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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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Schränken nach Verbandsmaterial suchen  – und zwar schnell  –, zur Not täten es auch saubere Handtücher und Klebestreifen, sie sollten verdammt noch mal aus dem Weg gehen.
    Nach zehn hektischen Minuten wischte er sich den Schweiß von der Stirn, sah hoch und entschuldigte sich.
    »Er ist stabil. Hoffentlich kommt der Notarzt bald. Habt ihr gesagt, dass es um Leben oder Tod geht?« Er wartete, bis sie nickten, und fuhr dann fort: »Legt eine Decke über ihn. Er hat viel Blut verloren. Wo ist Maria Sandmann?«
    Lara und Jo sahen sich an. Keiner von ihnen hatte darauf geachtet, was die Frau in der Zwischenzeit gemacht hatte. Schnell durchforsteten sie die Zimmer und kehrten dann zu Mark zurück, der noch immer neben Frank Schweizer kniete und dessen Puls fühlte. Er sah die Antwort in ihren Gesichtern. »Sie ist weg? Scheiße. Das dachte ich mir.«
     
    »Sollten wir nicht die Polizei informieren?« Lara schloss das Fenster und setzte sich dann an Frank Schweizers Küchentisch. »Es ist doch davon auszugehen, dass Maria Sandmann ihn niedergestochen hat. Und jetzt treibt sie sich irgendwo da draußen herum. Die Frau ist gemeingefährlich!«
    »Kommt die nicht ohnehin gleich? Die Krankenwagenbesatzung wird doch bestimmt Meldung machen, dass sie gerade das Opfer eines Messerattentats abgeholt hat«, erwiderte Jo.
    Seine Worte blieben unbeantwortet in der Luft hängen. Es war eine merkwürdige Situation. Sie saßen zu dritt in der Küche eines Fremden, der gerade mit Blaulicht abtransportiert worden war, weil seine vermeintliche Freundin ihn niedergestochen hatte, und wussten nicht so recht, wie es weitergehen sollte.

    »Ich hatte vorhin eher den Eindruck, dass sie gar keine Ahnung hatte, was passiert ist.« Jo stand auf, öffnete den Kühlschrank und sah hinein. »Wer möchte einen Schluck Saft?« Er wartete nicht auf die Antwort, sondern kam mit dem Karton zurück zum Tisch.
    »Das habe ich auch so empfunden.« Mark lehnte ab, als Jo ihm ein Glas hinhielt. »Ich verstehe auch nicht, wie sie plötzlich so agil sein konnte. Das Beruhigungsmittel, das ich ihr verabreicht habe, hätte ein Pferd niedergestreckt.«
    »Aber wie kann sie denn nicht wissen, dass sie kurz vorher ihren Geliebten niedergestochen hat, angeblich, weil er sie vergewaltigen wollte! Das ist doch absurd!« Lara schüttelte heftig den Kopf. »Außerdem hat sie dich doch vorhin eben deshalb angerufen und es gestanden.«
    »Nicht direkt. Sie hat gesagt, er liege da und rühre sich nicht.«
    »Glaubst du, dass noch jemand in dieser Wohnung war?«
    »Nein.«
    »Na bitte. Dann muss sie es gewesen sein.« Lara nahm einen Schluck Saft und verzog das Gesicht. »Ich rufe Schädlich an. Sollen die entscheiden, was passiert.« Sie griff sich ihr Handy und verschwand im Flur. Mark sah auf die große Wanduhr. Es war noch nicht einmal neun, aber er hatte das Gefühl, es sei schon nach Mitternacht. Laras Stimme drang leise zur Tür herein, aber man konnte nicht verstehen, was sie sagte. Jo, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als Marks Handy klingelte.
    »Bestimmt meine Frau.« Mark verdrehte die Augen. »Kontrolle.« Ein Blick auf die Telefonnummer belehrte ihn eines Besseren. Noch ein unerwarteter Anrufer. Er fragte sich, ob das den ganzen Abend so weitergehen würde, und hob ab.
    Jo ließ seinen Blick durch die Küche schweifen und hörte mit einem Ohr auf Marks Gespräch. Es schien um etwas Medizinisches zu gehen. Dann erhob er sich, um den Saftkarton zurückzubringen.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Mark ein Notizbuch aus der Aktentasche nahm, eine Seite herausriss und zu schreiben begann. Lara tauchte auf, ihr Mobiltelefon in der Hand, und blieb in der Tür stehen, als sie bemerkte, dass Mark ebenfalls telefonierte. Sie machte Jo ein Zeichen, ihr zu folgen, und er ging in den Flur hinaus.
    »Schädlich hat natürlich längst Feierabend, aber er schickt jemanden vorbei.« Sie deutete auf die halboffene Badtür. »Wir sollen alles so lassen. Ob es sich um einen Mordversuch gehandelt hat, wollte er wissen.«
    »Einen Mordversuch?«
    »Na, könnte doch sein, oder? Schließlich hat sie ihn ziemlich schwer mit dem Messer verletzt.« Die Blutlache auf den weißen Fliesen erschien im hellen Neonlicht dunkel, fast schwarz.
    »Aber sagte Mark nicht vorhin irgendetwas von Vergewaltigung? Dann war es doch Notwehr, oder?« Jo schüttelte den Kopf. »Außerdem ist der Typ angeblich ihr Freund. Wieso sollte sie ihn

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