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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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schockierendere Dinge in seinem Schrank beherbergt, falls man den Gerüchten glauben durfte.
    Seit nun nahezu zwei Jahren wahrten Lord und Lady Maccon den Anschein, tatsächlich nebenan zu wohnen. Das Wichtigste an diesem außergewöhnlichen Arrangement war, dass sich Alexia immer nahe genug bei ihrem Kind befand, um jedermann zu Hilfe eilen zu können, denn wie sich gezeigt hatte, erforderte die Beherbergung einer Metanatürlichen auch die Anwesenheit einer Außernatürlichen, sonst war niemand mehr sicher – ganz besonders nicht an Badetagen.
    Lady Maccon öffnete die Schrankzimmertür und sah, welch bedauerlichen Eindruck der Gentleman, der vor ihr stand, machte. Lord Akeldamas Drohnen waren Männer mit großem gesellschaftlichen Ansehen und Modebewusstsein. Sie setzten hinsichtlich Kragenspitzen und Gamaschen die Trends für ganz London. Der gut aussehende junge Mann vor ihr repräsentierte das Beste, was die Londoner Gesellschaft zu bieten hatte – gekleidet in einen erlesenen pflaumenfarbenen Frack, mit einem hochgebundenen Wasserfall aus Weiß um den Hals, das Haar genau richtig um die Ohren herum gelockt –, nur dass er vor Seifenschaum triefte, sich seine Halsbinde gelöst hatte und eine seiner Kragenspitzen traurig herunterhing.
    »Ach, herrje, was hat sie denn nun schon wieder angestellt?«
    »Es wäre viel zu viel, um das alles aufzuzählen, Mylady. Ich denke, Sie kommen besser augenblicklich.«
    Alexia sah an ihrem wunderschönen neuen Gewand hinunter. »Aber ich mag dieses Kleid so sehr.«
    »Lord Akeldama hat sie versehentlich berührt.«
    »Oh, du gütiger Himmel!« Lady Maccon ergriff ihren Parasol und ihr perlenbesticktes Retikül – das nun einen Fächer, ihr Opernbrilloskop und Ethel, ihren .28er Colt Paterson enthielt – und stürmte hinter der Drohne die Treppe hinunter. Die Füße des armen Jungen quietschten in seinen schönen polierten Schuhen.
    Ihr Gemahl polterte hinterdrein und brummte wenig hilfreich: »Hatten wir ihn denn nicht davor gewarnt?«
    Im Erdgeschoss hatte Lord Akeldama einen Nebensalon in ein Badezimmer für seine Adoptivtochter umgewandelt. Schon ziemlich früh war deutlich geworden, dass sich das Baden zu einem Ereignis epischen Ausmaßes gestaltete und einen Raum erforderlich machte, der mehreren seiner besten und fähigsten Drohnen genügend Platz bot. Dennoch durfte – typisch für Lord Akeldama – selbst ein Zimmer, das der Reinlichkeit eines Kindes diente, nicht auf dem Altar schmuckloser Zweckmäßigkeit geopfert werden.
    Ein dicker georgianischer Teppich mit Darstellungen von umhertollenden Schäferinnen zierte den Boden, die Wände waren hellblau und weiß gestrichen, und die Zimmerdecke hatte man mit einem Fresko aus allerlei Meeresgetier versehen, trotz der offensichtlichen Unwilligkeit des schwierigen Kindes, sich mit ebensolchen einzulassen. Die fröhlichen Otter, Fische und Kopffüßler an der Decke sollten Lord Akeldamas Tochter eigentlich ermuntern, ins Wasser zu steigen, doch offenbar sah sie in ihnen nichts anderes als glitschige Bedrohungen.
    Genau in der Mitte des Zimmers stand eine goldene Badewanne auf Klauenfüßen. Sie war viel zu groß für ein Kleinkind, doch Lord Akeldama machte niemals halbe Sachen. Außerdem gab es einen offenen Kamin mit einer Vielzahl goldener Gestelle davor, an denen flauschige und saugfähige Handtücher und ein sehr kleiner chinesischer Seidenkimono hingen.
    Es waren nicht weniger als acht Drohnen anwesend sowie Lord Akeldama, ein Lakai und das Kindermädchen. Dennoch konnten sie es nicht mit Prudence Alessandra Maccon Akeldama aufnehmen, wenn es ums Baden ging.
    Die Badewanne war umgekippt und hatte den schönen Teppich mit Seifenwasser getränkt. Mehrere der Drohnen waren völlig durchnässt. Einer von ihnen hatte ein aufgeschürftes Knie davongetragen, ein anderer eine aufgeplatzte Lippe. Lord Akeldamas Kleidung wies überall winzig kleine seifige Handabdrücke auf.
    Eines der Trockengestelle war umgefallen und das Handtuch vom Feuer versengt. Der Lakai stand mit offenem Mund da und hielt ein Stück Seife in der einen und eine Käseecke in der anderen Hand. Das Kindermädchen war in Tränen aufgelöst auf einem Sofa zusammengebrochen.
    Tatsächlich war die einzige Person, die weder irgendwie verletzt noch nass war, Prudence selbst. Die Kleine saß gefährlich hoch oben auf dem Kaminsims, völlig nackt, mit einem äußerst kriegerischen Ausdruck in dem winzigen Gesichtchen, und schrie: »Nicht naff, Dama.

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