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Selina - Liebesnaechte in Florenz

Selina - Liebesnaechte in Florenz

Titel: Selina - Liebesnaechte in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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abwärts gleiten, über die breite Brust, seine kräftigen Schultern, die Arme, auf denen der Künstler die Muskeln so deutlich gezeichnet hatte, und dann über seinen Bauch, weiter hinab bis zu den ebenfalls muskelbepackten Schenkeln. Er stand aufrecht, in der Hand das Schwert, nicht zum Schlag erhoben, sondern nach unten gerichtet, mit der Spitze zum Boden weisend, sich leicht darauf stützend. Selinas Augen suchten das überdimensional große Glied, das trotz seiner steinernen Kälte so erregend war, und unwillkürlich glitten ihre Gedanken ab zu Alessandro di Barenza. Der Traum nahm sie wieder gefangen und in ihrer Vorstellung stand nicht diese Statue vor ihr, sondern Alessandro und... Sie zuckte zusammen, als sie plötzlich neben sich eine Bewegung mehr spürte als sah.
    Sie blickte hoch und direkt in Alessandros Augen.
    Ein amüsiertes Lächeln lag darin und noch etwas anderes, auch wenn Selina diesen anderen Ausdruck nicht in Worte fassen konnte. Ein gewisses Interesse vielleicht. Neugier...
    „Ich hatte nicht gedacht, Euch im Garten zu treffen“, sagte sie kühl, als er neben sie trat.
    „Wenn Ihr nicht erwartet hattet, mich hier zu sehen, dann haben sich Eure Gedanken also mit mir beschäftigt, madonna “, erwiderte er lächelnd. „Das ist schon mehr als ich zu hoffen gewagt hätte, Francesca.“
    „Ich heiße nicht Francesca“, korrigierte sie ihn von oben herab, „mein Name ist Francoise.“ Sie wiederholte ihren Namen sehr langsam und deutlich und fügte hinzu: „In Burgund spricht man das so aus. Aber es verwundert mich nicht, dass Ihr das nicht wisst.“ Wenn sie jedoch gedacht hatte, dass Barenza nun verlegen werden würde, sah sie sich getäuscht.
    „Francoise“, wiederholte er nachdenklich und ließ dabei seinen Blick über ihr Gesicht schweifen, „ein schöner Name. Sehr weich. Aber ich finde Francesca passt besser zu Euch.“ Sein Lächeln, das ihr in der ersten Minute ihres Kennenlernens schon aufgefallen war, vertiefte sich, „Francesca klingt munterer, heiterer, vielleicht sogar ein wenig keck, und wenn es sein muss, streng. Ja“, fuhr er fort, „ich denke, ich werde Euch Francesca nennen und hoffe“, er begleitete diese Worte mit einer höflichen Verbeugung, „Ihr werdet mir diese Freiheit verzeihen, madonna .“
    Selina biss sich ärgerlich auf die Lippen. Sie war hierher nach Florenz gekommen mit der festen Absicht, diesen Barenza unleidlich zu finden, und nun stellte sie abermals fest, dass er einen gewissen Charme ausstrahlte, für den sie nicht ganz unempfänglich war. „Dass Ihr mich mit madonna ansprecht, ist ebenfalls nicht richtig. Dieser Titel gebührt nur einer Dame von Stand.“
    „Die Ihr ja seid, Francesca“, erwiderte er unbeeindruckt. „Das weiß ich von Eurer Freundin.“
    Sie entschloss sich, keine Antwort zu geben, sondern wandte sich ab und ging langsam den kiesbestreuten Weg weiter. Zu ihrem Verdruss war Barenza jedoch nicht so leicht abzuschütteln. Er ging neben ihr her und Selina bemerkte, dass er sie beobachtete. Zuerst versuchte sie, ihn zu ignorieren, aber als die Verlegenheit ihre Wangen rötete, blieb sie abrupt stehen.
    „Weshalb seht Ihr mich so an?“ fragte sie unwillig.
    „Darf ich nicht?“ tat er verwundert. „Weshalb sollte Euch das stören? Ich dachte immer, Euer Geschlecht trachtet danach, angesehen und bewundert zu werden! Wenn das nicht so sein sollte, dann frage ich mich, weshalb Ihr ein so reizendes Kleid trägt und Euer Haar mit Bändern verziert habt, die es jedem Mann, sofern er nicht völlig blind ist, schwer machen, den Blick von Euch zu lösen. Wenn Ihr nicht angesehen werden wollt, meine ungnädige Dame, weshalb hüllt Ihr Euch dann nicht in braunes Sacktuch und versteckt Euer Haar unter einem dunklen Schleier?“
    Selina rang sekundenlang nach Luft und setzte schon zu einer vernichtenden Antwort an, als sie das Lächeln in den dunklen Augen bemerkte. Sie schluckte die bösen Worte hinunter und sah ihn missbilligend an. „Es ziemt Euch nicht solche Worte zu mir zu sprechen“, ließ sie ihn wissen, dabei Francoises wohlerzogenen Tonfall nachahmend.
    „Und weshalb nicht?“ fragte er erstaunt.
    „Weil...“ Weil Ihr so gut wie verlobt seid und Euch für Geld verkauft, hatte sie sagen wollen, unterbrach sich jedoch hastig und ging weiter, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.
    „Wenn Ihr so schnell geht, habt Ihr nicht genug Muße, all diese schönen Statuen zu betrachten, Signorina Francesca“, rief er ihr nach.

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