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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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hingeschickt haben. Angeblich war ich ja nicht erreichbar. Aber da das eigentlich mein Ressort ist, wollte ich wenigstens über den Rest berichten. Es war ja auch noch nichts erschienen.«
    »Frau Birkenfeld.« Gernot Hampenmann atmete hörbar aus. »Das ist doch alles Schnee von gestern.«
    »Das ist es nicht!« Lara spie die Worte heraus. Ihr Blickfeld hatte sich rot eingefärbt, und die Stimme der Vernunft, die ihr zuflüsterte, sie solle sich nicht noch mehr in Rage reden, wurde immer schwächer. »Gestern habe ich Tom gefragt, wann es weitergeht. Und er hat mir die falsche Anfangszeit genannt! Dadurch
bin ich heute eine Stunde zu spät gekommen!« Sie wies anklagend auf ihren Kollegen.
    »Das habe ich nicht.« Tom sprach langsamer als sonst. Er hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet und guckte mitleidig. »Zehn Uhr geht die Verhandlung los, sagte ich. Ich weiß es noch ganz genau. Ich kann nichts dafür, wenn du dir das falsch aufschreibst.«
    Lara schnappte nach Luft, verschluckte sich und hustete. Jetzt log der Kerl ihr auch noch dreist ins Gesicht. Hampenmann stellte seine Aktentasche auf den Boden und kam zu ihren Schreibtischen. »Eigentlich wollte ich das in Ruhe mit Ihnen beiden besprechen und nicht zwischen Tür und Angel. Aber wenn wir einmal dabei sind … Herr Fränkel und ich hatten gestern nach der Konferenz noch ein interessantes Gespräch.«
    Also doch! Hatte sie doch gestern richtig gesehen. Der Schleimscheißer hatte sich beim Chef beschwert. Lara verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Tom hat das Gefühl, Sie intrigieren hinter seinem Rücken gegen ihn. Das, was Sie eben behauptet haben, spricht dafür. Und ich habe nicht vergessen, dass Sie sich schon mehrmals beschwert haben, er reiße Berichte an sich, die eigentlich in Ihr Ressort fallen.«
    Lara fühlte, wie etwas ihr den Boden unter den Füßen wegzog. Zweimal öffnete und schloss sie den Mund wie ein Karpfen, ohne etwas erwidern zu können.
    »Dazu kommt noch, dass Sie mit der Polizei nicht klarkommen. Kriminalkommissar Stiller hat schon öfters über Probleme bei der Zusammenarbeit mit Ihnen berichtet. Gerade dieses Zusammenspiel aber ist immens wichtig, wenn man Gerichtsreportagen schreibt. Und nicht zuletzt…« Der Redaktionsleiter machte eine bedeutungsvolle Pause, und Lara konnte die Stille in den Redaktionsräumen fast körperlich spüren. Alle Anwesenden schienen dem Disput zu lauschen, »… nicht zuletzt sind Sie unzuverlässig!« Den Satz donnerte er heraus wie eine Rakete.

    »Ich bin nicht …« Lara schnappte erneut nach Luft.
    »Frau Birkenfeld! Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Wo waren Sie gestern Nachmittag nach der Redaktionskonferenz?«
    »Ich, äh…« Lara sah Toms Miene. Er gab sich Mühe, sorgenvoll dreinzuschauen, aber sie wusste, dass er das Ganze genoss.
    »Ich war im Konservatorium.«
    »Ah ja. Was war das für ein Termin?«
    »Ein … ein Interview.« Sie ritt sich immer tiefer hinein. Warum erklärte sie nicht, wo sie wirklich gewesen war? Es würde sowieso demnächst herauskommen. Leute hatten Lara in Grünau gesehen, und schließlich wollte sie noch über den Fall schreiben. Also würde sie irgendwann damit herausrücken müssen. Nur leider war ihr gestern nichts Besseres eingefallen, als einen Termin im Konservatorium vorzuschieben. Wenn sie heute etwas anderes behauptete, würde das Hampelmanns Theorie, Lara Birkenfeld lüge und mobbe seinen Lieblingsangestellten, nur untermauern.
    »Ein Interview, soso. Sollen die Kollegen sich nicht in den Abwesenheitskalender eintragen, wenn sie außer Haus arbeiten?«
    »Ich hab es vergessen.« Lara hob resigniert die Schultern. Es war ihre eigene Dummheit. In Toms Augen funkelte es kurz, und Lara hasste ihn einen Moment lang so sehr, dass sie ihn auf der Stelle umbringen wollte. Isabell, die noch immer neben dem Schreibtisch stand, so als wisse sie nicht, wohin, beobachtete die Auseinandersetzung mit weit aufgerissenen Augen.
    »Also gut, Frau Birkenfeld. Die Diskussion ist hiermit beendet.« Hampenmann bückte sich nach seiner Aktentasche und sah sich im Aufrichten in der Redaktion um. »Wie gesagt  – eigentlich wollte ich das Problem morgen Vormittag mit Ihnen beiden in Ruhe klären, aber Sie haben mir keine Wahl gelassen.« Isabells Augen irrlichterten zwischen den drei Personen hin und her. Der Redaktionsleiter straffte sich und fuhr fort. »Fürs Erste lege ich fest, dass Herr Fränkel ab jetzt die Gerichtsreportagen übernehmen
wird, damit ein bisschen

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