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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Er hatte eine ganze Weile gebraucht, sich an das Gefühl wieder zusammenwachsenden Fleisches zu gewöhnen. Er zog sein nach Flieder duftendes Taschentuch hervor und tupfte sich die Blutspritzer von der Wange. Schon spürte er den Hunger in sich aufwallen, das Bedürfnis, blutiges Fleisch zu verzehren, um damit das Blut auszugleichen, das er verloren hatte. Felicity roch einfach köstlich, obwohl sie reglos hinter der bebenden Lady Kingair stand, selbst durch den Fliederduft seines Taschentuchs und den Rosenduft ihres Parfüms hindurch – werwölfische Triebe waren so beschämend.
    »Also Lady Kingair, ein solches Benehmen ist wirklich unangebracht. Wir hier sind alle zivilisiert, wenn Sie also einfach nur …«
    Aber die Alpha war bereits losgestürmt, riss sich das Kleid vom Leib und verwandelte sich noch im Foyer in ihre Wolfgestalt. Dann stürmte sie hinaus in die Nacht. Floote hatte genug Geistesgegenwart, die Vordertür weit zu öffnen, sonst wäre sie wahrscheinlich einfach mitten hindurchgesprungen.
    Biffy hatte Angst um Lyall und war angesichts des unerwarteten Ausbruchs von Gewalt völlig ratlos. Er wusste, dass er den Beta irgendwie warnen sollte, aber zuerst musste er die Einzelheiten in Erfahrung bringen. Also wandte er sich zu Felicity um.
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass Floote verstohlen einen winzigen Revolver mit perlenbesetztem Griff zurück in die Innentasche seines Jacketts steckte. Der Butler musste ihn gezogen haben, als Lady Kingair gewalttätig geworden war. Biffy war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Trug das Hauspersonal versteckt kleine Feuerwaffen bei sich? Das wirkte nicht besonders häuslich.
    Felicity versuchte, zu der nun offenen Tür zu gelangen, doch Biffy bewegte sich übernatürlich schnell. Er würde niemals so schnell sein wie Lord Akeldama, aber er war ganz gewiss schneller als Felicity Loontwill. Mit einer scharfen Geste gab er Floote ein Zeichen, und der Butler, der ihn vollkommen verstand, schlug der jungen Dame entschieden die Tür vor der Nase zu. Im selben Augenblick packte Biffy sie am Arm.
    Seine Hände – so feingliedrig und schmal, dass sie perfekt für seinen damals bevorzugten Zeitvertreib, das Klavierspiel, geeignet waren – verfügten über mehr als genug Kraft, um eine einzelne leichtfertige Frau aufzuhalten.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Lady Kingair kennen.«
    »Das tat ich auch nicht, bis ich ihr begegnete.«
    Biffy starrte sie finster an.
    Und Felicity plapperte drauflos. »Aber, Mr Rabiffano, ich sehe Sie kaum noch in der Gesellschaft, seit ich aus dem Ausland zurück bin. Ich finde die privaten Bälle in der Stadt in letzter Zeit alles andere als exquisit. Man lässt ja praktisch jeden daran teilnehmen. Andererseits waren Sie gestern Abend bei den Blingchesters, nicht wahr? Und haben mit Lord Hoffingstrobe über sein neues Luftschiff gesprochen.«
    Biffy entschied, dass es unter den gegebenen Umständen nicht zu unhöflich war, sie zu unterbrechen. »Miss Loontwill, hören Sie bitte auf zu plappern. Ich denke, Sie sollten mir besser sagen, was genau Sie Lady Kingair gerade erzählt haben.«
    Nachdem sich Lady Maccon mittels mehrerer Wärmflaschen wieder aufgewärmt und dann im vornehmsten Badehaus der SS Custard vom Salzwasser gesäubert hatte, war sie wieder in der Lage, eine Konversation zu führen, ohne dabei mit den Zähnen zu klappern.
    »Alexia«, tadelte Ivy sie äußerst streng, sobald sie sich wieder in Gegenwart ihrer Freundin befand. »Du hast mich so erschreckt, mir ist regelrecht das Herz in die Bluse gerutscht!«
    Alexia entledigte sich Ivys Panik und Fürsorge, indem sie die Freundin losschickte, um tröstliche und obskure Nahrungsmittel aufzutreiben, und begab sich ins Bett, einfach nur, weil dies die sicherste Möglichkeit schien, sich die Klatschbasen vom Leib zu halten. Ivy hatte sich unter dem extremen Umstand, dass ihre beste Freundin und Mäzenin über Bord gefallen war, als recht findig erwiesen. Nachdem sie um Hilfe gerufen hatte, hatte sie die beiden Teile des neuen Parasols befreit und dabei das Kabel mit dem Haken um die Spitze gewickelt wie Garn um eine Spindel. Sie hatte sich sogar die Zeit genommen, über das Deck zu wuseln und zu hüpfen, um schließlich einen Fuß auf die Gebrauchsanweisung zu setzen, bevor diese über Bord geweht worden wäre.
    »Siehst du«, sagte Alexia zu ihrem Gatten, als Ivy davonflitzte, um nach mit Vanillecreme gefüllten Eclairs zu suchen. »Ich habe dir doch gesagt, dass

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