugen – wahrscheinlich amerikanische und kanadische Politiker.
»Ihre Sachen wurden bereits auf Ihre Zimmer gebracht. Wenn Ihnen die Einrichtung nicht gefällt, sagen Sie es Ihren Zofen. Jeder von Ihnen stehen drei Zofen zur Verfügung, die Sie auf Ihrem Zimmer erwarten. Sie werden Ihnen beim Auspacken und Ankleiden fürs Abendessen behilflich sein.
Vor dem Essen wird man Sie zu einer Spezialvorführung des Berichts vom Capitol in den Damensalon bringen. Und nächste Woche sind Sie dann selbst Gegenstand der Sendung! Heute Abend wird man Ihnen außerdem das Material zeigen, das von Ihrer Abreise zu Hause und Ihrer Ankunft hier gedreht wurde. Das ist ein ganz besonderes Ereignis, denn für Prinz Maxon ist dieser Bericht ebenso eine Premiere wie für alle Zuschauer Illeás. Morgen werden Sie ihm dann persönlich vorgestellt.
Heute Abend werden Sie alle zusammen essen, damit Sie einander kennenlernen können, und ab morgen beginnt der Wettbewerb!«
Ich schluckte. Das waren zu viele Regeln und Vorgaben und eindeutig zu viele Menschen. Ich sehnte mich danach, mit meiner Geige alleine zu sein.
Wir gingen den Flur entlang, und ein Mädchen nach dem anderen wurde bei seiner Unterkunft abgesetzt. Ich war mit Bariel, Tiny und Asha etwas abseits in einem schmalen Gang untergebracht, worüber ich froh war. Vielleicht konnte ich auf diese Art ein bisschen für mich sein.
Nachdem Silvia gegangen war, öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer. Eine der drei Zofen saß in einer Ecke und nähte, die beiden anderen waren damit beschäftigt, das makellos wirkende Zimmer noch perfekter zu machen. Sie ließen alles stehen und liegen, eilten zu mir und stellten sich als Lucy, Anne und Mary vor, aber ich konnte mir nicht auf Anhieb merken, welcher Name zu wem gehörte. Es kostete mich
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