Selina - Liebesnaechte in Florenz
Gesicht, fast wie das einer Frau, bis zu den Schultern reichende blonde Locken und große braune Augen, die von Wimpern überschattet wurden, um die ihn Selina glühend beneidete. Nein, das war kein Mann, der ihr Interesse wecken konnte.
„Du hast dich in ihn verliebt, nicht wahr?“ fragte sie nachdenklich, während Francoise ihre schweren Zöpfe löste und das dichte braune Haar ausfrisierte. Wie immer, wenn sie alleine waren, bedienten sie sich der Sprache ihrer Heimat und konnten so ungehindert sprechen, ohne Angst haben zu müssen, belauscht zu werden.
Im Spiegel sah sie, dass ihre Freundin eifrig nickte. Dann wurde ihr Gesicht traurig. „Aber ich tauge nicht als Frau für ihn. Er ist arm, Selina, ebenso wie sein Freund, das weiß ich von Fiorina. Und wie ich dir nicht erst sagen muss, habe ich kaum mehr als das, was ich an Kleidern besitze.“
Selina wandte sich um, „Aber Francoise, das soll doch kein Hindernis sein! Wenn du ihn liebst und es sich herausstellt, dass er deiner Liebe würdig ist, so werde ich dich doch nicht im Stich lassen! Du weißt doch selbst, wie reich ich bin. Und ich habe daheim außer meiner Tante keine engeren Verwandten.“ Sie stand auf und nahm Francoise, die Tränen in den Augen hatte, in die Arme. „Du bist doch nicht nur meine Freundin, sondern auch meine Schwester.“
Francoise legte ihren Kopf an den ihren und erwiderte die liebevolle Umarmung. „Ach Selina, das weiß ich doch. Und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als Francesco zu heiraten. Aber dennoch, mir ist manchmal so schwer ums Herz, dass ich wollte, wir wären schon wieder auf dem Weg nach Hause.“
Der Traum
S elina erwachte mit einem Ruck, setzte sich auf und blickte um sich. Der Mond warf einen schimmernden Schein durch das Fenster und sie sah neben sich Francoise liegen, die tief und fest schlief.
Sie hatte wieder von Louis geträumt. War im Traum von ihm gestreichelt worden, er hatte sie geküsst und sie hatte nachgegeben und ihn zu sich in ihr Bett genommen.
Ihre Beziehung zu Louis war nicht erst nach dem Tod der Mutter entstanden, sondern schon früher. Sie hatte den schönen, von allen bewunderten Mann ebenfalls verehrt und dieser hatte sie oftmals, wenn ihre Mutter sich alleine zurückgezogen hatte oder bei einer Freundin zu Besuch weilte, zu sich gerufen.
Er hatte sie geherzt, war mit seinen langen, schlanken Fingern in ihren Ausschnitt gefahren, um ihre damals noch kleinen Brüste zu liebkosen. Und manchmal hatte er dann ihre Hand genommen, sie zwischen seine Beine gelegt und Selina hatte in ihrer damaligen Unschuld immer wieder gestaunt über den Wulst, der unter ihren Berührungen dicker und größer geworden war. Er hatte danach immer mit einem verschwörerischen Lächeln den Finger an die Lippen gelegt und ihr zugeflüstert, dass dies ihr kleines Geheimnis war, wovon die Mutter nichts erfahren sollte. Und Selina hatte geschwiegen. Sie hatte ihre Mutter zwar bewundert und auch geliebt, wie es ihre Pflicht war, aber niemals ein inniges Verhältnis zu ihr gehabt. Die schöne Frau hatte das Kind schon gleich nach der Geburt einer Amme übergeben, die ebenfalls im Schloss wohnte, und die für Selina immer mehr Mutter gewesen war als die Frau, die sie geboren hatte. Leider war die Amme sehr früh verstorben und Selina hatte sich danach gesehnt, von jemandem in die Arme genommen und liebkost zu werden. Etwas, das sie weder von ihrem Vater noch von ihrer Mutter je bekommen hatte. Deshalb war sie auch glücklich über die heimlichen Zärtlichkeiten ihres Stiefvaters gewesen, die sie als Ausdruck einer Zuneigung sah, nach der sie verlangte.
Nachdem ihre Mutter bei dem Unfall ums Leben gekommen war, hatte sich die Beziehung zwischen Louis und ihr verändert. Er hatte eines Tages begonnen, sie ernsthaft zu umwerben, und Selina, die immer schon heimlich in den schönen Mann verliebt gewesen war, hatte nicht lange gebraucht, um seinen Zärtlichkeiten mehr nachzugeben als die Sittsamkeit es verlangt hätte. Sie war aber niemals bis zur letzten Konsequenz die Geliebte des etwa fünfzehn Jahre älteren Mannes geworden und hatte es abgelehnt, seine Gattin zu werden. Sie war reich und selbständig und gedachte diesen für ihre Welt fast unermesslichen Luxus auf keinen Fall für einen Mann aufzugeben.
Das war aber noch nicht alles. Es hatte Selina auch gestört, dass ihr Geliebter zu viele Erfolge bei anderen Frauen hatte. Sie hatte davon gewusst, sich gekränkt und ihm Vorwürfe gemacht, aber vergeblich.
Weitere Kostenlose Bücher