Selige Witwen
könne man weiter beraten.
Ungefragt machte sich unsere Sister daran, Gläser und verkrustetes Geschirr zu spülen, während ich abtrocknete und wegräumte. Pu lächelte mir anerkennend zu und erklärte mir ein Thai-Sprichwort: Frauen seien die Hinterbeine des Elefanten.
Ich mußte an meinen Spitznamen denken und fragte neugierig: »Wieso die Hinterbeine?«
Männer seien die Vorderbeine und bestimmten leider die Richtung im Leben; aber die eigentliche Kraft stecke in den hinteren Extremitäten, die sich bestens zum Zertrampeln eigneten.
Cora hatte zugehört. »Da haben wir uns ja ein rechtes Herzchen angelacht«, meinte sie, »nun sind wir im Handumdrehen zur Viererbande mutiert.«
Allmählich fanden wir es an der Zeit, dem Schicksal der toten Mango nachzugehen.
Ebenso wie Kathrin hätte die Afrikanerin noch gelebt, als sie mit Hilter zum Flughafen losgefahren sei, versicherte Pu. Er habe die Frau ausschalten wollen, weil sie getobt habe und sich nicht in den Bordellbetrieb einfügen mochte.
Da uns Pu mit solchen Informationen recht vernünftig unterstützte, wurde sie von Cora als stimmberechtigte Verbündete befragt, was wir ihrer Meinung nach vordringlich unternehmen sollten.
»Please kill Seven«, bat sie.
Cora rang in gespielter Verzweiflung die Hände. »Sieben auf einen Streich? Ich bin doch nicht das tapfere Schneiderlein!« lamentierte sie.
»Mit Seven meint sie Sven, den Fettsack«, kommentierte Kathrin, die halbwegs regeneriert aus den Federn gekrochen war. »Für Asiaten ist es schwer, zwei aufeinanderfolgende Konsonanten auszusprechen.«
Pu nickte, als hätte sie alles verstanden. »And Mister Erik: same-same!« forderte sie.
»Was soll das nun wieder heißen?« fragte ich dümmlich.
Cora wußte es natürlich. »Miss Maja machen peng-peng bei Mister Seven und same-same mit Mister Erik«, sagte sie.
Das konnte ihr so passen.
Trotz unseres munteren Plauderstündchens hielt ich es nicht mehr lange in der Küche aus. Für alle Fälle wollte ich schleunigst mein bißchen Gepäck zusammensuchen, damit ich jederzeit fluchtbereit war. Als ich nach meinem Nachthemd Ausschau hielt, fand ich einen Brief von Andy auf dem Kopfkissen. Wahrscheinlich befürchtete er, ich würde mich wieder ohne ein liebes Wort aus dem Staub machen.
Über diesen Punkt hatte ich zwar nicht weiter nachgedacht, aber im Grunde war klar, daß ich nach Coras Abflug nur rasch meine Siebensachen gepackt hätte und aufgebrochen wäre, um nicht allzu spät bei meinem Kind einzutreffen.
Inzwischen schien mich Andy zu durchschauen, denn er versuchte schriftlich, mich zum Warten zu bewegen. Am späten Nachmittag sei sein Taxidienst zu Ende; falls ich aber trotz seiner Bitte auf und davon sei und er mich nicht mehr umarmen könne, fände ich unter meiner Decke ein Abschiedsgeschenk. Neugierig lupfte ich das Federbett und stieß auf ein Fläschchen mit Methadontropfen. Das kam wie gerufen.
Als ich Cora Andys Andenken zeigte, war sie sichtlich erfreut.
»Gut gemacht, Maja!« lobte sie. »Dann haben wir ja die olle Amerikanerin bald abserviert.«
»Please kill Seven!« ahmte ich Pu nach, und Cora feixte.
»Ob es für so viele reicht?« zweifelte sie. Aber im Grunde waren wir uns ohne langes Palaver einig, daß die Herren Erik und Sven den Vortritt hatten.
Siegesgewiß begaben wir uns wieder zu den beiden anderen.
»You have gun?« fragte Pu und schaute erwartungsvoll zu uns auf. Anscheinend sah man uns die Mordpläne an der Nasenspitze an.
Kathrin, die sich bis jetzt eigentlich noch nicht als Killerin qualifiziert hatte, hieb plötzlich in dieselbe Kerbe.
»Same-same wäre eigentlich auch die Lösung für meine Probleme!« sagte sie. »Wenn Erik unter die Erde käme, hätte ich wieder eine eigene Wohnung und sicher einen ansehnlichen Notgroschen auf der Sparkasse. Auch sonst...« Sie dachte wohl an die Bilder.
Wie eine professionelle Pharmakologin begann Cora, Kathrin über Methadontropfen und ihre Wirkung auf einen körperlich strapazierten Organismus zu informieren. »Das mußt du auf englisch sagen«, verlangte Kathrin. »Unsere Thai-Sister sollte mitreden können. Schließlich hat sie euch den Auftrag erteilt.«
Pu machte große Augen, als wir ihr die Methadon-Flasche zeigten. »Very poison?« fragte sie hoffnungsvoll.
Aber so einfach schien mir die Sache nicht zu sein.
Mühsam erklärte ich ihr, daß wir ihrem Mann und Erik, ohne daß sie es merkten, die Tropfen einflößen und sie anschließend zu einer
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