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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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Kriminalobermeister von dem Treffen erwartete.
    Schimpfend flog die Spatzenschar auf, nur um sich gleich darauf wieder niederzulassen.
    Lara bestellte sich einen Kaffee. Schädlich nahm ein Schwarzbier. Der Kellner huschte davon. Unbehagliches Schweigen schien sich wie eine dunkle Wolke über den Tisch zu senken. Der Polizeibeamte verknotete seine Finger und löste sie wieder voneinander. Dabei sah er Lara nicht an. Sie beschloss, dem albernen Tun ein Ende zu bereiten. Das war hier kein Date, und sie
beide keine schüchternen Teenager mehr, die nicht wussten, was sie miteinander anfangen sollten.
    »Schön, dass Sie kommen konnten.«
    »Ich hoffe, mich sieht hier keiner.« Jetzt blickte er auf. Seine Augen waren von einem intensiven Grau.
    »Das glaube ich nicht. Andererseits  – was sollte schon dabei sein?«
    »Sie sind von der Presse.«
    »Ich werde nichts schreiben, was man mit Ihnen in Verbindung bringen könnte. Sehen Sie es einfach als ein formloses Treffen an.« Die Getränke kamen, und Lara wartete, bis der Kellner wieder verschwunden war, ehe sie fortsetzte: »Außerdem ist mein Kollege für die Berichterstattung im Fall dieser Plattenbauleiche zuständig, nicht ich.« Hoffentlich nicht auf Dauer, aber das brauchte Schädlich ja nicht zu wissen.
    »Aha.«
    »Unabhängig davon interessieren mich schon ein paar Dinge aus beruflicher Neugier, wie Sie sich bestimmt vorstellen können. Ich verspreche Ihnen, ich werde nichts notieren, und niemand wird erfahren, dass wir miteinander über diesen Fall geredet haben.« Dass in der Zigarettenschachtel, die plakativ auf dem Tisch lag, ein eingeschaltetes Diktiergerät lief, verriet Lara nicht. Sie hatten alle ihre Berufsgeheimnisse. Und der Kripomann war mit Sicherheit entspannter, wenn er das Gefühl hatte, dass sie nichts aufzeichnete.
    »Na dann.« Schädlich ließ die Schultern herabsacken, hob sein Bierglas und prostete ihr zu. »Ich darf eh keine Interna ausplaudern. Nur das, was sowieso offiziell bekanntgegeben wird.«
    »Das ist doch in Ordnung. Wir sind ja auch nicht hier, um nur über die Arbeit zu sprechen.« Lara schaute in die grauen Augen, lächelte und fühlte sich mies dabei. Sie schlug die Speisekarte auf, überflog die aufgeführten Snacks und bemühte sich, ihre Fragen beiläufig klingen zu lassen.

    »Die Leiche war doch männlich, nicht?« Aus den Augenwinkeln sah sie Schädlich nicken.
    »Und ist denn mittlerweile sicher, dass es sich um ein Tötungsdelikt und nicht um Selbstmord handelt?« Dass der Tote ein Obdachloser war, der sich zum Schlafen in die Badewanne eines Abbruchhauses gelegt hatte und dort verstorben war, schloss Lara von vornherein aus.
    »Es war weder ein Unfall noch Suizid.« Damit hatte Schädlich die Antwort geschickt umgangen.
    »Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?«
    »Wer, ich?« Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm bewusst wurde, dass Lara nur ihn gemeint haben konnte. »Ralf.«
    »Schön.« Lara fixierte die Spalte mit den Nachspeisen. Sie hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Das war gut, würde aber nicht lange anhalten, also setzte sie schnell hinzu: »Was sagt denn der Obduktionsbericht?«
    »Dass er ertränkt wurde.« Ralf Schädlichs Hand zuckte zum Mund und senkte sich dann wieder. Jetzt sah er schuldbewusst aus.
    »In dieser Badewanne, in der die Leiche gefunden wurde?«
    »Das nehme ich an. Ich hätte Ihnen das gar nicht sagen dürfen.« Lara konnte förmlich zusehen, wie sich das breite Gesicht des Polizisten verschloss.
    »Ich behalte es für mich, habe ich doch versprochen.« Sie hielt nach dem Kellner Ausschau. Damit hatte sich das Treffen schon gelohnt. Mit dieser Information konnte Mark sicher etwas anfangen.
    »Lassen Sie uns von etwas anderem reden. Der Tag ist so schön, und wir sprechen über Leichen.« Sie hatten zwar nicht wirklich viel gesprochen, aber Lara wollte ihm das Gefühl geben, es sei eine ganz normale Unterhaltung gewesen. »Essen Sie auch eine Kleinigkeit?« Das bullige Gesicht hellte sich wieder auf, und Ralf Schädlich nickte.

     
    »Das machen wir mal wieder.« Lara marschierte vorneweg und hoffte, der Kies würde keine Kratzer an ihren Absätzen hinterlassen.
    Ralf Schädlich murmelte ein »Gern« und folgte ihr, den Blick auf Laras Beine gerichtet. Sie trug dunkelgrüne Schuhe. Zwischen den Steinchen lagen Zigarettenstummel. Welche Schmutzfinken warfen denn ihre aufgerauchten Kippen einfach auf den Boden, wenn auf jedem Tisch ein Aschenbecher stand? Lara Birkenfeld dagegen

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