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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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sollte  – »körperliche Sache.«
    »Ich denke schon. Zumindest hat er den Eindruck erweckt.«
    »Ich habe die beiden schon zusammen erlebt.« Lara rührte zwei Päckchen Zucker in ihre Espressotasse und sah dann auf. »Es war immer ein wenig seltsam. Mal hat sie sich ihm förmlich an den Hals geschmissen, dann wieder war sie sehr ablehnend.«
    »Seid ihr Frauen nicht alle so?« Jo grinste, Lara versetzte ihm einen spielerischen Schlag an den Oberarm und wurde gleich wieder ernst. »Wie geht es denn nun weiter?«
    »Das wird eine länger dauernde Therapie. Ich vermute, in diesem Kinderheim sind schlimme Dinge passiert. Das deutete sich jedenfalls während der Hypnose an. Es wird eine Weile dauern, dies bewusst zu machen und aufzuarbeiten. Mehr möchte ich dazu im Moment nicht sagen.« Mark sah, wie Laras Augen sich plötzlich weiteten und ihr Mund sich öffnete. Sie schien durch ihn hindurchzusehen.
     
    »Du Untier! Hör sofort auf damit! Lass  – sie  – in  – Ruhe!« Eine Messerklinge blitzte. Keuchendes Atmen. »Das könnte dir so passen! Sich heimlich über sie herzumachen! Aber da bist du an den Falschen geraten!« Geräusche, als ob zwei Menschen miteinander rangen. Dann ein dumpfer Schlag gefolgt von einem Stöhnen. Jemand wimmerte.

    »Das hast du nun davon, perverses Schwein!« Dicke Blutstropfen fielen im Zeitlupentempo zu Boden, zerplatzten zu sternförmigen Gebilden. Dann landete eine Messerklinge daneben. Auch sie war mit rotem Blut verschmiert. Das Wimmern wurde stärker und brach abrupt ab.
     
    Lara betrachtete die Espressotasse in ihrer Hand. Sie zitterte. Mark und Jo hatten sich beide nach vorn gebeugt und betrachteten sie. Noch ehe einer von beiden etwas sagen konnte, begann Marks Handy zu klingeln. Er runzelte die Stirn und beugte sich zur Seite, um die Aktentasche aufzuklappen, die auf dem Boden stand. »Eigentlich schalte ich mein Handy in der Gaststätte immer aus.« Ein entschuldigender Blick, dann hielt er sich das Mobiltelefon ans Ohr. Lara und Jo beobachteten, wie sein Gesichtsausdruck immer fassungsloser wurde. Er sagte mehrere Male: »Beruhigen Sie sich doch« und dann: »Ich komme sofort.« Er legte auf, nahm die Aktentasche hoch und suchte darin herum. »Ich muss ganz schnell weg. Ein Notfall. Entschuldigt mich. Bezahlt ihr bitte meine Rechnung mit?«
    »War das Frank Schweizer?« Lara sah noch immer die schwebenden Blutstropfen und die Messerklinge, überblendet von Mark, der vor ihr mit seinem Jackett herumwurstelte und den Kopf schüttelte. »Nein … Nein. Das war Maria Sandmann.«
    »Maria Sandmann? Aber…«
    »Sie hat sich angehört wie ein verwirrtes Kind. Das was sie gesagt hat, war außerdem ziemlich konfus.« Endlich hatte Marks Hand den Ärmel gefunden und schlüpfte hinein. »Ich glaube, sie braucht Hilfe. Angeblich«, jetzt dämpfte er seine Stimme und sah sich im Lokal um, »angeblich wollte Frank Schweizer sie vergewaltigen. Sie hat sich gewehrt. Und nun, so sagte sie, liege er da und rühre sich nicht.«
    »Was?« Wieder sah Lara das Messer blitzen, hörte die Worte »Das hast du nun davon, perverses Schwein« und das leise Wimmern.
Mark musste nicht weiterreden. Sie wusste auch so, was geschehen war.
    »Wir kommen mit.« Auch Jo war aufgesprungen, nestelte in seiner Tasche und warf einen Fünfzigeuroschein auf den Tisch. »Vielleicht können wir helfen.«
    Mark protestierte nicht, und sie rannten hinaus.
     
    »Fahr nicht ganz so schnell, bitte.« Lara hielt sich an dem Griff über der Tür fest und schielte dabei auf die Tachonadel, die irgendwo um die neunzig herumzitterte. »Ich möchte nicht verunglücken. Außerdem gibt es hier auch einige Blitzer an den Ampelkreuzungen.« Mark bremste kurz, und die Tachonadel sank auf die siebzig. Jo und Lara hatten ihre Autos in der Seitenstraße neben dem Restaurant stehen lassen und waren in Marks Audi eingestiegen.
    In jeder Kurve wurde Lara gegen den neben ihr sitzenden Jo gedrückt, und trotz der dramatischen Situation konnte sie den Gedanken nicht unterdrücken, dass das ganz angenehm war. Vor einem fünfstöckigen Mietshaus bremste Mark so abrupt, dass ihre beiden Köpfe synchron nickten und fuhr dann schräg in eine winzige Parklücke. Die Aktentasche in der Rechten sprang er aus dem Auto und hastete, ohne auf die anderen zu warten, auf die Eingangstür zu, wo er alle Klingelknöpfe gleichzeitig mit der flachen Hand niederdrückte. Der Summer ertönte, und sie verschwanden im Hausflur, gefolgt von einem

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