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Selige Witwen

Selige Witwen

Titel: Selige Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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die umliegenden Restaurants empfehlen und eine kleine Provision dafür erhalten. Mehr als sechs Gäste konnte ich ohnehin nicht beherbergen, damit noch genug Platz für Cora, Béla und mich blieb. Kathrin würde bestimmt bald vor der Tür stehen, vielleicht auch Pu, die dann endlich einmal Europas Sonnenseite kennenlernen durfte.
    Auf jeden Fall wollte ich Felix einladen, seine Semesterferien in Zukunft bei mir zu verbringen. Wenn ich an ihn dachte, wurde mir ganz warm ums Herz. Was Cora wohl dazu sagen würde, wenn ich mit ihrem Vetter eine glückliche Verbindung anstrebte? Oder könnte es mir ähnlich ergehen wie Pamela, die einem Mann zuliebe dieses Podere erworben hatte und sich nun ohne seine Besuche verraten und verkauft vorkam? Mußte ich womöglich monatelang sehnsüchtig und vergeblich auf Cora oder Felix warten, so wie die Amerikanerin auf ihren Maler? War ich überhaupt dazu fähig, mein Leben allein zu bewältigen?
    Aber was sollten diese negativen Gedanken, wo ich doch allen Grund zur Freude hatte. Ganz ohne Mord und Totschlag war ich zu einem Besitz gekommen, den sich Cora mehr als alles auf der Welt gewünscht hatte. Wie würde sie meine Heldentat aufnehmen? Ich war so gespannt, daß ich direkt das Krankenhaus ansteuerte, ohne erst zu Hause Station zu machen. Es war früh am Nachmittag, Béla wirde nach den Strapazen einer erneuten Reise ohnehin einen Mittagsschlaf machen, Emilia wahrscheinlich ebenso.
    Vor Coras Zimmer blieb ich einige Sekunden stehen, um Luft zu holen. Als ich eintrat, stieß ich auf ein leeres Bett und dachte einen gräßlichen Augenblick lang, sie wäre gestorben.
    Der Blumenstrauß, den ich neulich mitgebracht hatte, leuchtete mir jedoch noch frisch entgegen und verscheuchte meine Vision, noch bevor ich Coras schlurfende Schritte auf dem Flur hörte. Gleich darauf stand sie vor mir, in Bademantel und Pantoffeln. »Mensch, Maja, so eine Überraschung, ich dachte, du sprichst nicht mehr mit mir!«
    Sie fiel mir um den Hals. »Hast du mir Zigaretten mitgebracht?
    Und Schokolade? Ich verhungere hier!«
    Beim Einstieg ins Bett verzog sie kurz das Gesicht, weil die Narbe wohl schmerzte. »Gut, daß du gekommen bist, gestern hat mich kein Schwein besucht, das war absolute Scheiße. Eigentlich möchte ich heute schon nach Hause, aber sie wollen mich noch zwei Tage hierbehalten, diese autoritären Weißkittel. Wie geht's Bela? Du siehst müde aus, tanzt du die ganze Nacht auf dem Tisch herum, während ich im Krankenhaus gefoltert werde?«
    »Cora«, sagte ich aufgeregt, »ich war gestern in Castellina.
    Es hat geklappt! Alles paletti... «
    Sie kam aus dem Staunen nicht heraus. »Echt? Jetzt bin ich aber platt! Sag bloß! Du warst doch voll dagegen! Hat dich jemand gesehen? Ich werde aussagen, du hättest die ganze Nacht bei einer Todkranken gewacht. Wie hast du das nur so schnell hingekriegt?«
    Wie eine Nachrichtensprecherin nudelte ich meinen Bericht herunter: »Ich habe bei der Amerikanerin übernachtet, weil sie den Ferrari angefahren hatte. Unterdessen hat sich der Gärtner um den Wagen gekümmert, und die Haushälterin hat uns eine Hollywood-Diät serviert!«
    Meine Worte verfehlten nicht ihre Wirkung, Coras Miene verfinsterte sich. »Also hast du noch mit zwei weiteren Personen Kontakt aufgenommen, die dich am Tatort gesehen haben! Mit einer derart mißglückten Mission will ich nicht das geringste zu tun haben! Fehlt ja nur noch, daß man die Leiche in deiner Gegenwart aus dem Pool gefischt hat!«
    Es kam mir tatsächlich so vor, als ob sie ihren eigenen Auftrag verleugnen wollte; anscheinend befürchtete sie, daß ich erwischt und sie mit hineingezogen werden konnte. Erbost beschloß ich, sie noch ein wenig zum Narren zu halten.
    »Es lief ein bißchen anders als geplant. Die Amerikanerin -Pamela Lachnit heißt sie - ist nicht ertrunken; das Methadon wirkte nur insofern, als sie mordsmäßig fest geschlafen hat. Daraufhin war es keine besondere Kunst, sie im Schlaf zu erdrosseln. Nach einem einzigen grauenerregenden Schrei war es vorüber, völlig human.«
    Cora konnte es nicht fassen. »Ich wußte zwar schon lange, daß du dämlich bist, aber für wahnsinnig habe ich dich noch nie gehalten. Die tote Pamela liegt also mit Würgemalen im Bett, und du hast wahrscheinlich noch seelenruhig im Nebenzimmer gefrühstückt!«
    Leider war ich nicht dazu fähig, dieses Spielchen fortzusetzen, weil ich die Freudenbotschaft nicht länger zurückhalten konnte. »Du dußlige Kuh, wie kannst du

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