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Sensenmann

Sensenmann

Titel: Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clausia Puhlfürst
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rechten Handschuh aus und ergriff die dargebotene Hand. Tom ließ ihn gar nicht nachdenken, sondern setzte gleich fort. »Ich habe eben mit Ihrem Chef gesprochen. Er sagte mir, dass Sie gestern Früh die Leiche entdeckt hätten.«
    »Ja?«
    »Ich hätte dazu ein paar Fragen.« Toms Mundwinkel taten langsam weh vom vielen Grinsen. Und seine Finger fühlten sich an, als seien sie gebrochen, so derb hatte der Mann seine Hand beim Schütteln gequetscht.
    »Hm.« Fred Möllek war nicht gerade gesprächig. Jetzt kratzte er sich unter dem Helm.
    »Es dauert nicht lange.«
    »Na gut.«
    »Das ist super.« Tom grinste noch ein bisschen breiter und suchte in seiner Tasche nach dem Diktiergerät.
    »Nicht jetzt sofort.« Der Bauarbeiter hatte sich schon halb abgewandt. »Wir machen in einer Viertelstunde Frühstück. Da drüben.« Er zeigte auf einen Bauwagen, und Tom beeilte sich zu nicken.
    »Warten Sie hier.« Fred Möllek stampfte davon.
    »Natürlich!« Tom sah dem Mann nach. Sein Rücken war breiter als der eines Gorillas.
     
    »Beschreiben Sie doch bitte einmal Schritt für Schritt, wie Sie die Leiche entdeckt haben.« Tom sah einen nach dem anderen an, um ihnen das Gefühl zu geben, er nehme sie ernst. Das Diktiergerät lag neben der Thermoskanne auf dem Tisch. Er würde
nicht in ihre Schilderungen eingreifen. An schlagkräftigen Formulierungen konnte er später feilen.
    Der Dicke neben Fred Möllek legte sein angebissenes Brot beiseite, schnaufte und schluckte, ehe er zu einer längeren Erklärung ansetzte. Die anderen nickten ab und an zu seinen Worten, sagten aber nichts. Erst als er dazu kam, wie sie zu viert vor der halboffenen Wohnungstür gestanden hatten, deutete er auf seinen Kollegen; einen dünnen, großen Mann mit sehnigen Unterarmen: »Holger und Fred sind dann reingegangen.«
    »Erzählen Sie, was danach passierte.« Tom wandte sich dem Dünnen zu, und dieser begann zu sprechen, wobei er die ganze Zeit auf die Tischplatte schaute, als sähe er dort die Geschehnisse noch einmal ablaufen. Fred Möllek hielt sich zurück. Wahrscheinlich redete er nicht gern.
    »Die Wohnungstür war offen. Das ist nichts Besonderes. Die sind immer auf, wenn die Mieter alle raus sind, damit die Firmen rein- und rauskönnen.« Er hielt kurz inne. »Ich bin in den Wohnungsflur gegangen. Der Mief war kaum zum Aushalten. Es kam aus dem Bad. Da kamen auch die Fliegen her. Massenhaft Fliegen. Ich habe dann um die Ecke geschaut.« Der Bauarbeiter schluckte wieder. Er würde dem Pressemann nicht auf die Nase binden, dass er draußen den Flur vollgekotzt hatte.
    »Was haben Sie im Bad gesehen?« Tom schob den Kopf nach vorn, um kein Wort zu verpassen.
    »In der Badewanne lag etwas.«
    »Etwas?«
    »Nun, für mich sah es aus wie ein menschlicher Körper. So richtig hat man das nicht erkennen können, weil unheimlich viele Fliegen darauf waren. Das hat gewimmelt und gesummt, dazu dieser Verwesungsgeruch  – widerlich!«
    Fred Möllek nickte bedächtig. Er hatte nichts hinzuzufügen. Neben ihm schlürfte der kleine Dicke seinen Kaffee.
    »War in der Badewanne Wasser?«

    »Nein, natürlich nicht.« Holger machte ein ungläubiges Gesicht. Der Pressefuzzi hatte keine Ahnung von den Abläufen. »Die Versorgungsleitungen werden lange vorher abgestellt. Alles  – Strom, Wasser, Gas.«
    »Ah, ja. Das wusste ich nicht.« Tom hatte kein Problem, sein Unwissen einzugestehen. »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? Irgendwelche Dinge, die dort nicht hingehörten?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Holger kratzte sich hinter dem Ohr und setzte hinzu: »Nein. Da war nichts.«
    Wieder nickte Fred Möllek zu den Worten seines Kollegen. Dann trank er seinen Kaffee aus und sah auf die Uhr. »Die Pause ist vorbei, Männer.« Stuhlbeine scharrten.
    »Könnte ich bitte noch Ihre Namen haben?« Tom nahm das Diktiergerät vom Tisch und richtete es nacheinander auf die vier Bauarbeiter. Holger hieß mit Nachnamen Schmalmann  – wie passend. Der Typ links von ihm hatte kein einziges Wort gesagt.
    »Darf ich Sie in meinem Artikel zitieren?« Fred Möllek und Holger Schmalmann sahen sich an. Holger antwortete zuerst. »Von mir aus. Wann erscheint denn der Bericht?«
    »Der erste Teil sicher schon morgen. Je nach Fortschritt der Ermittlungen und danach, welche Informationen ich bekomme, werden vermutlich noch einige Artikel folgen. Wenn Ihnen also noch etwas einfällt  – Details, Kleinigkeiten, alles ist von Bedeutung  –, dann rufen Sie mich bitte

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