Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
Schützenverein von Kleinöd?«
Der Wildhüter nickte.
»Schießen da nur Männer?«
»Naa. Natürlich nicht.« Lukas Reschreiter schüttelte den Kopf.
»Wird auch schon mal eine Frau Schützenkönigin?«
Der Luck nickte.
»Und wer war am häufigsten Schützenkönigin?«
»Die Waldmoser Elise.«
Bruno nickte triumphierend, ballte die rechte Hand zur Faust und wies mit dem Daumen in die Luft.
Franziska wurde bleich. »Ich fass es nicht.« Sie fixierte ihren Besucher und stellte kopfschüttelnd fest: » Die also hat Ihnen die Sache mit den Hexenfingern angeschafft.«
Er nickte heftig und stammelte zitternd: »Ich sag aber nix, ich sag nix, ich hab nix gesagt.«
Bruno legte ihm seine überaus gepflegte Hand auf die Schulter. »Das stimmt. Sie haben nichts gesagt.«
Fanny ahnte nicht, dass dies ein Tag war, dessen Sonnenuntergang sie nicht mehr erleben sollte. Sie begrüßte Meinrad mit einem erfreuten Grunzen und hob ihren mächtigen Kopf. Gestern hatte er es irgendwie geschafft, sie auf die Sackwaage zu locken, und dabei herausgefunden, dass sie über zweihundertdreißig Kilo wog, Malwine hatte sie nicht umsonst »unsere Wuchtbrumme« genannt.
Zum Abschied hatte er eine letzte Portion Pellkartoffeln für sie gekocht und kippte den lauwarmen Brei nun in ihren Trog. In einem Anflug von Sentimentalität hatte er sogar noch Petersiliensträußchen daruntergemischt. Er schalt sich einen sentimentalen Deppen und wechselte die Streu. Fanny sollte denken, dass dies ein Tag wie jeder andere war. Gleich würde der Metzger kommen. »Vielleicht trefft ihr euch dann da oben, später«, versuchte er sich selbst zu trösten. Fanny schmatzte.
Er war froh, dass Martha Moosthenninger ihm ein Viertel des Schlachtfleisches abnahm. Am Rest hatte sich der Koch des Blauen Vogels interessiert gezeigt.
Voller Hingabe fraß die Sau ihre Henkersmahlzeit, und er strich ihr freundlich über den borstigen Kopf, als sein Handy klingelte.
»Du, morgen ist es so weit, endlich!« Marthas Stimme klang triumphierend.
Meinrad zuckte zusammen. Nachdrücklich stellte er klar: »Morgen wird Malwine beerdigt.«
»Ach ja. Das stimmt.« Beschämt über die Taktlosigkeit ihrer jubelnden Ansage schwieg Martha einen Moment. »Genau, und bei der Beerdigung sehen wir uns dann ja auch, aber weißt …« Und schon war sie wieder in ihre hoffnungsfrohe Stimmung abgetaucht und gab frohlockend kund: »Nachmittags um vier, da kommt dann der Geometer, weißt schon, der mit den Gichtfingern, und zwei Doktoren, und dann wird an deiner Quelle endlich das Wunder vollzogen. Und zwar unter Zeugen. Anschließend wird dann die Agnes seliggesprochen. Ganz bestimmt. Deine leibeigene Tante. Mei o mei, dass wir das noch erleben dürfen.«
Meinrad merkte, dass ihm das ziemlich egal war.
»Und dann bauen die eine Basilika direkt über der Agnes ihrer Quelle und wenn wir Glück haben, kommt sogar der Papst vorbei, denn der ist ja ein Landsmann von der seligen Agnes, quasi ein Nachbar. Aber weißt du, ich ruf jetzt auch nur an«, fuhr Martha fort, »weil ich dich bitten wollt, das Zelt da vom Bürgermeister abzubauen. Es sieht doch ziemlich blöd aus, wenn da über unserer Quelle eine Plane steht mit dem Schildchen dran, dass alles der Gemeinde gehört. Reiß es ab. Wegen der Neutralität. Weißt schon.«
»Der Bürgermeister hat halt damals geglaubt, dass ihm der Grund gehört«, murmelte Meinrad schwach.
»Glauben ist nicht Wissen«, unterbrach Martha ihn.
Meinrad dachte, dass das eine ziemlich gewagte Aussage war für eine, deren Bruder doch vom Glauben in Lohn und Brot gehalten wurde. Aber eigentlich ging ihn das alles nichts an. »Mach ich.«
»Super!« Da hatte sie auch schon wieder aufgelegt.
Sie hatten den Reschreiter Luck mit seinem Dackel wieder gehen lassen, allerdings mit der Auflage, sich nicht außer Landes zu bewegen. Der Luck hatte sie dabei total verständnislos angeguckt. Tatsächlich hatte er die Grenzen seines Landes noch niemals überschritten. Schon eine Fahrt nach München war für ihn eine größere Reise. Außerdem sprachen die Leute in der Stadt so merkwürdig und unverständlich, das würde im Ausland natürlich noch viel schlimmer sein.
Jetzt stieg Franziska zu ihrem rot gekleideten Kollegen in den Wagen. Mit ihrer grauen Flanellhose und dem hellgrauen Rolli fühlte sie sich neben ihm wie das berühmte Aschenputtel. Es würde Brunos Tag werden. Nun denn: Warum auch nicht? Ihr Kollege war so souverän und selbstbewusst, er sollte ruhig
Weitere Kostenlose Bücher