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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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zugeben. Ich weiß es auch so.« Erneutes Schütteln. »Nun gut. Du wirst mir schon noch antworten.«

    »Ich werde nichts sagen!« Einzeln kamen die Worte zwischen den Lippen hervorgezischt. »Lassen Sie mich in Ruhe!« Stellvertretend für die Machtverhältnisse im Raum hatten sie die Anrede gewechselt. Matthias duzte, und Grünkern siezte jetzt sein Gegenüber.
    »Du wirst reden, mein Bester, du wirst.« Die Hand tätschelte das verkniffene Gesicht jetzt fast liebevoll. »Warte kurz.« Er hatte sich schlau gemacht. Es gab unzählige Möglichkeiten, jemanden zum Reden zu bringen. Die große Umhängetasche stand inzwischen neben der nun wieder verschlossenen Schlafzimmertür. »Ich habe verschiedene Hilfsmittel dabei.«
    Mit großen Augen beobachtete Rainer Grünkern, wie ein Werkzeug nach dem anderen erschien und fein säuberlich neben ihm auf dem Teppich drapiert wurde. Zwei Zangen, ein Schraubenzieher, mehrere Scheren, Nadeln verschiedener Größe, zwei Rollen grausilbernes Gewebeband, ein Cutter und einige Teile, mit denen er nichts anfangen konnte.
    Matthias richtete sich auf und nahm wieder auf dem Sessel Platz. »Löst dieser Anblick deine Zunge?«
    Grünkern zog den Kopf zwischen die Schultern und schwieg.
    »Nicht? Dann werde ich nachhelfen. Ich habe nämlich noch einige Fragen, die du mir beantworten sollst, zum Beispiel, wer außer dir noch an den Misshandlungen beteiligt war, was die Personen im Einzelnen getan haben und was nach der Wende aus ihnen wurde. Du hast doch bestimmt noch Kontakt mit einigen, oder?«
    »Nein!« Rainer Grünkern spuckte das Wort aus und verschloss den Mund sofort wieder.
    »Auch gut. Ich stelle dir die Fragen gleich noch einmal. Zuerst muss ich dich ein bisschen zurechtrücken.« Matthias packte den Mann an den Schultern und rollte ihn auf die Seite, um die Fesseln zu prüfen. Arme und Beine waren fest verschnürt. Aber nicht fest genug für das, was jetzt kommen würde. Außerdem
hatte er vorhin in der Eile das Klebeband über die Kleidung gewickelt. Wenn der Mann heftig genug zerrte, würde er sich womöglich befreien können. Und für die geplante Aktion mussten die Finger freiliegen.
    Mit der großen Stoffschere schnitt er die Hosenbeine auf. Rainer Grünkern begann fast sofort auszukeilen, und es brauchte einen weiteren festen Tritt zwischen seine Beine, damit er aufhörte und sich stattdessen wieder zu einem Haken zusammenkrümmte. Matthias wickelte ein paar Lagen Paketband um die Knöchel, knickte die Beine dann an den Knien nach hinten und zurrte die Unterschenkel an die Rückseite der Oberschenkel.
    Die Fesseln an den Armen waren schnell durchtrennt. Den linken Arm zog Matthias, soweit die Sehnen es zuließen, auf den Rücken und führte das Klebeband um den Hals herum wieder zurück. Fuchtelte das Opfer unnötig herum, würde es sich selbst strangulieren.
    Dann wälzte er den Mann wieder auf den Rücken. Obwohl der ehemalige Heimleiter einen eher knochigen Körper hatte, war er schwer wie ein nasser Sandsack. Nur der rechte Arm blieb frei. Als Matthias ihn ergreifen wollte, krümmte sich die Hand, Fingernägel krallten nach seinem Arm, erwischten aber nur Luft. Grünkern knurrte wütend, während er zusehen musste, wie sein Arm auf ein Brett geklebt wurde und sich das Klebeband in mehreren Umdrehungen um das Handgelenk und bis über den Handrücken nach vorn wickelte. Die Fingerspitzen ließ Matthias frei.
    »So, mein Lieber. Noch ein letztes Mal versuche ich es im Guten. Wer war außer dir noch an den Misshandlungen beteiligt?«
    »Hab ich vergessen.« Rainer Grünkern klang noch immer entrüstet, aber das würde sich gleich ändern. Matthias nahm die Rouladennadel. Sie war schön lang und hatte am hinteren Ende eine Öse. Damit ließ sie sich besser handhaben als eine Stopfnadel.
»Denk nach, mein Freund. Denk nach.« Die Fingernägel des ehemaligen Heimleiters waren dick und gerillt. Erst jetzt, als er sah, wie Matthias die Spitze probehalber an den Rand des mittleren Nagels hielt, ahnte Rainer Grünkern, was gleich geschehen würde, und begann zu ächzen.
    Matthias drückte die Nadel ein wenig unter den vorstehenden Teil, ohne jedoch das zarte Gewebe zu verletzen. »Wer war außer dir noch an den Misshandlungen beteiligt?« An Grünkerns Schläfe erschien ein harter Muskelstrang, so fest biss er die Zähne aufeinander. »Hab ich vergessen.«
    »Na gut. Ich werde deiner Erinnerung nachhelfen.« Mit einem Ruck schob er die Spitze unter den Fingernagel des

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