Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
Rest des Weges.
Die Anstrengung vertrieb einen großen Teil der Frustration und Wut, die sich in ihm angesammelt hatten, aber er hielt es trotzdem nicht in der wunderbar konstruierten Höhle aus, einem Netz von Tunneln, die unzählige Male die Wölfe vor Feinden geschützt hatten. Nachdem er geduscht und sich ein frisches T-Shirt und Jeans übergezogen hatte, ging er wieder hinaus und setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm am Rande der Weißen Zone.
Erneut überlegte er, ob er Mercy aufspüren sollte, und wurde von jemand anderem aufgespürt. Der Wind trug ihm den Duft von Erdbeeren und Süßigkeiten zu, Riley drehte sich nicht um, sondern überließ die Entscheidung, ob es ihn ansprechen wollte, ganz dem Kind.
Kurz darauf zupfte eine kleine Hand an seinem Ärmel.
Er wandte sich um und fasste Sakura unter dem Kinn. „Müsstest du nicht längst im Bett sein?“
„Es ist erst neun, und ich habe heute Mittag geschlafen.“ Sie lächelte und sah ihn hoffnungsvoll an.
Er wusste, dass er viel zu weichherzig war, konnte aber nicht widerstehen und nahm sie – samt Puppe und allem anderen – auf den Schoß, wo sie sich zu einer Kugel zusammenrollte und das Ohr an seine Brust legte. Eine Welle von Zärtlichkeit erfasste ihn, und er legte ihr die Hand auf ihren Kopf.
„Riley?“
„Hm?“ Er strich mit der Hand über das glatte schwarze Haar, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte.
„Hast du meinen Papa gesehen?“
Riley ging den Einsatzplan im Kopf durch. „Elias müsste in einer halben Stunde nach Hause kommen.“
„Ich werde hier auf ihn warten.“
„Weiß deine Mama Bescheid?“, fragte er, das Haar hatte sie zwar von Yuki, aber die Augen stammten zweifellos von Elias.
Sie nickte. Die kleinen Finger spielen mit dem Haar der Puppe. „Riley?“
„Sakura?“
Sie kicherte. „Sieh mal meine Zähne.“ Sie hob den Kopf. „Ich habe zwei verloren.“
„Wo sind sie denn hin?“, neckte er sie.
Wieder kicherte sie voller Unschuld und Vergnügen. „Mama hat gesagt, du solltest mal zum Kaffee vorbeikommen.“
Riley zog die Augenbrauen hoch. „Tatsächlich?“
„Hmmh. Sie hat sogar einen Pekankuchen gebacken.“
Yuki wusste, dass Riley für Pekankuchen schwärmte. „Deine Mama ist raffiniert.“
„Das sagt Papa auch.“ Sie kuschelte sich noch enger an ihn, und er drückte sie fest an sich, sie war so zart. Er konnte kaum begreifen, dass einer seiner harten Soldaten so etwas Kleines und Zerbrechliches produziert hatte. In der einen Hälfte der Zeit schien es Elias genauso zu gehen. In der anderen Hälfte stelzte er als stolzer Papa einher.
„Warum ist sie denn raffiniert?“
„Sie will mich etwas fragen und versucht mich mit dem Kuchen zu locken.“ Zweifellos wollte Yuki ihn über Mercy ausfragen. Neugierige Rudelgefährten.
„Ach.“ Sakuras Aufmerksamkeit galt wieder ihrer Puppe. „Findest du sie hübsch?“
„Ja, sehr, genau wie dich.“
Als Belohnung schenkte sie ihm ein sonniges Lächeln. „Ich mag dich, Riley.“
Sein Herz zog sich zusammen. Er mochte die Kleine auch. Brenna hatte ihn einmal gefragt, ob er nicht ein für alle Mal vom Elternsein die Nase voll hätte, weil er für Andrew und sie so früh die Verantwortung hatte übernehmen müssen, aber er hatte das nie so gesehen. Ein Kind zu beschützen und aufzuziehen, war ein Geschenk. „Wie heißt die Puppe denn?“
„Mimi.“ Sie setzte die Puppe auf ihren Schoß und legte ihre kleine Hand auf seine Brust. „Riley?“, flüsterte sie.
Er beugte den Kopf und legte sein Ohr an ihren Mund.
„Ich habe ein Stück von deinem Kuchen gegessen, als Mama weggesehen hat.“
Riley musste lachen, die Kleine war hierhergeflüchtet, um sich vor den Folgen ihrer Naschhaftigkeit in Sicherheit zu bringen. Den Wolf in ihm amüsierte das auch. Denn das Junge gehörte zu ihm, zu dem Rudel, dem Mann und Wolf Schutz geschworen hatten. Doch nun entwickelte sich eine andere Loyalität in ihm, verwirrte ihn so sehr, dass er Dinge infrage stellte, die so essentiell zu seinem Leben gehört hatten, weil sie immer da gewesen waren.
Bis sie aufgetaucht war.
Wenn das Feuer zwischen ihnen offen ausbrach, konnte das verheerende Auswirkungen auf beide Rudel haben.
Was Mercy wohl von Kindern hielt … konnten unterschiedliche Gestaltwandler überhaupt Kinder miteinander haben?
22
Ratsherr Anthony Kyriakus sah auf die menschliche Hülle, die einmal Samuel Rain gewesen war, hinunter und wandte sich an die M-Mediale neben ihm. „Wie stehen
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