Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
Vom Netzwerk:
flüchtig bei unserer Hochzeit gesehen. Was hat er angestellt?«
    »Es tut mir sehr leid, Ihnen das mitteilen zu müssen. Ihr Schwager ist verstorben. Und deshalb bin ich hier.«
    Die Frau nickte und griff zum Telefon, auf dem sie eine Kurzwahltaste drückte. Während sich der Anruf aufbaute, betrachtete sie das Baby in ihrem Arm so verwundert, als wisse sie nicht, wo es herkomme und was sie damit zu tun habe. Endlich meldete sich jemand. »Edwin, bist du’s? Komm sofort heim, dein Bruder ist tot.«
    Am anderen Ende der Leitung baute sich ein Wortschwall auf.
    »Ja, weiß ich doch auch nicht, da ist grad eine Frau …« Sie nahm Franziskas Kärtchen in die Hand und las vor: »… Hauptkommissarin Hausmann aus Landau gekommen. Und zwar wegen deinem Bruder. Ich kann dazu ja nun wirklich nix sagen.«
    Wieder schien der Mann am anderen Ende ungewöhnlich viel zu sagen. Die Frau hörte ihm andächtig zu. Dann wurde es plötzlich still, und Frau Hellmann legte das Telefon zur Seite.
    »Er kommt sofort – ich schätze, dass er in einer Viertelstunde hier ist.«
    Sie bat Franziska, Platz zu nehmen, und verließ ohne ein Wort der Erklärung das Zimmer.
    Franziska saß allein auf der Sofakante und wartete. Als die Standuhr fünf nach fünf zeigte, ahnte die Kommissarin, dass sie hier auf Herrn Hellmann zu warten hatte, und zwar allein. Vielleicht waren das die Befehle gewesen, die er ins Telefon gebrüllt hatte und an die seine Frau sich nun auch hielt.
    Sie stellte sich hinter das mit rosa blühenden Orchideen bestückte Blumenfenster. Von hier aus hatte man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt und den Turm der Sankt-Johannes-Kirche.
    Um die Zeit zu nutzen, rief sie Bruno an. »Ich bin’s. Gibt’s was Neues?«
    »Einen Superrechner hat der da gehabt. Echt. Und beste Qualität – wenn ich mal wieder Kohle hab, dann kauf ich mir auch so ein Teil. Und auch mit einem Zwanzig-Zoll-Bildschirm.«
    »Hör mal, das will ich nicht wissen. Wie weit bist du?«
    »Das Ding ist leider passwortgeschützt. Ich bin noch nicht drin. Dabei hat er sich selbst eine Eselsbrücke gebaut – für den Fall, dass er es vergisst. Hier steht es: Kennworthinweis.«
    »Lies vor, was steht in dem Hinweis?«
    »Zweiter Name vom Zweitliebsten«, zitierte Bruno und fügte hinzu: »Ich könnte mir vorstellen, dass das Vilstal seine zweitliebste Beschäftigung ist. Vielleicht auch Gertraud oder deren Tochter mit dem unsäglichen Namen Eulalia. Aber mit all diesen Begriffen bin ich nicht reingekommen.«
    Franziska unterbrach ihn. »Die Tochter heißt Eulalia-Sophie. Gib doch mal ›Sophie‹ ein, bitte.«
    Sie hörte, wie er das Telefon zur Seite legte und sechs Buchstaben tippte. Stille. Dann ein erleichterter Seufzer. »Ich hab’s, super. Ich bin drin, und du bist spitze.«
    »Danke. Das hör ich gern. Endlich mal ein Lob von dir. Übrigens, wenn du was Interessantes findest, ruf mich bitte auf dem Handy an. Sonst sehen wir uns morgen. Ich bin sicher noch ein Stündchen hier bei den Hellmanns und fahre dann gleich heim.«
    »Genau. Ich schau mir kurz die Dateien an, und dann werd ich auch bald Schluss machen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Sie sah auf ihre Uhr und dann wieder aus dem Fenster.
    Um genau siebzehn Uhr fünfundzwanzig parkte Edwin Hellmann sein silbergraues Auto der Premiumklasse in seinem exklusiven Carport aus wetterfestem Holz. Mit mehrfachen Anläufen manövrierte er es unter die Bedachung, als sei es ein schwer zu steuerndes Schiff.
    Dem Wagen entstieg ein Mann im Nadelstreifenanzug, mit weißem Hemd und roter Krawatte. Soviel sie wusste, arbeitete er in einer Bank – seinem Outfit nach zu urteilen auf einer höheren Ebene. Auf den ersten Blick schätzte sie ihn als jemanden ein, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Zu Hause und im Büro.
    Sie hörte, wie er die Haustür aufschloss und, ohne Frau und Kinder zu begrüßen, direkt zu ihr ins Wohnzimmer stürzte.
    »Ich hab nicht viel Zeit. Was ist denn nun mit Günther?« Er blieb ein bisschen zu dicht vor ihr stehen. Sie wich einen Schritt zurück.
    »Herr Hellmann, wollen Sie sich nicht setzen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen. Ihr Bruder ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Geht’s auch etwas klarer?«
    Franziska schwieg ihn fünf Sekunden lang an, in denen ihr klar wurde, dass sie ihn nicht mochte. Also zwang sie sich, besonders professionell zu sein.
    »Selbstverständlich. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher