Selina - Liebesnaechte in Florenz
Freundin einen kleinen Schubs. „Aber du wolltest doch so gerne all die Kunstwerke sehen“, sagte sie liebenswürdig. „Wie sehr du mir doch davon auf unserer Reise hierher vorgeschwärmt hast! Und wäre dies nicht eine hervorragende Gelegenheit?“ Sie wandte sich an Alessandro, „Man hat mir seit unserer Ankunft in Florenz so viel erzählt vom Magnifico. Er ist ein Förderer der schönen Künste und versammelt die herausragendsten Künstler und klügsten Köpfe des Landes um sich. Ich habe schon fast alles in der Stadt gesehen, auch die wunderbaren Malereien von Meister Ghirlandaio, der in der Kirche Santa Maria Novella arbeitet, aber ich würde so sehr...“
Sie hatte sagen wollen, dass sie auch seine Sammlung von Antiken im von allen Seiten gerühmten Garten der Medici gerne gesehen hätte, unterbrach sich jedoch verlegen, da sie das kleine amüsierte Lächeln bemerkte, das bei ihren Worten auf Alessandros Gesicht erschien. Sie war in ihrer Begeisterung zu weit gegangen, hatte zuviel gesprochen, und senkte nun schnell den Blick, als sie auf seinen traf, der sie interessiert musterte.
„Ich denke, Signor Bene“, wandte er sich an Santini, der Selina mit einem finsteren
Blick bedachte und nur angesichts der Anwesenheit seiner Gäste darauf verzichtete, ihr eine derbe Rüge zu erteilen, „ich denke, wir werden eine Lösung finden, die es Eurer reizenden Enkelin und ihrer Begleiterin ermöglicht, den Garten zu besuchen. Falls Eure Schwiegertochter keine Zeit hat, so werde ich die Cousine meiner Mutter, Lucrezia Tornabuoni, bitten, die beiden Signorinas zu behüten.“
Der alte Santini vergaß sofort seinen Ärger über Selina und musste sich beherrschen, um nicht seine Freude über diesen Vorschlag allzu deutlich werden zu lassen. Lucrezia Tornabuoni war nicht irgendjemand, sondern die Mutter des Magnifico und zählte zu den einflussreichsten Damen der Stadt. Sie hatte in ihrer Jugend als eine der schönsten Frauen gegolten, und obwohl ihre äußeren Reize mit den Jahren verblassten, so war sie immer noch eine sehr kluge Frau und eine Ratgeberin, auf die sich nicht nur Piero der Gichtige, Lorenzos vor Jahren verstorbener Vater, hatte verlassen können, sondern auch ihr Sohn. Alessandros Mutter und sie waren entfernte Cousinen und wenn er sie um etwas bat, dann würde sie zweifellos zustimmen. Es war eine große Ehre für eine einfache Kaufmannsfamilie, mit diesen Leuten in Kontakt zu kommen, und einer der Gründe, weshalb er die Heirat zwischen seiner Enkelin und Barenza überhaupt forcierte. Es nagte an ihm, dass all sein Reichtum ihm bisher immer noch keinen Zutritt zu den führenden Familien in Florenz verschafft hatte. Etwas, das er mit dieser Heirat zu korrigieren dachte. Außerdem hatte er herausgefunden, dass Alessandro jahrelang für ein bedeutendes venezianisches Handelshaus tätig gewesen war, und selbst wenn es ihm keinen Reichtum gebracht hatte, so lohnte es sich zweifellos, ihn auf seine Beziehungen anzusprechen und so eine Verbindung zu knüpfen. Das Haus Bernacci war bekannt dafür, dass seine gut bewaffneten Schiffe sicherer und schneller als alle anderen ferne Häfen erreichten, und er suchte schon lange nach einer Möglichkeit, seine kostbaren Wollstoffe auch in weiter abgelegene Länder zu verkaufen. Im Gegenzug wollte er von Bernacci auch günstig exotische Waren erwerben, für die es hier viele reiche Abnehmer gab. Allerdings machte der geheimnisvolle Besitzer dieses Handelshauses nicht mit jedem Geschäfte und er hatte bei jedem seiner Versuche eine abschlägige Antwort erhalten.
Nachdem er sich gebührend für die Ehre und Liebenswürdigkeit bedankt hatte, sagte er, „Verzeiht, messer , wenn die Bedienstete meiner Enkelin in so unverschämter Weise das Wort an Euch gerichtet hat. Sie wird nur am Tisch geduldet, weil Selina anfangs unsere Sprache nicht so gut beherrschte, und dann wurde eine Gewohntheit daraus. Eine sehr üble“, fügte er mit einem unzufriedenen Seitenblick auf Selina hinzu, die auf ihren Teller blickte und so tat, als würde sie nichts hören. „Aber“, seufzte er, „so ist das mit den jungen Frauen heute. Das kommt davon, weil man ihnen erlaubt, lesen und schreiben zu lernen. Anstatt diese Fertigkeiten jedoch dazu zu benutzen, ihr Wissen über den Haushalt und die Kindererziehung zu vertiefen, lesen sie Bücher, die niemals in die Hand einer Frau gehörten.“
„Das sehe ich nicht so“, widersprach der Graf zu Selinas heimlicher Genugtuung, die sich oft
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