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Titel: Selection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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man Lucy kichern, die sofort von Anne zum Stillsein aufgefordert wurde.
    »Reizende Zofen«, sagte Maxon und sah sich in meinem Zimmer um.
    »Die drei halten mich auf Trab«, erwiderte ich lächelnd.
    »Man merkt, dass die Mädchen Sie wirklich mögen. Das kommt selten vor.« Er sah mich an. »Ihr Zimmer hatte ich mir anders vorgestellt.«
    »Aber das ist doch gar nicht mein Zimmer«, sagte ich. »Es gehört Ihnen. Ich halte mich nur eine Zeit lang darin auf.«
    Er verzog das Gesicht. »Aber man hat Ihnen doch hoffentlich mitgeteilt, dass Sie es verändern dürfen? Sie können sich zum Beispiel ein anderes Bett aussuchen und die Wände in einem anderen Farbton streichen lassen.«
    Ich zuckte die Achseln. »Deshalb würde es trotzdem nicht mein Zimmer werden. Mädchen wie ich wohnen nicht in Häusern mit Marmorböden«, fügte ich etwas ironisch hinzu.
    Maxon lächelte. »Wie sieht Ihr Zimmer zu Hause denn aus?«
    »Äm, weshalb sind Sie eigentlich hier?«, wich ich aus.
    »Ach so! Ich hatte eine Idee.«
    »Und was für eine?«
    »Nun«, sagte Maxon und begann, im Zimmer umherzuwandern. »Da ich zu Ihnen eine andere Beziehung habe als zu den restlichen Erwählten, dachte ich mir, wir sollten vielleicht … auch eigene Kommunikationswege haben.« Er blieb vor meinem Spiegel stehen und betrachtete die Fotos meiner Familie. »Ihre kleine Schwester sieht Ihnen enorm ähnlich«, bemerkte er amüsiert.
    »So was kommt öfter vor«, erwiderte ich trocken. »Was meinen Sie denn mit ›Kommunikationswege‹?«
    Maxon schlenderte zu dem Flügel weiter hinten im Raum. »Da Sie mir helfen sollen, als meine Freundin und so weiter«, antwortete er und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, »sollten wir uns nicht auf die üblichen von Zofen überbrachten Nachrichten und offiziellen Einladungen beschränken, meine ich. Ich dachte an etwas weniger Formelles.«
    Er griff zu einem Notenblatt auf dem Flügel. »Haben Sie das mitgebracht?«
    »Nein, das war schon hier. Und was ich spielen möchte, kann ich ohnehin auswendig.«
    Maxon zog die Augenbrauen hoch. »Beeindruckend.« Er ging auf mich zu, ohne seine Erklärung fortzusetzen.
    »Könnten Sie jetzt bitte Ihren Gedanken zu Ende führen?«, sagte ich.
    Er seufzte. »Nun gut. Ich dachte mir, dass wir beide ein Zeichen oder so etwas vereinbaren könnten, einen Hinweis darauf, dass wir miteinander sprechen wollen, den niemand außer uns versteht. Vielleicht könnten wir uns die Nase reiben?« Er legte sinnend den Finger an die Lippen.
    »Das sieht doch aus, als hätte man eine verstopfte Nase. Finde ich nicht so toll.«
    Er warf mir einen erstaunten Blick zu und nickte. »Also gut. Vielleicht könnten wir uns durchs Haar streichen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Meine Haare sind fast immer hochgesteckt. Ich kann sie nicht zerzausen. Und denken Sie doch mal dran, was passiert, wenn Sie Ihre Krone tragen. Die fällt dann runter.«
    Er deutete auf mich. »Guter Einwand. Hmmm.« Sinnend wanderte der Prinz an mir vorbei und blieb vor meinem Nachttisch stehen. »Wie wär’s, wenn wir uns am Ohr zupfen?«
    Ich überlegte. »Nicht schlecht. Nicht auffällig, aber doch so außergewöhnlich, dass man es nicht übersehen kann. Das machen wir.«
    Maxon war von etwas abgelenkt, aber er wandte sich mir zu und lächelte. »Schön. Wenn Sie mich treffen wollen, zupfen Sie sich einfach am Ohr, und ich komme dann so schnell wie möglich zu Ihnen. Vermutlich nach dem Abendessen«, fügte er mit einem Achselzucken hinzu.
    Bevor ich ihn fragen konnte, ob ich ihn auch besuchen könne, nahm er mein Pennyglas in die Hand. »Was um alles in der Welt ist das?«
    Ich seufzte. »Das kann ich Ihnen leider nicht erklären.«

    An unserem ersten Freitag im Palast traten wir auch zum ersten Mal im Bericht vom Capitol auf. Das gehörte zum Pflichtprogramm der Erwählten, aber in dieser Woche mussten wir wenigstens nur herumsitzen. Von fünf bis sechs Uhr wurde gedreht, danach sollten wir das Abendessen einnehmen.
    Anne, Mary und Lucy übertrafen sich selbst. Mein Satinkleid war dunkelblau, fast dunkelviolett, saß eng an den Hüften und weitete sich dann zu weich fallenden Wellen. Ich konnte kaum glauben, dass ich so etwas Schönes auch nur berühren, geschweige denn tragen durfte. Meine Zofen schlossen behutsam die Knöpfe am Rücken und steckten meine Haare mit perlenbesetzten Kämmen zurecht. Kleine Perlohrringe und eine Halskette aus zartem Silberdraht und dezent verteilten Perlen, die auf meiner Haut zu

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