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Selige Witwen

Selige Witwen

Titel: Selige Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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ließ etwas Wasser herausfließen und kippte dann den gesamten Inhalt des Methadonfläschchens hinein.
    Wir räumten so eilig das Feld, daß ich in Coras neuem Mantel an einem stacheligen Busch hängenblieb.
    Sowohl Kathrin als auch Pu schliefen noch fest; ohne lang zu fackeln, zogen wir uns aus und legten uns ebenfalls wieder aufs Ohr. Das Frühstück sollte erst um zehn Uhr aufs Zimmer gebracht werden.
    Als es klopfte, war ich die erste, die wach wurde und die Tür öffnete. Ein Servierwagen, der für vier Personen einschließlich der Zeitung alles enthielt, was das Herz begehrte, wurde hereingeschoben. Langsam setzte sich eine nach der anderen in ihrem Bett auf und gähnte; Pu sah im neuen Schlafanzug, der mit Motiven aus dem Kinderbuch Winnie the Pooh bedruckt war, richtig niedlich aus, Kathrin hatte wieder Farbe im Gesicht. Beim anschließenden Gelage gedachten Cora und ich, ihnen etwas Lustiges zu erzählen.
    Leider verstand uns Pu nicht ganz und nervte immer wieder mit der hoffnungsvollen Frage: »Seven dead?«
    »Kommt darauf an, wer den größeren Durst gehabt hat«, phantasierte Cora.
    »Wir könnten ja mal nachsehen«, schlug ich vor. Damit sie mich nicht wieder wie kalten Kaffee oder einen ihrer zahlreichen Lover stehenließ, versuchte ich Cora wie in alten Zeiten durch Eigeninitiative zu imponieren.
    Aber sie meinte, zu einem Besuch bei Sven sei sie noch nicht in der richtigen Stimmung, erst wollte sie in aller Ruhe frühstücken.
    Um zwölf hatten wir zwar unser Dejeuner beendet, waren aber immer noch nicht angezogen. Ohne Eile verschwanden wir nacheinander im Badezimmer und planschten mit Hingabe, denn wir hatten ein wenig Entspannung verdient.
    »Wer von euch hat bloß diese ekligen Stoppeln in der Wanne hinterlassen?« fragte Cora. »Übrigens gibt es ein Schwimmbad im Hotel, aber wie ich die Sache sehe, hat keine von euch einen Badeanzug dabei. Ich geh gleich welche kaufen!«
    »Diesmal komme ich mit«, sagte ich.
    Kathrin machte große Augen. »Du schmeißt ja mit deinem Geld um dich wie ein Ölscheich«, bemerkte sie nicht ohne Neid.
    »Kannste auch bald haben«, sagte Cora, »doch ohne Fleiß kein Preis! Als Lehrerin bietet sich dir aber ein weites Feld, knöpf dir die Kleine mal vor, statt immer nur in die Glotze zu gucken! Wenn wir vom Einkaufen zurückkommen, werde ich eure Fortschritte kontrollieren!« Wir verließen das Hotel unter fröhlichem Winken.
    Als wir zurückkamen, bewies Kathrin schon etwas mehr Courage: »Gerade habe ich ohne Erfolg bei Erik angerufen, um zu testen, ob sich jemand meldet«, sagte sie, »Fehlanzeige.
    Aber Pu weiß die Geheimnummer vom Schwitzkistl, und Coras Stimme kennt dort keiner. Sie könnte doch mal probeweise Sven oder Erik verlangen. Vielleicht erfährt man irgend etwas.«
    »Leider kann ich nicht gut fragen, ob die Herren vielleicht zufällig heute verstorben sind«, wandte Cora ein.
    »Aber meinetwegen! Ich kann mich ja als Sachbearbeiterin vom BKA ausgeben.«
    Im Schwitzkistl bekam Cora die Auskunft, im Augenblick sei weder Rechtsanwalt Schneider noch der Geschäftsführer, Herr Hilter, im Haus. Eine zuckersüße Stimme fragte, ob sie etwas ausrichten könne. Cora drückte auf die Austaste ihres Handys. »Nun wissen wir genausowenig wie zuvor.«
    Als es uns allen am späteren Nachmittag etwas langweilig wurde, wollte Cora aus pädagogischen Gründen den Fernseher nicht gleich wieder anmachen und drehte statt dessen am Radio herum, bis sie auf einen lokalen Nachrichtensender stieß. Ich hörte nur mit halbem Ohr hin, als Kathrin plötzlich »Ruhe!« brüllte.
    Heute morgen gegen sieben Uhr kam auf der A8 aus bisher ungeklärten Gründen ein Frankfurter Rechtsanwalt kurz vor dem Darmstädter Kreuz von der Fahrbahn ab und prallte gegen eine Leitplanke. Der Fahrer des Audi verstarb noch an der Unfallstelle...
    Eine Weile verharrten wir regungslos. Pu starrte uns fragend an, denn sie begriff immerhin, daß wir gerade eine wichtige Information erhalten hatten.
    »Könnte der Tote dein Mann sein?« fragte Cora.
    Kathrin nickte. »Zweifellos! Er ist Rechtsanwalt, es ist seine Automarke. Außerdem war Erik genau zu dieser Zeit unterwegs, anscheinend wollte er zu mir nach Darmstadt..
    .« Unverhofft begann sie aufzuschluchzen.
    »Wer wird denn gleich heulen«, sagte Cora mißbilligend, »das war doch dein eigener Wunsch!«
    Erregt packte Pu die weinende Kathrin am Ärmel. »Seven same-same?« fragte sie.
    Wir erklärten ihr, daß aus dem Polizeibericht nicht

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