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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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zu sprechen?«, warf Bruno ein.
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich weiß nicht, warum. Auf jeden Fall seh ich da meinen Mann und hab zu ihm gesagt, gib mir doch schon mal dein Gewehr, ich bring’s heim und schließ es in den Schrank, dann hast du beide Hände frei. Der Markus war nämlich grad dabei, das erlegte Wild auf einen Leiterwagen zu packen. Die wollten ja bei uns im Garten ihre Strecke legen.«
    Sie schwieg und zog die Stirn kraus.
    »Sie haben das Gewehr dann aber nicht heimgebracht und in den Schrank geschlossen«, ergänzte Franziska nun ganz ruhig.
    Elise Waldmoser nickte.
    »Sondern?« Franziska sah sie fragend an.
    »Da ist doch diese große Figur von der Binderin da in der ihrem Vorgarten. Und ich hab mir gedacht, die schaut direkt auf die Halber und den Hellmann. Diese Figur, die hat dem das alles eingeflößt. Die hat ihn so bös gemacht. Und deshalb bin ich mit dem Gewehr in der Hand zu der Figur. Die ist ja so riesig. Und wie ich da so steh, kommt der aus dem Haus raus, der Hellmann. Kommt da raus, als sei nix gewesen, und geht zu dem Auto. Und ich denk plötzlich, der holt da jetzt seine ganze Zettelwirtschaft raus, und dann zeigt er alles der Jagdgesellschaft. Und wie ich das so denk, hab ich auch schon geschrien. Vor Schreck und vor Entsetzen. Auf jeden Fall richtet der sich auf, aber bevor der sich noch umdrehen konnte, hab ich auch schon geschossen, so aus Reflex.«
    »Und tödlich getroffen«, ergänzte Franziska.
    »Ja«, sagte Elise Waldmoser und fügte leise und fast ein wenig entschuldigend hinzu: »Ich war achtmal Schützenkönigin von Kleinöd.«
    »Sie müssen jetzt mit uns kommen. Packen Sie ein paar Sachen zusammen.«
    Mord war ein Fall fürs Landgericht, weshalb sie Elise Waldmoser nach Landshut in die Untersuchungshaft bringen mussten. Bruno fuhr diesmal nicht ganz so schnell wie sonst. Franziska saß mit Elise auf der Rückbank des Wagens. Es war ein Dienstfahrzeug, bei dem die rückwärtigen Türen nicht von innen geöffnet werden konnten.
    Von unterwegs rief Elise Waldmoser ihren Mann an und bat ihn, ihr eine Anwältin zu besorgen. »Eine, die selber Kinder hat. Sonst versteht die das alles nicht. Frag den Buam. Der wird dir schon die richtigen Namen nennen.«
    Die Nachfragen ihres Mannes, was denn eigentlich los sei und was das Ganze zu bedeuten habe, überging sie und wandte sich nach dem Gespräch mit einem Achselzucken an Franziska: »Der weiß nix, gar nix.«
    Elise Waldmoser wurde der Untersuchungsrichterin vorgeführt und gestand alles.
    Als sie etwa zwei Stunden später wieder allein im Wagen saßen, schüttelte Franziska den Kopf. »Ist es nicht unglaublich, wie der Zufall manchmal wirkt?«
    »Zufall heißt doch nur, dass das Schicksal dir etwas zuspielt«, kommentierte Bruno altklug. Er war in absoluter Hochstimmung. Die Untersuchungsrichterin hatte seine Eleganz falsch gedeutet und ihn für Franziskas Vorgesetzten gehalten. Und prompt hatte Bruno sich aufgeführt, als arbeite der ganze niederbayerische Polizeiapparat einzig und allein nach seinen Weisungen.
    »Egal, ob zugespielt oder nicht.« Sie seufzte. »Da beginnt unser Günther Hellmann mit seinem Gläsernen-Vilstal-Projekt und holt sich beim Umräumen der Bibliothek in Landau einen Bandscheibenvorfall. Zu viele Bücher geschleppt. Bis dahin alles noch nachvollziehbar. Auch, dass er zur Kur nach Bad Steben geschickt wird …«
    »O Gott«, murmelte Bruno. »Da ist es wirklich ein wenig trostlos. Bis auf die Therme und die Spielbank.«
    »Er war weder in dem einen noch in dem anderen, sondern in einer ganz normalen Kurklinik, und da wird dann ein Neuankömmling an seinen Tisch gesetzt, und wie man sich so vorstellt, sagt der: ›Landau? Ja, das hab ich schon mal gehört. Wissen Sie, mein Vater war vor ewig langer Zeit in Bad Kissingen zur Kur und hat dort eine Liebschaft gehabt. Auch wenn meine Mutter es nicht gerne hörte, hat er immer wieder davon erzählt. Von seiner Elise aus Kleinöd bei Landau. Ist das nicht ein lustiger Ortsname?‹ So ist der Dr. Hellmann der Elise auf die Spur gekommen.«
    »Woher weißt du das?« Bruno hob auf unnachahmliche Weise seine Augenbrauen.
    »Von Gertraud. Sie hat mir das alles erzählt, aber ohne irgendwelche Namen zu nennen. Und ich brauchte dann nur noch eins und eins zusammenzuzählen.«
    Franziskas Kollege nickte nachdenklich. »Trotzdem eigenartig. Warum beispielsweise ist das Waldmoser-Bürscherl damals nicht aktiv geworden, als sein Kind entführt wurde?

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