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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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ein lautes Knurren. Martha und Meinrad sahen besorgt auf den Hund. Der aber lag friedlich zu Meinrads Füßen unter dem Kaffeetisch.
    Ein Blick auf die leere Keksschale ließ Martha Schreckliches vermuten: »Sie haben noch Hunger?«
    Ägidius Alberti sah sie an und wurde rot.
    »Dann war das Ihr Magen, der eben so geknurrt hat?«
    Er nickte verschämt.
    Meinrad sprang auf. »Entschuldigen Sie, ich bin ja wirklich ein schlechter Gastgeber, warten Sie einen Moment, ach, ich bin es einfach nicht gewöhnt, Besuch zu haben.« Völlig konfus verschwand er in der Küche und kam kurz darauf mit einer großen Keksdose zurück.
    Er warf einen besorgten Blick auf Ägidius Alberti. »Sie leiden wohl an Unterzucker und müssen deshalb regelmäßig essen?« Dann kippte er den Inhalt der Dose in die Porzellanschale. »Greifen Sie zu. Oder hätten S’ lieber was Salziges?«
    Ägidius Alberti schüttelte den Kopf und stopfte wortlos ein paar Zwetschgenwürfel in sich hinein.
    Meinrad betrachtete ihn nachdenklich und murmelte wehmütig: »Ach, die Malwine hat jeden Tag gekocht. Mittags und abends, und alles, was da so übrig blieb, hat dann ihr Hausschwein gekriegt.« Seufzend fügte er dann hinzu: »Allein koch ich mir natürlich nichts. Und die Fanny werd ich dann wohl schlachten lassen.«
    »Die Sau hat einen Namen?« Martha staunte.
    »Ja, und weil sie einen Namen hat, kann sie die Fanny auch nicht schlachten. Konnte sie sie nicht schlachten«, verbesserte Meinrad sich und seufzte. »Ich werde sie wohl zum Metzger bringen müssen. Sonst verhungert die mir hier noch.«
    Nach einer Weile der andächtigen Stille stand Meinrad auf und schenkte Kaffee nach. Seine Augen funkelten, und seine Wangen hatten sich gerötet. Er wirkte anders als früher, so lebendig, fand Martha. Als Gastgeber und voraussichtlich rechtmäßiger Erbe des Brunnerhofs musste er sich nicht mehr hinter Unverbindlichkeiten verstecken. Sie war davon überzeugt, dass er zu sich selbst gefunden hatte, weil er nun wusste, wo er herkam. Er hat seine Wurzeln entdeckt, dachte sie. Er ist geerdet. Und sie war stolz auf sich, weil auch sie mit einem kleinen, aber entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung beigetragen hatte.
    Mit einem Mal kippelte der Tisch, und ein kreidebleicher Ägidius Alberti wollte wissen, wo denn das Bad sei. Meinrad wies Richtung Flur, murmelte was von »zweite Tür rechts«, und der große und dünne Mann schoss aus dem Zimmer. Er übergab sich bei offener Badezimmertür in die Toilettenschüssel. Sein Würgen und Husten hallte durchs Haus. Der Hund Joschi unterm Tisch spitzte die Ohren.
    »Was ist denn mit dem los?« Meinrad sah ihm besorgt nach.
    »Ach, weißt, der ist gestern zu uns gekommen, um die Seligsprechung deiner Tante Agnes zu überprüfen. Und ich fürcht, ich hab dem zu viel zu essen gegeben. Wenn du mich fragst, so hat der in dem Kloster, wo er hergekommen ist, so was wie Fastenexerzitien gemacht, also gar nix gegessen und nur Wasser getrunken, weil das ja wohl die Erleuchtung befördert. Dass es dem nun so schlecht geht, ist meine Schuld. Da hat mir die Agnes auch leider gar keinen Tipp gegeben. Mei, und vorhin hab ich ihn noch vier Dampfnudeln essen lassen und dann all die Kekse und der Kaffee. Ich sollt ihn heimbringen und mit Kamillentee versorgen.«
    Meinrad nickte. »Ja, so dünn wie der ist, ich dacht schon, der ist krank. Aber du wirst ihn schon wieder aufpäppeln.«
    Bleich und zitternd ließ sich Bruder Ägidius wenig später von Martha zum Wagen führen und fiel schweißüberströmt und erschöpft auf den Beifahrersitz. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu.
    »Mei, Bruder Ägidius, das hätten S’ mir schon sagen können, dass Sie sich erst wieder ans Essen gewöhnen müssen, ich kenn mich nämlich auch mit der Diätküche aus.«
    Der Mann neben ihr atmete flach.
    »Ganz ruhig«, sagte sie zu ihm. »Haben Sie Vertrauen. Alles wird gut.«
    Dies war natürlich nicht der richtige Moment, um nach dem herrlichen Wort zu fragen, das er neben der Quelle ausgesprochen hatte. Basilika. Es hörte sich wunderbar an. Und es war sicher ganz im Sinne der Harbinger Agnes. In ihrer Phantasie errichtete sie sogleich oberhalb der Quelle ein petersdomähnliches Gebäude und ließ heiliges, heißes und heilendes Wasser in ein gigantisches Taufbecken fließen, gab dem Gotteshaus den Namen »Agnesdom« und versäumte es auch nicht, ihren eigenen Namen in den Grundstein einmeißeln zu lassen.
    Sie fuhren an der Polizeistation vorbei, und

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