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Selina - Liebesnaechte in Florenz

Selina - Liebesnaechte in Florenz

Titel: Selina - Liebesnaechte in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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mehr über seine Erklärungen und sein Wissen staunte als über das Bauwerk selbst.
    „Ein gelehrter Mann hat einmal über diesen Dom gesagt, er strebe so weit in den Himmel, dass er mit seinem Schatten alle toskanischen Völker bedecken könnte“, sagte Alessandro und blickte zur Kuppel hoch.
    „Er ist auch gewaltig.“ Selina legte den Kopf in den Nacken und griff unwillkürlich nach Alessandros Arm, als sie empor sah. Ihr schwindelte ein wenig und sie schloss unwillkürlich die Augen, als sich die Kuppel und die kleine, mit Fenstern versehene Laterne, die sich auf ihrem Scheitelpunkt befand, vor ihren Augen zu drehen begannen. Aber sie war sich nicht klar darüber, ob das am Eindruck lag, den das Bauwerk auf sie machte, oder an der Nähe dieses Mannes.
    „Ihr solltet Euch vielleicht ein wenig setzen.“ Seine Stimme klang ganz sanft und als Selina wieder die Augen öffnete, war sein Gesicht dicht vor ihrem. Viel zu dicht. Ihre Hand hielt immer noch seinen Ärmel umfasst.
    „Nein... nein, danke. Es geht schon wieder. Es... war nur die Höhe und die Vorstellung, dass es Menschen gibt, die das entworfen und gebaut haben.“ Soeben kamen zwei Männer vorbei, die über Vorzüge verschiedener Pferderassen diskutierten und Selina wieder zu sich selbst zurückbrachten. Sie löste etwas verlegen ihre Finger von Alessandros Arm und ging einige Schritte weiter. Es herrschte wie allgemein üblich keine feierliche Stimmung im Dom, sondern die Menschen liefen darin herum wie auf der Piazza, dabei wurde über Geschäfte, den Krieg und sogar die Liebe gesprochen. Einige Knaben hatten sich mit ihrem Schulmeister in eine ruhige Ecke verzogen und lauschten seinen Worten, während nur wenige Schritte daneben eine Frau mit ihrem Kind zankte.
    Sie verließen den Dom und Selina schlug die Richtung zum Haus ihres Großvaters ein, dabei überquerten sie den Fluss über den Ponte Vecchio, jene faszinierende Brücke, die – dergleichen hatte sie weder in ihre Heimat noch auf ihrer Reise gesehen – links und rechts kleine Häuschen hatte, in denen die Händler, meist Fleischhauer, wohnten und ihre Waren anpriesen. Selina mochte diese Brücke, auch wenn der Geruch der verwesenden Fleischreste, die gleich von den Geschäften aus in den Arno geworfen wurden, den Eindruck trübte.
    „Wart Ihr schon einmal auf dem Berg bei der Kirche San Miniato al Monte?“ fragte Barenza, als sie beim Haus ihres Großvaters ankamen. „Dann werde ich mir erlauben, Euch morgen abzuholen“, fuhr er fort, als Selina den Kopf schüttelte. „Solltet Ihr Bedenken haben, mit mir alleine auszureiten, so seid versichert, dass ich sowohl einen Diener als auch meinen Freund, Francesco, mitbringe.“
    „Ist es weit? Meine ... Herrin liebt keine langen Fußmärsche.“
    „Vielleicht zieht sie es vor, zu reiten?“
    „Sie reitet gelegentlich aus, aber leider hat mein...“, sie hatte sagen wollen, ‚mein Großvater’ und verbesserte sich hastig, „leider hat meiner Herrin Großvater keine Reitpferde, die es gewohnt sind, Damen zu tragen.“
    „Meine Mutter ist früher viel geritten und hat einige ältere, sehr verlässliche Tiere. Es wäre mir eine Freude, sie mitzubringen.“ Der enttäuschte Ausdruck in Selinas Gesicht musste ihm aufgefallen sein, denn er sah sie prüfend an. „Ihr reitet doch ebenfalls, nicht wahr?“
    „Ja“, erwiderte Selina zögernd, „allerdings...“
    „...keine älteren und verlässlichen Tiere?“ ergänzte er mit einem Blinzeln ihren Satz.
    Sie nickte und erwiderte sein Lächeln. „Ich liebe es, mit einem temperamentvollen Tier auf der Jagd zu sein.“
    „So reitet Ihr in Eurer Heimat viel aus?“ fragte Alessandro erstaunt. „Das verwundert mich, da ich von Selina hörte, dass sie nicht so großen Wert darauf legt, in wilder Jagd durch die Wiesen und Wälder zu galoppieren.“
    „Ich reite auch nicht mit ihr, sondern alleine. Sie ist so gütig, mir zu erlauben, ihren Reitknecht mitzunehmen.“
    „Gut.“ Er verneigte sich höflich vor ihr. „Dann werde ich jetzt Signor Santini um seine Erlaubnis ersuchen.“
    Erst nachdem sie das Haus betreten und sich von Alessandro verabschiedet hatte, wurde Selina bewusst, dass er nicht, wie es sich gehört hätte, zuerst ihren Großvater oder Francoise gefragt hatte, sondern sie. Und weiters wurde ihr bewusst, dass sie fast drei Stunden mit ihm verbracht hatte.

Francesco und Alessandro
    A lessandro hatte sein Versprechen gehalten und stand am nächsten Tag mit zwei Pferden und

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