Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
Der Indianer lachte. „Dich hätten sie sicher auch genommen.“
    „Warum kann ich nicht deine Schülerin sein?“
    „Vielleicht später mal“, wehrte der Indianer ab.
    „Ach, das sagst du immer!“
    „Du, Johnny, sag mal...“ Florian, der bis jetzt behaglich an Nicos Schulter gelehnt hatte, richtete sich auf. „Wenn dein Freund und seine Leute hier eingezogen sind, machst du uns dann mal miteinander bekannt? Ich möchte zu gern einmal hinter die Kulissen so eines Zirkusbetriebes schauen! Mit einem Raubtierdompteur reden oder mit Leuten, die auf dem Trapez arbeiten!“
    „Klar, warum nicht. Wir können ja mal zusammen rüberfahren. Macky will anrufen, wenn sie angekommen sind.“
    „Vielleicht können wir ihnen ja auch helfen“, überlegte Bille. „Wir kennen uns in der Gegend aus und wissen, wo sie am günstigsten Futter und Streu bekommen können.“
    „He, in Peershof haben wir doch noch Boxen frei!“ fiel ihr Florian ins Wort. „Zur Not könnten wir ein paar Pflegepferde aufnehmen!“
    „Keine schlechte Idee! Du, Johnny, kennt Macky Miller deine drei Alten noch von früher?“
    „O ja! Happy war sogar mal in einer Nummer von ihm drin. Da versuchte er sich als Reiter, das heißt, er versuchte immer wieder vergeblich aufzusteigen, und fiel mal vorn, mal hinten, mal rechts, mal links wieder runter. Und als er endlich stolz oben saß und sie mit Hüh! und Hott! anzutreiben versuchte, schließlich wie wild mit den Beinen strampelte und Galopp! Galopp! schrie, schüttelte Happy den Kopf und legte sich einfach hin. Sie rollte sich auf die Seite, schloß die Augen und tat, als ob sie eingeschlafen wäre.“
    „Klasse!“ Beppo quietschte vor Vergnügen. „Kann sie das heute noch?“
    „Ich weiß nicht. Hab’s noch nicht ausprobiert.“
    „Wir müssen sie mitnehmen, wenn wir ihn besuchen! Und die anderen beiden auch!“ schlug Florian vor. „Der wird Augen machen!“
    „Da muß Zottel natürlich auch mit“, rief Bille eifrig. „Ich möchte zu gern sehen, ob er sich an seine Zirkusvergangenheit erinnert, wenn er die Luft schnuppert und all die Wagen sieht und das Zelt, die Raubtiere, die Elefanten..."
    „O ja, Kinder, wir reiten mit unseren vier Zirkuspferden zum Zirkus! Das wird eine Schau!“ Nico klatschte so begeistert in die Hände, daß Florian, der sich gerade wieder an ihre Schulter gelehnt hatte, hintenüber kippte, nachdem er schon einen unsanften Stoß in die Rippen hatte einstecken müssen.
    „Hoffentlich behalten sie Zottel nicht gleich da, wenn sie von seiner Vergangenheit hören. Schließlich ist er ein Mann in den besten Jahren“, meinte Bille lachend. „Oder Mini als Voltige-Star! Wer weiß, wenn die erst richtige Zirkusluft schnuppert, kommt sie am Ende gar nicht mehr mit uns nach Hause!“
    „Leute, wir müssen füttern, es ist schon spät!“ mahnte der Indianer. „Räumt eure Becher und den Tee weg. Die letzte Gruppe kommt gleich aus der Reithalle!“
    Zwei Tage später bezog der Zirkus sein neues Winterquartier. Das Ereignis wurde auf der Titelseite des Neukirchener Boten ausführlich besprochen, und zugleich kündigte der Zirkus in einer ganzseitigen Anzeige an, man wolle vor Weihnachten noch ein paar Nachmittagsvorstellungen geben, so lange das Wetter es erlaubte, um die Futterkasse für die Tiere noch ein wenig aufzufüllen.
    Macky Miller tauchte bereits am nächsten Tag in Groß-Willmsdorf auf, um seinen alten Freund Johnny zu besuchen. Niemand hätte in dem unauffälligen, älteren Mann mit den sorgfältig gescheitelten Haaren einen bekannten und vielbelachten Clown vermutet. Er trug einen dunkelblauen Mantel und einen schwarzen Hut und hielt in der Hand einen altmodischen Aktenkoffer, in dem sich — wie Johnny später erzählte — ein wahrer Schatz an alten Fotos, Programmheften, Zeitungskritiken und Briefen berühmter Kollegen befand. Seit Macky Miller den Koffer einmal im letzten Augenblick aus dem Feuer gerettet hatte, ließ er ihn nicht mehr aus der Hand, und sein Inhalt bildete die Quelle endloser Gespräche, die meistens mit den Worten „Weißt du noch?“ begannen.
    An diesem Tag blieb Johnnys Teestube geschlossen. Seine jungen Freunde erledigten die Arbeit im Stall, und wenn sie auch liebend gern bei der Zusammenkunft der beiden Männer dabeigewesen wären, so verstanden sie doch, daß die Freunde erst einmal allein die Erlebnisse der letzten Jahre austauschen wollten.
    Dafür lud Macky Miller beim Abschied alle ein, ihn am kommenden Samstag mittags zu

Weitere Kostenlose Bücher