Selfmade: erfolg reich leben (German Edition)
vor
Einmal wollte ich sogar ganz aufgeben und mein Leben beenden. Das war bei der Bundeswehr, im Winter 1978, ich erinnere mich noch genau: In der Silvesterwoche hatte ich Wachdienst, bei minus 15 Grad. Meine Freundin und ich hatten uns gerade getrennt. Mein Studium war bis zum Ende meiner Bundeswehrzeit verschoben und nach einem Unfall mit Totalschaden hatte ich kein Auto mehr. Die mögliche Karriere als Profisportler war zerstört, alle Freunde quer durch Deutschland verstreut und ich war mit meinen Eltern verkracht. Darüber hinaus war ich absolut übermüdet und durchgefroren wie noch nie. Wozu weitermachen? Ich fühlte mich total verlassen und war völlig verzweifelt. Für einen Moment sah ich in meinem Leben keinen Sinn mehr und da schoss mir kurz der Gedanke durch den Kopf, mir mit meinem Gewehr die Kugel zu geben. Doch schnell war dieser grausame Gedanke wieder weg und ich dachte an das Ende der Wachzeit und freute mich auf das warme Bett. Als ich später in meinem Bett lag, kam ich glücklicherweise wieder aus diesem Zwischentief heraus und die dunklen Gedanken verflogen. Ich dachte sogar schon an die nächsten Sommerferien. Wenn Sie sich einmal in einem tiefen Tal gefangen fühlen, hilft es beim Durchhalten, wenn Sie an das Ende der Strapaze denken. Wenn Sie sich durch eine schwierige Arbeitswoche kämpfen, denken Sie an das tolle Gefühl, wenn Sie am Wochenende wieder bei Ihren Lieben sein werden – bei Ihrem Partner, Ihren Kindern und Freunden.
Durchhalten ist leichter, wenn Sie dabei gezielt die Hoffnung auf ein gutes Ende in ihrem Innern nähern. Stellen Sie sich vor, wie gut Sie sich fühlen werden, wenn Sie alles durchgestanden haben. Bergwandern ist sehr anstrengend, und bestimmt kennen Sie das auch: Auf dem Weg zum Gipfel überlegt man immer wieder, ob man nicht umkehren sollte. Aber wenn man durchhält, wird man entschädigt, wenn man oben auf dem Gipfel steht und die tolle Aussicht genießt. Das Gefühl, etwas so Schwieriges geschafft zu haben, kann geradezu berauschend sein – ganz abgesehen von der Berghütte, in der ein kühles Bier und eine leckere Brotzeit auf die Gipfelstürmer warten.
Denken auch Sie auf dem Weg zu Ihren persönlichen Gipfeln immer an das schöne Gefühl, das Sie am Ziel genießen werden. Dadurch halten Sie leichter durch. Ihre eigene Motivation wird Ihnen helfen, den langen, oftmals steilen Weg zu gehen – und noch darüber hinaus.
Den Rekord-Bergsteiger Reinhold Messner, der alle Achttausender der Erde ohne künstliche Sauerstoffunterstützung bezwungen hat, lernte ich im Jahr 2000 kennen. Wir sprachen beide auf einem Motivationstag in der Münchner Olympiahalle vor 18 000 Leuten. Flachlandtiroler wie ich und vielleicht auch Sie können uns kaum vorstellen, wie es bei minus 30 Grad Celsius nach stundenlangem Schneesturm in einem aussieht. Hatte di eser Mann, als er sich total erschöpft im ewigen Eis vorankämpfte, nicht viel mehr Gründe aufzugeben, als Sie jemals haben können?
Aus jedem Tal führt ein Weg heraus. Sie dürfen nur nicht im tiefen Tal hin- und hergehen: Sie müssen weiter bergan klettern, wie mühsam es auch sein mag.
Weitermachen erhöht die Erfolgsquote
Risiken und Chancen sind kalkulierbare Wahrscheinlichkeiten. Der langjährige Trainer der deutschen Handballnationalmannschaft, Heiner Brandt, erklärte mir einmal während einer Podiumsdiskussion, wie sich das Gesetz der Wahrscheinlichkeit im Handball auswirkt. Angenommen, ein Spieler erzielt jeweils bei drei Würfen ein Tor. Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit muss er dann also sechsmal antreten, wenn er zweimal ins Tor treffen will. Bei zwölf Versuchen kommt er schon auf vier Siegtreffer. Wahrscheinlichkeitsrechnung ist unwahrscheinlich hilfreich: Kein Topspieler verfiele auf den Gedanken, die restlichen acht Schüsse als »Misserfolge« zu beklagen. Es ist eigentlich ganz einfach: Wer länger durchhält, fährt auch mehr Treffer ein.
Trotzdem habe ich bei Schulungen oft erlebt, dass sich manche Berater der hilfreichen Quotenlogik nicht immer bewusst sind. Dabei lassen sich die Gesetze der Wahrscheinlichkeitsrechnung ganz einfach als mentale Durchhalteverstärker nutzen: Wenn Sie drei Personen Ihre Beratung anbieten und einer von ihnen Ja sagt, dann ist das eine Erfolgsquote von 33 Prozent. Wenn Sie also neun Personen fragen, kommen Sie schon auf drei Erfolge. Dreifacher Einsatz, dreimal so hohes Resultat – durchhalten lohnt sich also! Und wer stattdessen frustriert ist, weil ja sechs
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