Selfmade: erfolg reich leben (German Edition)

überzeugen.
    Wenn auf der Beziehungsebene eine Grundstimmung herrscht, die beiden Gesprächspartnern zusagt, können auf der Sachebene auch unterschiedliche Ansichten leicht überbrückt werden. Den damaligen Chef der Wirtschaftsweisen lernte ich einige Monate nach der Einführung der nach ihm benannten Rürup-Rente kennen. Bei einer Podiumsdiskussion führte ich mit dem »Rentenpapst« eine sehr konträre Diskussion. Wir waren bei einigen Inhalten total unterschiedlicher Meinung – aber wir mochten uns. Daraus entstand ein erfreulicher Kontakt, der drei Jahre später zu einer Partnerschaft in der neu gegründeten Maschmeyer-Rürup AG führte.
    Betrachten Sie sich aus der Perspektive Ihres Gegenübers
    Zu einer guten Kommunikation gehört auch, hin und wieder die Sicht des Gesprächspartners einzunehmen. In Seminaren habe ich die Teilnehmer häufig gebeten, sich an einem kleinen Kommunikationsspiel zu beteiligen. Dabei sollten sich jeweils zwei Personen an Tischen gegenübersetzen. Zwischen ihnen lag ein Blatt Papier mit einem einzigen Kugelschreiber, mit dem beide gemeinsam ein möglichst schönes Haus zeichnen sollten.
    Nachdem alles bereit war, rief ich »Auf die Plätze, fertig, los!« – und was glauben Sie, was dann regelmäßig passierte? Jeder Teilnehmer wollte natürlich das Haus aus seiner Sicht zeichnen – nur dass bei dem einen unten war, was für den anderen oben war, und umgekehrt. Es kam also ein schlimmes Gekritzel heraus, Häuser mit krummen Dächern im Keller und schiefen Fundamenten im Dachstuhl. Dabei wäre die Lösung ganz einfach gewesen: Die Partner hätten sich nur verständigen müssen, das Haus zuerst aus der einen und dann aus der anderen Perspektive zu zeichnen.
    Im übertragenen Sinn gilt das auch für Gesprächssituationen, ganz egal, ob es sich um Dialoge im privaten oder beruflichen Umfeld handelt. Versetzen Sie sich während eines Gesprächs auch mal in Ihr Gegenüber. Stellen Sie sich vor, wie die Dinge aus seiner Perspektive aussehen, welche Motive, Wünsche und Ziele der andere hat.
    Die Äußerung »Sie sehen das verkehrt« ist selbst grundverkehrt. Nehmen Sie lieber mal in Gedanken die Sichtweise Ihres Gesprächspartners ein. Wenn Ihnen auf der Autobahn das siebte Auto entgegenkommt, spricht einiges dafür, dass Sie selbst der Geisterfahrer sind.
    In Führungssituationen habe ich es hin und wieder erlebt, dass Mitarbeiter auf meine Vorschläge mit Kopfschütteln reagierten. Dann war es meist hilfreich, wenn ich sie aufforderte: »Also, Sie sind jetzt der Chef. Betrachten Sie das Ganze mal aus dieser Sicht.« Durch diese Spiegelung der Perspektiven hatte man auf einmal die gleiche Sichtweise. Jeder überlegte sich: Wie würde ich das machen, wenn das meine Mitarbeiter wären?
    Vorher hatte der Chef seine Sichtweise und die Mitarbeiter hatten ihre. Sie haben eine Meinung , Ihr Gegenüber hat eine Deinung . Versuchen Sie zusammen, eine Unserung zu erzielen.
    In einem Gespräch habe ich einmal gesagt: »Stellen Sie sich vor, wir würden beide in den Süden wollen. Sie kommen aus dem Westen und ich komme aus dem Osten. Wir haben das gleiche Ziel. Lassen Sie uns einen Weg finden, der für uns beide Sinn macht. Dann kommen wir beide ans Ziel, und darum geht’s doch.«
    Ihre Botschaft kommt am besten rüber, wenn Sie sich aufrichtig für Ihr Gegenüber interessieren. Das Wort Interesse kommt vom Lateinischen inter esse , auf Deutsch »inmitten sein«, also »dabei sein«. Es geht somit um ehrliche Anteilnahme. Widmen Sie sich mit echter Aufmerksamkeit ihrem Gegenüber, dann schaffen Sie eine positive Gesprächsbeziehung.
    Spannend ist nicht nur, was Sie selbst interessiert, sondern auch das, was Ihr Gegenüber interessiert. Wenn Sie sich für andere interessieren, interessieren die sich fast automatisch auch für Sie. Erzählen Sie Ihrem Gesprächspartner, was er wissen möchte, und er wird Ihnen verraten, was Sie wissen wollen. Aber das setzt eben voraus, dass Sie ihm mit ernsthafter Aufmerksamkeit begegnen.
    Lassen Sie Ihr Gegenüber erzählen
    Als Berater habe ich bei beruflich sehr erfolgreichen Mandanten, meist Selbstständige oder Unternehmer, immer wieder ähnliche Situationen erlebt. Wenn die Kommunikation zwischen uns mal ein bisschen stotterte, fragte ich einfach: »Herr Kunde, mal was ganz anderes: Wie ging das bei Ihnen eigentlich los? Wie kamen Sie auf die Idee? Wie haben Sie Ihre Firma gegründet und aufgebaut?« Das Ergebnis war fast immer das gleiche: Der so Gefragte