Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Metunüberquerung noch feuchten Decken auf dem staubigen Höhlenboden. „Irgendwie fühlt es sich so an, als lebe die Stadt noch, wenn man auf sie sieht. Habt ihr das auch so empfunden? Sie erscheint gar nicht richtig tot, nicht wahr? Als befände man sich dicht an einem riesigen Lebewesen, dessen Atem hörbar ist, das sich aber ansonsten jedem Blick entzieht.“
„Erzähl weiter, ich mag Gruselgeschichten“, brummte Krister.
Ich grinste ein wenig mit, doch eigenartigerweise fühlte ich meine eigenen Sinneseindrücke von Lukes Worten bestätigt. Nicht von ungefähr hatte ich davon geträumt, um die Stadt einen Bogen zu machen. Die beklemmende Stimmung, die von ihr ausging, weckte in mir nicht das geringste Verlangen, sie zu betreten. Wie ein in die Enge getriebenes Tier witterte ich ihre belastende Nähe; eine Nähe, die ein bedrohliches Gefühl hervorrief, die sich jetzt nach Einbruch der Dunkelheit noch steigerte.
Da es sowieso jeden Moment zu regnen beginnen musste, verzichteten wir darauf, Holz für ein Feuer zusammenzusuchen. Wir gestatteten uns nur den Stumpen einer Kerze, der genügend Licht spendete, um im Dunkel der Höhle eine Mahlzeit einzunehmen. Schweigend aßen wir das kalte Fleisch des unglücklichen Skirret, den ich gestern Nachmittag anstatt des ersehnten Hirsches erlegt hatte. Der Hunger gaukelte schmackhaftes Abendessen vor, doch mir fehlten die üblichen Beilagen wie Gemüse oder Kräuter, die den Geschmack des zähen Fleisches aufgewertet hätten. Morgen mussten wir auf jeden Fall versuchen, unsere Vorräte aufzustocken, sonst saßen wir bald ohne Verpflegung da. Keine angenehme Vorstellung. Nur ein gut genährter Körper war in der Lage, den Strapazen, denen wir uns aussetzten (und auch weiterhin auszusetzen gedachten), zu widerstehen.
Leise zuerst, wie ein Hauch, Tropfen für Tropfen, anmutig und beruhigend, setzte Regen ein. Binnen kurzem legte er an Intensität zu und steigerte sich zu einem wahren Stakkato, dabei unterstützt von auffrischenden Winden, die vom Meer her stürmten und feuchte, salzige Luft in die Höhle wehten. Angesichts des Unwetters erschien uns das Einteilen einer Nachtwache unnötig. Einmal wieder ohne Unterbrechung schlafen! Dankbar für den trockenen Unterschlupf legten wir uns zum Schlafen nieder. Ich blies die Kerze aus, und tiefe Dunkelheit zog in die kleine Höhle ein.
Die Nacht verlief, abgesehen vom Rauschen des Windes, dem endlosen Hämmern des fallenden Regens und manchem Donnergrollen, ungestört. Das erste schwache Licht des neuen Tages drang bereits bis in die Höhle vor, als ich erwachte und bemerkte, dass etwas mit mir ganz und gar nicht stimmte. Kalter Schweiß stand auf meiner Stirn und ich fror. Bei dem Versuch aufzustehen, überfiel mich heftiger Schüttelfrost. Nach erster nervöser Bestandsaufnahme litt ich zudem an Kopfschmerzen und Schluckbeschwerden. Was konnte das bedeuten? Es fühlte sich an wie ein Fieberschub, wie ein massiver Grippeanflug. Am meisten bereitete mir jedoch das Fieber Sorgen, das ich haben musste, andernfalls ich nicht in meinem eigenen Schweiß baden würde. Unwiderstehliches Durstgefühl stellte sich ein, als die erste Beunruhigung etwas abflaute. Doch der Gedanke, mich zu erheben, um an einen Wasserbeutel heranzureichen, erschien mir nicht realisierbar. Unerklärliche Schwäche bemächtigte sich meiner, und mit jeder Minute, die verging, fühlte ich mich jämmerlicher. Ich versuchte wieder in den Schlaf zu flüchten, diesen Alptraum auszublenden. Mit weit geöffneten Augen lag ich da, die Höhlendecke anstarrend, die unendlich weit entfernt schien. Bald gelang es mir nur noch mit Mühe zu blinzeln, die Augen brannten und ich schloss sie schließlich ergeben. Eine Ewigkeit später, so kam es mir vor, vernahm ich eine besorgte Stimme.
„Jack, ist alles in Ordnung?“
„Er ist eiskalt“, bemerkte eine weitere Stimme, dir mir bekannt vorkam. Dennoch gelang es nicht, sie einzuordnen. Rob? Rob, bist du das? Wieso eiskalt? Du irrst, Rob, ich glühe, ich verbrenne. Bitte, gib mir Wasser!
„Er bewegt die Lippen.“ Krister hielt sein Ohr dicht an meine ausgetrockneten Lippen, die stumme, verständnislose Wortes formten. Er und Luke wechselten beunruhigte Blicke.
„Hat er etwas gesagt?“ fragte Luke.
„Nein. Du liebe Zeit, er ist vollkommen durchnässt. Wir müssen ihn dringend in trockene Sachen wickeln.“
„Seine Stirn kocht“, stellte Luke fest. „Er hat hohes Fieber.“
„So eine Scheiße“, fluchte
Weitere Kostenlose Bücher