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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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Bruno hervor und hielt ihr seinen Ausweis unter die Nase.
    »Ja, und?«
    »Wir müssen in die Wohnung des Herrn Hellmann.«
    »Der Herr Dr. Hellmann ist nicht da. Der arbeitet um diese Zeit in der Bibliothek. Am besten gehen Sie da gleich diese Straße runter und dann die übernächste rechts, dann sehn Sie’s schon.« Resolut wies sie ihnen den Weg.
    »Wir wollen aber in die Wohnung des Herrn Hellmann, nicht in die Bibliothek.«
    »Das hab ich durchaus verstanden, mein Herr. Aber der soll sie reinlassen. Da kann ja ein jeder kommen. Dies ist ein ordentliches Haus, und das Haus ist auch deshalb so ordentlich, weil ich darauf achte. Meine Mieter können sich auf mich verlassen. Wo haben Sie denn den Schlüssel her?«
    »Seit wann ist denn der Herr Hellmann schon Ihr Mieter?«, fragte Franziska und sah, dass die kleine Frau Brunos Blick suchte und verbindlich lächelte, bevor sie ausschließlich ihm antwortete: »Bestimmt schon zehn, fünfzehn Jahre. Da müsst ich nachschaun. So ein seriöser Mann. Raucht nicht, trinkt nicht, kann sogar selber kochen.«
    Sie sah aus, als würde sie ihn jederzeit gegen ihren Ehemann eintauschen wollen.
    »Und Damenbesuch?«
    Wieder erhielt Bruno die Antwort auf Franziskas Frage. »Damenbesuch? Nein. Das hätt ich g’wiss gemerkt. ›Wissen Sie, irgendwann‹, hab ich immer zu ihm gesagt, ›irgendwann finden Sie schon die Richtige. Jede Frau mag einen Mann, der gut kocht.‹«
    Sie stutzte plötzlich und schien erst jetzt den Zusammenhang zu kapieren. »Sie sind von der Polizei?«
    »Ja.«
    »Ist was passiert?«
    Franziska nickte. »Können wir reinkommen?«
    Sie murmelte ein »Ja« und sah Bruno erwartungsvoll an. Der schlüpfte in die Rolle des Schlechte-Nachrichten-Übermittlers, unterlegte seine Stimme mit einem betroffenen Ton und sagte, was zu sagen war: »Herr Dr. Hellmann ist tot.«
    Die kleine Frau schüttelte so vehement den Kopf, dass ihr Haar nach allen Seiten stob. »Das kann nicht sein. Ich hab ihn Samstag noch gesehn. Pfeifend ist er die Treppe heruntergekommen und hat mich freundlich gegrüßt. Vermutlich wollte er auf den Markt und frisches Gemüse einkaufen.«
    »Herr Hellmann ist am Samstagabend einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen«, teilte Franziska ihr mit und nahm den kleinen Hausflur in Augenschein.
    Die Frau wurde blass und schwankte leicht.
    Bruno fing sie auf. Ohne Umschweife war er in die Rolle des rettenden Engels geschlüpft.
    »Geht’s?« Er stellte die Hausbesitzerin wieder auf ihre eigenen Beine.
    Die nickte.
    »Also, wo ist die Wohnung?«
    Sie ging ihnen voran.
    »Würden Sie dann bitte aufschließen?«, fragte die Hauseigentümerin, als sie vor Hellmanns Wohnungstür standen, und sah Bruno so anerkennend an, als setze er mit diesem Schlüsselumdrehen sein Leben aufs Spiel.
    »Danke, wir machen das allein«, stellte Franziska klar, als ihr Kollege aufgesperrt hatte, und schob Brunos Verehrerin etwas resoluter als nötig zur Seite.
    »Ja aber …«, wandte die Hausbesitzerin ein.
    »Passt schon.« Bruno verbeugte sich leicht. »Sollen wir bei Ihnen klingeln, wenn wir fertig sind?«
    »Wie Sie meinen.« Beleidigt zog sie von dannen.
    Bruno suchte den Lichtschalter. Von einem dunklen Flur gingen fünf Türen ab. Zwei rechts, zwei links und eine am Kopfende. An der Garderobe hingen eine Schaffelljacke und ein dunkelblauer Schal. Auf einem Regal standen vier Paar blitzblank geputzte Schuhe und ein Paar Filzpantoffeln. Es war kalt. Vermutlich hatte Herr Dr. Hellmann alle Heizkörper heruntergedreht.
    »Scheint jedenfalls nicht so, als sei hier eingebrochen worden«, stellte Bruno fest.
    Franziska nickte.
    »Eigentlich sieht es sogar ganz ordentlich aus«, meinte sie nach einer Weile. Sie hatten inzwischen das geputzte Bad, die aufgeräumte Küche und das kühle Schlafzimmer besichtigt. »Er hätte Gertraud problemlos mit herbringen können. Da hätte sie gleich gesehen, dass ihr Zukünftiger ein ordentlicher Hausmann war.«
    »Jawohl, Frau Hausmann.« Bruno lächelte und öffnete die nächste Tür. Es war Günthers Arbeitszimmer. Dort standen ein großer gläserner Schreibtisch, zwei Aktenschränke und ein Schreibtischstuhl. Auf dem Schreibtisch ein Karton mit Günthers Visitenkarten sowie eine Rolodex aus jener Zeit, in der es noch keine Computer gab und Visitenkarten alphabetisch in die stählerne Halterung einer Rollkartei eingehängt wurden.
    Franziska blätterte sie durch. Unter H waren nur zwei Einträge. Halber Gertraud, verziert mit einem

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