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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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dass Lara zornentbrannt in die
Redaktion zurückkehrte. Doch darauf konnte er lange warten. Sie würde ihren Job machen und ihm freundlich gegenübertreten, ihre verspätete Ankunft bei Gericht jedoch mit keinem Wort erwähnen. Lass es nie zu persönlich werden, Lara, hatte Mark ihr geraten . Sieh es als Wettbewerb . Tom würde verwirrt sein und gleichzeitig nicht wissen, was sie als Nächstes plante. Lara lächelte einem vorbeikommenden Beamten zu und steckte ihr Handy in die Tasche. In der Zwischenzeit konnte sie an ihrer Materialsammlung über die zweite Plattenbauleiche arbeiten. Lara kramte nach ihrem Diktiergerät und dem Notizbuch.
    Nach einer Weile warf sie einen schnellen Blick zur Uhr. Noch eine Stunde bis zur Mittagspause, wenn sich der vorsitzende Richter an den angegebenen Zeitplan hielt. Sie würde schon einmal damit beginnen, ihre Notizen über die zweite Plattenbauleiche zu einem Zeitungstext umzuschreiben, damit sie heute nicht bis Ultimo in der Redaktion sitzen musste. Wenn das hier heute schnell voranging, würde morgen auch der erste Artikel über den Hooligans-Prozess fällig sein.
    »Zweite Plattenbauleiche« war eigentlich nicht der richtige Ausdruck für den Fall, denn soweit ihre Recherchen ergeben hatten, gab es nur wenige Parallelen zwischen den beiden Fällen. Der erste Leichnam hatte in einer Badewanne in einem zum Abriss bestimmten Block gelegen, und der Mann war ertränkt worden. Auch stammte das Opfer nicht aus Leipzig, sondern aus Wurzen. Der Tote in der Ringstraße dagegen war in seiner Wohnung umgekommen. Ein aufmerksamer Nachbar hatte die Leiche entdeckt. Fand man Leichen in Wohnungen, handelte es sich meistens um Beziehungstaten.
    Allerdings hatten beide Fälle auch Gemeinsamkeiten. Das Alter der Ermordeten stimmte annähernd überein, beide waren Rentner gewesen und hatten allein gelebt. Das reichte zwar nicht aus, um einen gemeinsamen Fall daraus zu konstruieren, dazu wusste sie auch noch zu wenig, aber auffällig war es schon.

    Lara schrieb an ihrem Artikel, bis sie Raunen und Scharren aus dem Gerichtssaal hörte. Gleich würden die Leute herausströmen, und sie musste zusehen, dass sie die Informationen zu den Fußballrowdys und den verpassten Geschehnissen vor Gericht bekam. Die Flügel der Tür klappten nach links und rechts auf, und während die murmelnde Menge aus dem Saal strömte, stand Lara vor der Bank und bemühte sich, bekannte Gesichter auszumachen. Außer denen, die dienstlich hier waren, gab es immer auch zahlreiche Neugierige, die öffentliche Prozesse besuchten.
    »Hi, Lara! Du bist ja doch da! Wir haben schon jemanden von euch vermisst. Hast du es nicht rechtzeitig geschafft?«
    »So könnte man es sagen. Grüß dich.« Lara lächelte Frank Schweizer zu, der ihr entgegenkam. Neben ihm ging, den Unterarm unter seinem durchgeschoben, die blonde Frau vom Jugendamt, Maria Sandmann. »Hallo, Frau Birkenfeld.« Die Blonde streckte den Arm aus, und Lara berührte eine kalte Handfläche.
    »Kommst du mit in die Cafeteria? Wir sollten uns beeilen, sonst kriegen wir keinen Platz mehr.« Frank sah den Rechtsanwälten nach, die hastig in Richtung Kantine eilten.
    »Gern. Kannst du mir nachher ein kurzes Update geben, was heute Vormittag gelaufen ist? Ich muss mir die falsche Anfangszeit notiert haben.«
    »Klar.« Frank nickte gutmütig. »Wir haben anderthalb Stunden Zeit, bis es weitergeht. Das sollte doch wohl reichen.« Er zog Maria Sandmann mit sich die Treppen hinunter.
    In der Kantine roch es nach Frittierfett und Bratensoße. An der Selbstbedienungstheke standen mindestens zwanzig Leute. Frank Schweizer nahm sich ein Tablett vom Stapel und reichte seiner Begleiterin ein zweites. Lara beobachtete, wie die blonde Frau ganz kurz ihren Kopf an seine Schulter lehnte, und fragte sich, seit wann die beiden so vertraut miteinander waren, bis ihr Franks Bemerkung bei der Schuleröffnung einfiel, er habe sie im Lindencafé gesehen, als er selbst mit Mia Sandmann dort war.
Und dass er mit ihr am Wochenende ins Kino wollte. Anscheinend lief da etwas zwischen den beiden. Lara griff nach einer Hühnersuppe und folgte ihnen zu einem freien Tisch.
    »Die Verteidiger haben also eine Bewährungsstrafe gefordert.« Lara schrieb ein paar Stichpunkte in ihr Notizbuch. Frank Schweizer nickte kauend.
    »Was kommt jetzt noch?«
    »Es sind einige Zeugen geladen, die die Tat beobachtet haben. Ich glaube aber nicht, dass sich noch viel Neues ergibt.« Der Kollege ordnete sein Besteck in der

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