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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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obgleich sie die Antwort sehr wohl kannte.
    »Die Angestellten von der Ausländerbehörde«, antwortete er sofort. »Und die vom Justizministerium natürlich. Ziemlich viele also. Und einige von den Leuten, die in den Flüchtlingsheimen arbeiten, nehme ich an«, fügte er beim Gedanken an den verlegenen Norweger hinzu, der ganz ruhig und ohne einzugreifen zugesehen hatte, wie zwei Flüchtlinge aufeinander losgegangen waren.
    »Ja«, sagte sie.
    Aber sie dachte an etwas anderes.
    Alle anderen Fälle wurden vorläufig auf Eis gelegt. Mit einer Effektivität, die die meisten Beteiligten verblüffte, wurden die Ressourcen der Abteilung innerhalb einer Stunde neu verteilt. Das Bereitschaftszimmer unten in der blauen Zone wurde plötzlich zu einem Zentrum brodelnder Aktivitäten.
    Es war jedoch zu klein für die Besprechung, auf der der Abteilungsleiter bestand, und deshalb versammelten sie sich im Besprechungsraum. Was sich sehr gut machte, denn das Zimmer hatte keine Fenster und diente auch als Speiseraum. Und es war gerade Mittag.
    Der Kriminaldirektor, ein kugelrunder Mann mit grenzenlos naivem Gesichtsausdruck unter seinen schütteren grauen Locken war ebenfalls anwesend. Er kaute an einem riesigen Butterbrot herum. Zwischen den beiden Weißbrotscheiben quoll Mayonnaise hervor und legte sich wie eine widerliche fette Larve auf seine viel zu enge Uniformhose. Er wischte sie beschämt mit dem Zeigefinger ab und versuchte, den dunklen Fleck wegzureiben. Der davon natürlich nur größer wurde.
    »Die Sache ist ziemlich ernst«, begann der Abteilungschef.
    Er war ein sehr gut aussehender Mann, athletisch und breit, mit einem dunklen, kurzgeschnittenen Haarkranz um den ansonsten ratzekahlen Schädel. Seine Augen saßen auffällig tief, aber bei näherem Hinsehen erwiesen sie sich als intensiv, groß und sehr dunkelbraun. Er trug eine leichte helle Sommerhose und ein engsitzendes Polohemd.
    »Amt?«
    Der Mann, der aufgefordert war, etwas zu sagen, schob seinen Stuhl ein Stück vom Tisch zurück, stand jedoch nicht auf.
    »Ich habe die FK -Nummern im Blut überprüft. Sie waren nicht überall gleich deutlich, aber wenn wir uns an diese Lesart halten …« Er zog ein Stück Pappe hervor und hielt es hoch. »… und das ist die wahrscheinlichste, dann handelt es sich bei allen vier Nummern um Frauen.«
    Es war jetzt ganz still im Zimmer.
    »Alle zwischen dreiundzwanzig und neunundzwanzig. Alle sind allein nach Norwegen gekommen. Keine hatte hier schon Verwandte wohnen. Außerdem …«
    Sie wußten, was er jetzt sagen würde. Der Abteilungschef spürte, wie ihm der Schweiß über die Schläfen troff. Der Kriminaldirektor schnaubte wie eine schwitzende Bulldogge. Hanne Wilhelmsen wäre am liebsten gegangen.
    »Sie sind alle verschwunden.«
    Nach einer langen Pause, die niemanden überraschte, ergriff der Abteilungschef wieder das Wort.
    »Kann die Tote eine dieser vier sein?«
    »Das läßt sich noch nicht sagen. Aber wir gehen natürlich davon aus.«
    »Erik, bist du bei der Jagd auf das Blut schon weitergekommen?«
    Der Polizist erhob sich, im Gegensatz zu seinem erfahreneren Kollegen Arnt.
    »Ich habe alle Schlachtereien angerufen«, sagte er und schluckte vor Nervosität. »Vierundzwanzig Stück. Jeder kann Blut kaufen. Meistens stammt das Blut von Rindern. Es muß allerdings fast überall im voraus bestellt werden. Es gibt so gut wie keinen Markt mehr. Es macht kaum noch jemand selbst Blutpudding, wie es scheint. Nirgendwo hatten sie etwas Außergewöhnliches zu erzählen. Es gab keinen Großeinkauf, meine ich.«
    »Gut«, sagte der Abteilungschef. »Bleib trotzdem in der Sache am Ball.«
    Erleichtert ließ Erik Henriksen sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
    »Der Chef von der Ausländerbehörde«, murmelte Hanne Wilhelmsen.
    »Was hast du gesagt?«
    »Der Chef von der Ausländerbehörde«, wiederholte sie, diesmal etwas lauter. »Ich habe ihn vor kurzem im Radio gehört. Er sagt, daß den Behörden pro Jahr fünfzehnhundert Flüchtlinge ›verlorengehen‹.«
    »Verlorengehen?«
    »Ja, sie verschwinden einfach. Die meisten würden natürlich ganz einfach ausgewiesen werden, und das ist ihnen klar.
    Die Ausländerbehörde meint, daß die einfach in ein anderes Land fliehen, ohne sich abzumelden. Nach Schweden vielleicht, oder runter nach Europa. Manche fahren auch einfach nach Hause. Das hat jedenfalls dieser Mensch von der Ausländerbehörde gesagt.«
    »Aber sucht denn irgendwer nach ihnen?« fragte Erik und bereute

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