Selfmade: erfolg reich leben (German Edition)
machen, wenn Sie verantwortlich wären?«
Als sie in einer Talkshow mehrfach für ihre Reformideen attackiert wurde, beobachtete ich schmunzelnd, wie sie den gleichen rhetorischen Kunstgriff variierte: »Wie es nicht geht«, hielt sie ihrem Widersacher entgegen, »haben Sie jetzt ja ein paar Mal gesagt. Nun sagen Sie uns aber doch mal: Wie würden Sie es denn machen? Sagen Sie mir nicht, wie es nicht geht, sondern helfen Sie mir: Wie geht es denn besser?« Die Wirkung war verblüffend: Durch die rhetorische Frage erzeugte sie einen Perspektivenwechsel, nahm damit dem Angreifer den Wind aus den Segeln und zog das Publikum auf ihre Seite.
Wenn Sie in einem Dialog nicht weiterwissen, rate ich auch Ihnen: Lieber fragen als drauflossagen. Falsch gefragt ist nicht halb so schlimm wie falsch geantwortet. Und wenn Sie Ihr Gegenüber etwas fragen, dann lassen Sie ihn unbedingt aussprechen. Manche stellen eine Frage und liefern gleich selbst die Antwort. Das ist fast schon herablassend und fördert den Dialog bestimmt nicht.
Durch Fragen wie »Würde dich das interessieren?« betonen Sie Ihren Wunsch nach einem Konsens. Auch indirekt fragende Formulierungen wie »Vielleicht könnte dich das hier interessieren« beziehen Ihren Dialogpartner partnerschaftlich ein, anstatt ihn schlichtweg zu vereinnahmen. Sie begegnen ihm auf einer gleichberechtigten Ebene, und das verbindet.
Fragen Sie Ihr Gegenüber auch immer wieder einmal, ob Ihre Aussagen verständlich und akzeptabel sind: »Ist das okay für Sie? Wären Sie einverstanden?«
Wenn Sie seltsame Antworten bekommen, suchen Sie die Ursache als Erstes bei sich selbst. Sie sind der Bote Ihrer Botschaf ten – und es liegt an Ihnen, Ihr Anliegen so zu formulieren, dass Ihr Gegenüber Sie versteht. Sie sind der Sender und es ist Ihre Sache, durch Ihre Wortwahl den Empfänger empfänglich zu machen.
Wer richtig fragt, erfährt die Gedanken, Wünsche und Sorgen seines Gegenübers und erhält so genau die Informationen, die er benötigt, um den anderen wirklich zu helfen. Und wer wirkliche Hilfe bringt, ist auch willkommen.
Senden Sie Anerkennung
Geben Sie Ihrem Gegenüber Bedeutung, dann sind Sie auch für ihn von Bedeutung. Wer möchte nicht verbale Streicheleinheiten erhalten? Wer lässt sich nicht gern vor oder von anderen mit netten Worten streicheln?
Als Meisterin in empathischer Kommunikation habe ich im Februar 2007 Maybrit Illner kennengelernt. Sie hatte mich zu ihrer Talkshow zum Thema Rente eingeladen, damit ich unter anderem mit Ex-Sozialminister Norbert Blüm über staatliche Rente, Rentenlücke und private Altersvorsorge diskutierte.
Vor der Sendung kam sie auf jeden einzelnen Teilnehmer zu. »Schön, dass Sie da sind«, sagte sie zu mir. »Sie wirken so ausgeruht. Waren Sie im Urlaub?« Sie ging freundlich und bejahend auf die Menschen zu, strahlte aus, dass man ihr willkommen sei, und schuf dadurch eine lockere Atmosphäre. Klar, dass ich anschließend auf ihre Fragen bereitwilliger antwortete.
Indem sie während der Sendung mit ihren Augen Zuspruch signalisierte, forderte Sie die Teilnehmer stumm dazu auf, mutiger zu werden. Mich hat sehr beeindruckt, wie gut sie vorbereitet war und wie gezielt sie provokante Fragen stellte. Aber genauso gut gefiel mir, dass sie für einen Gast, den sie vielleicht zu sehr bedrängt hatte, dann auch wieder verbindliche Worte fand: »Wir verstehen ja auch, dass Sie das so sehen müssen. Aber unsere Zuschauer …«
Gerade durch ihre Höflichkeit kitzelte sie so manche aufschlussreiche Äußerung aus den Diskutanten heraus. Sie hatte ein klares Konzept für ihre Sendung, von dem sie aber situativ auch abwich, wenn sie in einer Antwort Chancen erkannte, die Diskussion kurz über ein interessantes Nebengleis zu führen. Wie ein Tennisspieler, der auf jeden Ball eine passende Antwort parat hat, konnte sie aus der Situation heraus immer live retournieren. Und egal, wie hitzig die Diskussion gerade wurde, sie versäumte es nie, einen Gast, auf den alle losgingen, zu schützen, einen anderen, der seit Längerem nichts gesagt hatte, in das Gespräch zurückzuholen oder einen Langredner zu stoppen.
Schauen Sie sich ab und zu eine Talkshow an. Fast jeden Abend wird Ihnen kommunikativer Anschauungsunterricht geboten.
Lernen Sie, sich so auszudrücken, dass Ihr Gegenüber in Ihr Herz blicken kann. Er wird Sie eher in sein Herz schließen, wenn Sie mit ihm über Herzensangelegenheiten reden. Dann mag Ihr Gesprächspartner Sie – auch
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