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Selina - Liebesnaechte in Florenz

Selina - Liebesnaechte in Florenz

Titel: Selina - Liebesnaechte in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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stand sie auf und öffnete die Fensterflügel, um frische Luft hereinzulassen. Francoise mochte es nicht, bei offenem Fenster zu schlafen, aber jetzt brauchte sie die kühle Nachtluft auf ihrem erhitzten Gesicht.
    Es war unfassbar was sie geträumt hatte. Nicht die Tatsache, dass ein Mann auf ihr gelegen hatte, sondern der Mann selbst.
    „Alessandro di Barenza“, flüsterte sie.

Die Statue
    D er Besuch in den Gärten der Medici, in der Nähe von Marco, war zustande gekommen, und da Lorenzo ein offenes Haus hielt, waren außer den Santinis noch andere Gäste anwesend. Selina war es gelungen, sich ein wenig abseits zu halten und sie genoss es, die anderen zu beobachten.
    Ihr Großvater hatte sich zwar geziert, es sich dann jedoch nicht nehmen lassen, seine Enkelin und deren Gesellschafterin persönlich zu begleiten. Die Einladung ins Haus des Magnifico war eine Auszeichnung, die ihm ohne die Vermittlung seines zukünftigen Enkelsohns nicht zuteil geworden wäre und er würde sie auszukosten wissen. Der Magnifico war zwar allgemein sehr gesellig, förderte die Künste und beschränkte seinen Umgang nicht nur auf die Patrizier und den Adel der Stadt, aber die Santinis waren so weit von seinem Umkreis entfernt, dass bisher keine Hoffnung bestanden hatte, in sein Haus geladen zu werden. Nun jedoch saß Santini gemeinsam mit einigen anderen Gästen bei Lorenzo in der großen Halle, lauschte voll höflicher Andacht seinen Worten und betrug sich so liebenswürdig, dass Fiorina, die den Alten nur als übelgelaunten und herrschsüchtigen Mann kannte, wohl vor Verwunderung die Hände zusammengeschlagen hätte, wäre sie ebenfalls geladen gewesen.
    Francoise stand bei einer Gruppe junger Leute, die lachten und scherzten, neben ihr Francesco, der kaum einen Blick von ihr lassen konnte und hastig eine Blume, die seiner Angebetenen aus dem Haar gefallen war, aufhob und an seinem Busen barg. Ihre Freundin sah aber auch zu reizend aus. Sie selbst war ihr beim Ankleiden behilflich gewesen, hatte das Haar geflochten, am Hinterkopf zusammengebunden und dann anstelle einer Perlenspange einige weiße Blüten hineingesteckt, die Francoises ebenso zarten wie frischen Teint noch unterstrichen. Sie hatte Francesco in den vergangenen Tagen, seit sie von der Verliebtheit ihrer Freundin wusste, genauer beobachtet und nichts an dem jungen Mann gefunden, das es ihr nötig erscheinen ließ, Francoise zur Vorsicht zu mahnen. Wie gut die beiden schon im Namen zusammenpassten, nicht nur im Aussehen und im Charakter! Beides waren sie sanfte, liebenswerte Geschöpfe, die wie füreinander geschaffen zu sein schienen.
    Als Selina die anderen zur Genüge mit geheimem Amüsement beobachtet hatte, schlüpfte sie durch eine Tür und ging in den Garten, wo sie staunend die Wunder der antiken Künstler besah, die sich viele junge Florentiner zum Vorbild nahmen und eine neue Kunstform schufen, die über die steifen und kühlen Formen des Nordens hinausging.
    Auch ihr Stiefvater und späterer Geliebter hatte Statuen ins Schloss gebracht und in seinem Schlafzimmer hingen Gemälde, die die Phantasie und Leidenschaft seiner jungen Geliebten erregt hatten. Aber dergleichen wie hier, in Florenz, hatte sie noch nirgendwo gesehen. Ein altrömischer Cupido, der an einer schlanken Venus lehnte. Im Palast ein Fresko mit halbnackten Männern und Frauen. Ein zierlicher David mit einem Schwert, von einem der bedeutendsten Künstler dieser Zeit in Bronze gegossen.
    Sie hatte es bisher noch keine Sekunde bereut, nach Florenz gekommen zu sein, auch wenn ihr nun, nach einiger Überlegung, ihre Komödie selbst etwas lächerlich erschien. Sie hatte nicht den geringsten Grund gehabt, di Barenza zu fürchten. Er war nicht der unangenehme Mann, den sie in ihm gesehen hatte, und niemand, nicht einmal der Großvater, hätte sie zwingen können, einen Gatten zu nehmen, den sie nicht wollte. Sie schüttelte ärgerlich über sich selbst den Kopf. Wie so oft in den letzten Tagen verirrten sich ihre Gedanken wie von selbst zu Alessandro di Barenza und sie vermochte nicht den Traum, der sie mehr aufgewühlt hatte als sie selbst es wahr haben wollte, aus ihren Erinnerungen zu verbannen.
    Sie blieb etwas abseits von den anderen vor einer Statue stehen, die sie wie magisch anzog. Ein kräftiger, muskulöser nackter Mann, der ein Schwert in der Hand hielt. Das Werk eines unbekannten Bildhauers, der schon seit über tausend Jahren tot war.
    Sie ließ ihren Blick von seinem männlichen Gesicht

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