Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
einer anderen gegeben habe. Sascha spürte den tiefen Schmerz und seine Trauer über seinen großen Verlust sofort in sich. Hawke hatte seine Gefährtin verloren.
Lucas legte ihr die Hand um die Hüfte. „Wir werden auf das Mädchen aufpassen“, versprach er dem anderen Alphatier, von Mann zu Mann.
Hawke nickte. „Sorgt gut für sie. Und bringt sie in einer Woche wieder, oder ich hole sie.“
Kurz nach sechs war Riley auf dem Rückweg zur Höhle. Die Patrouillen hatten nichts gebracht, außer dass die Bevölkerung jetzt wusste, dass sie bedroht wurde. Die Leute würden aufmerksamer sein. Er hatte mit Mercy über einen möglichen Aufruf im Fernsehen geredet – obgleich „reden“ nicht die richtige Bezeichnung für die knappen Worte war, mit denen sie sich ausgetauscht hatten –, sie hatten sich darauf verständigt, dass sie beim jetzigen Stand der Dinge damit eher eine Panik auslösen würden.
Stattdessen hatten sie ihre Leute gebeten, still und leise all denjenigen Bescheid zu sagen, denen sie vertrauten. Es musste dem Menschenbund schwerer gemacht werden, ein Versteck zu finden – wenn die Söldner unter Stress gerieten, würden sie eventuell Fehler machen. Und darauf warteten die Gestaltwandler nur. Bei der nächsten Schicht trugen Indigo und Nate die Verantwortung.
Riley wollte mit niemandem reden und parkte den Wagen am äußersten Rand des Territoriums, verwandelte sich in einen Wolf und sprang von Baum zu Baum. Unterwegs nahm er die Witterung mehrerer Rudelgefährten wahr: Elis ganze Familie samt der kleinen Sakura, D’Arn und seine Gefährtin Sing-Liu, Tai und Judd.
Das letzte Paar hätte normalerweise ein Lächeln bei ihm hervorgerufen. Für Tai war Judd jemand, der auf dem Wasser gehen konnte. Der Junge tauchte bei jeder Übungsstunde auf und unterwarf sich ohne Murren Judds gnadenloser Disziplin. Riley und alle anderen Offiziere, Judd eingeschlossen, wussten, dass Tai aufgrund seiner geistigen und physischen Kraft als Mann selbst Offizier werden konnte. Momentan war er jedoch noch zu sehr Junge.
Ein schwacher Hauch nach Hawke lag in der Luft, und Riley sprang in die entgegengesetzte Richtung davon. Der Letzte, dem er begegnen wollte, war einer der wenigen Männer, die ihn in die Knie zwingen und zum Reden bringen konnten. Er wollte nicht reden, wollte nicht darüber nachdenken, warum er so frustriert und wütend war … und warum er sich so verloren vorkam.
Aber Hawke hatte das Gegenteil im Sinn. Er hatte seine Spuren gut verwischt und sprang jetzt genau vor ihn. Riley war nicht gerade begeistert. Er fletschte drohend die Zähne, Hawke sollte ihm bloß aus dem Weg gehen, verdammt noch mal. Er wollte still vor sich hinbrüten. Wenn das nichts half, würde er seine Krallen benutzen.
Hawke war das offensichtlich klar. Aber er verzog sich nicht, sondern griff an. Und zwar rasend schnell.
Riley war langsamer. Aber in einem war er Hawke überlegen. Ganz egal, wie viel er einstecken musste, er war zäher. Hawke hatte ihn öfter schon „die scheiß Mauer“ genannt, was ihm seinen Spitznamen eingetragen hatte.
Er fing den heftigen Aufprall ab, machte eine Rolle rückwärts und kam unverletzt wieder hoch. Hawke setzte bereits zum zweiten Sprung an, und da Rileys Wut seit seiner Auseinandersetzung mit Mercy stetig gewachsen war, trafen die beiden Wölfe mitten in der Luft aufeinander. Hart, blutig und ohne jede Zurückhaltung.
Riley war einer der wenigen Bewohner der Höhle, bei denen Hawke sich nicht zurückhielt. Er war der Leitwolf – stärker und schneller als jeder andere –, aber Riley war ausdauernd. Er würde sich nicht einfach fertigmachen lassen. Das schaffte einen Ausgleich zwischen ihnen – sie passten gut zusammen. Und heute spürten beide auch die gleiche Wut – schalteten ihren Verstand aus. Kämpften wie Wölfe, instinktiv, um den Gegner zu verletzen.
Keiner von beiden spürte in sich so etwas wie Mitleid.
Zehn Minuten später waren sie immer noch auf den Beinen … blutend, mit bebenden Flanken. Fixierten einander. Riley sah in sehr blasse Augen, die nie ihre Farbe veränderten, ganz egal, ob Hawke Mensch oder Tier war. Ohne sich zu rühren, sah Riley zu, wie der Leitwolf in einer Wolke aus Farben verschwand, Sekunden später kniete ein Mann an derselben Stelle.
Riley verwandelte sich ebenfalls, er legte die Hand auf seine Rippen. Trotz des vorangegangenen Kampfes mit Joaquin würden auch diese Schrammen ziemlich schnell verheilen. „Ich blute. Du auch. Aber du hast
Weitere Kostenlose Bücher