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Selige Witwen

Selige Witwen

Titel: Selige Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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Mount-Everest-Besteigung oder einem schweißtreibenden Parforceritt animieren mußten. Erst dann hätten wir eine geringe Chance...
    »No, no, Miss Maja!« rief sie und geriet geradezu in Fahrt. Da Sven im letzten Jahr so fett geworden sei, habe Erik ihm Sport verordnet. Jeden Morgen in aller Frühe würden die beiden zusammen joggen.
    »Stimmt«, unterbrach Kathrin, »Erik tut das schon seit Jahren. Noch vor dem Frühstück fährt er nach Sachsenhausen und läuft am Main entlang. Er versuchte früher immer mal wieder, mich auch zu solchen Aktivitäten zu motivieren, aber da war Hopfen und Malz verloren. Kann mir gut denken, daß er jetzt froh ist, einen Dummen gefunden zu haben. Im übrigen weiß ich ziemlich genau, wo er startet...
    Erik nimmt im Rucksack immer eine Flasche Mineralwasser mit, die könnten wir doch präparieren.«
    Alle blickten zu ihr hin und dachten angestrengt nach.
    »Kathrin«, sagte ich mit mildem Vorwurf, »du hast zwar gelegentlich gute Ideen, aber zufällig weiß ich ganz genau, was du für ein Hasenfuß bist. Traust du dich in Eriks Wohnung?
    Und zwar dann, wenn er noch zu Hause ist?«
    »Das ist im Augenblick sekundär«, sagte Cora und legte die Stirn in Falten, »denn unsere auserwählten Opfer werden bald etwas anderes im Sinn haben als Joggen. Sobald ihnen aufgeht, daß wir bei Kathrins Befreiung Mangos Leiche entdeckt haben, werden sie die halbe Frankfurter Unterwelt auf uns ansetzen!«
    Damit wurde klar, daß wir einen großen Fehler machten, wenn wir weiterhin unsere Zeit so gemütlich in der WG-Küche vertrödelten. Unsere Jäger wußten, wo wir zu finden waren.
    Manchmal bewies Cora, daß sie kein Herz aus Stein hat.
    Bevor wir endgültig unser jetziges Quartier verließen, gab sie mir den Auftrag, in einem erstklassigen Hotel in Frankfurt anzurufen und zwei Doppelzimmer oder eine Suite mit Garage zu buchen.
    »Ich muß noch schnell etwas besorgen, bin gleich wieder da!« rief sie und stürzte aus dem Haus.
    Bepackt mit Geschenken kam sie nach einer knappen Stunde in einem eleganten neuen Regenmantel zurück. Für Kathrin hatte sie einen kleinen, aber feinen Orchideenstrauß mitgebracht und für mich ein Paar todschicke Riemchensandaletten, denn sie hatte mit Abscheu die Latschen der Ethnologin an meinen Füßen registriert. Pu bekam eine komplette Aussteuer: Unterwäsche, Pyjama, T-Shirts und ein Kleidchen aus der Kinderabteilung des Kaufhauses, außerdem eine Reisetasche und einen Kulturbeutel samt Inhalt.
    Inzwischen hatte ich eine Luxussuite reservieren lassen, das Köfferchen der kraftlosen Kathrin gepackt und für Andy einen Gruß hinterlegt. Auch Cora schrieb ein paar Zeilen an Felix, denen allerdings nur zu entnehmen war, daß es uns gutging, nicht aber, ob wir bereits auf dem Weg nach Italien waren.
    »Kathrin ist wieder da, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, alles Klärchen«, schloß sie ihren Brief, dann stiegen wir eilig ins Auto. Andy konnte jeden Moment auftauchen, und ich wollte lieber nicht in seine vorwurfsvollen Augen blicken.
    Kathrin war sichtlich gerührt, daß Cora ihr einen Bund Frauenschuh gekauft hatte. »Woher weißt du eigentlich, daß ich Orchideen ganz besonders liebe?« fragte sie auf der Fahrt nach Frankfurt.
    »Als Malerin darf man nicht blind sein«, sagte Cora. »Ich war mal in deinem Zimmer und habe die Blumenzucht bestaunt.«
    Sie benimmt sich wie ein Kavalier auf Brautschau, dachte ich ein wenig eifersüchtig. Dann hatte ich schon wieder andere Sorgen: »Wie sollen wir beim Einchecken bloß erklären, daß Pu keinen Ausweis hat?«
    Meine Bedenken waren jedoch überflüssig, denn Coras Frechheit siegte. An der Rezeption legte sie nur den eigenen Paß vor und trug die florentinische Adresse ein. Ihre gut gespielte Großkotzigkeit und der italienische Akzent, mit dem sie eine Vase verlangte, ließen die Empfangsdame katzbuckeln, während der tief beeindruckte Portier Coras hingeworfene Autoschlüssel auffing und den Ferrari in die Tiefgarage stellte. Sämtliche Kosten sowie Sonderwünsche ihres Gefolges sollten auf ihre Rechnung gehen, bemerkte Cora nebenbei, ließ unser Gepäck auf die Zimmer bringen und geizte nicht mit Trinkgeldern.
    Wie eine gelernte Kammerzofe packte Pu unsere Sachen aus, hängte die Kleider ordentlich in den Schrank und knipste dann den Fernseher an.
    Cora riß mich aus meinen verträumten Betrachtungen und zog mich ins Badezimmer: »Bevor dein Adrenalinspiegel absackt, sollten wir mal Nägel mit Köpfen machen. Hier

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