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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Stelle zu, von der aus er gestern Abend den fabelhaften Blick auf Hyperion genossen hatte. Magisch zog die Stadt auch jetzt wieder seine Blicke an, sein Gang verlangsamte sich, und schließlich blieb der Junge stehen.
    Vergessen – wenn auch nur für wenige Atemzüge – waren Fangaparas und Maurakis, Hyperion forderte seine gesamte Aufmerksamkeit, verlangte sein ungeteiltes Interesse. Erneut verspürte er ein schier unwiderstehliches Verlangen, zu den Toren der Ruinenstadt hinunterzulaufen. War es womöglich eine Art siebter Sinn, der ihn die Heilpflanzen dort vermuten ließ? Luke war allerdings intelligent genug, zwischen dem Verlangen von gestern und dem von heute nicht den geringsten Unterschied zu sehen. Nein, was auch immer ihn lockte, es war mit Sicherheit nicht die Hoffnung, ein gewisses Kraut zu finden. Es mochte wohl die perfekte Mischung aus Neugier und Furcht sein, die ihn köderte, und vielleicht auch einfach sein feiner Instinkt, der ihn gerade davor warnte. Er spürte, wie sich die feinen von der Sonne gebleichten Härchen auf seinen Unterarmen aufrichteten, eine mahnende Reaktion seines Körpers, die er mit sicherem Gespür nicht der kalten Brise zuschrieb, die ihm ins Gesicht wehte. Auf der anderen Seite aber gelang es ihm nicht, den Blick abzuwenden, die Augen fortzureißen von den faszinierenden Ruinen dieser Stadt, die von seiner Warte aus so ganz und gar intakt wirkte.
    Was er dann mit seinen ungewöhnlich scharfen Sinnesorganen erspähte, ließ seinen gesamten Körper von einer Sekunde auf die andere erstarren, als wäre er mit einer Eiskruste überzogen, die ihn ganz und gar zum Stillstand zwang.
    Wenige Augenblicke nur sah er den blutroten Fleck, der sich aus dem Schutz der ihn umgebenden Mauern löste. Nun hätte er aus dieser großen Entfernung niemals die Zeit gehabt, sich auf diesen Farbtupfer zu konzentrieren, seine Augen auf jenen ganz bestimmten Punkt scharf zu stellen, bevor er nicht schon wieder zwischen anderen Gebäuden verschwunden gewesen wäre. Allein die Tatsache, dass der rote Klecks genau in diesem Augenblick des Erkennens einen unbebauten Platz passierte, und Luke somit kostbare Sekunden des Verifizierens ließ, die jeden Zweifel ausräumten bevor sich das Gesehene und damit Aufgespürte endgültig verlor, verschaffte ihm die Gewissheit, keiner Sinnestäuschung zu unterliegen. Nein, er hatte es zweifellos wahrgenommen. Lange genug, um sicher zu sein. Noch während er kehrtmachte, um zu seinen Gefährten zurückzueilen, beschlich ihn das beklemmende Gefühl, eine Entdeckung gemacht zu haben, die besser verborgen geblieben wäre.
     
    „Krister! Es sind Menschen in Hyperion.“ Luke war ohne jede Vorwarnung in die Höhle gestürmt, doch Krister hatte seine hastigen Schritte schon von weitem wahrgenommen. Diese Neuigkeiten überraschten ihn nicht sonderlich. Warum sollten sie die einzigen gewesen sein, die sich in den letzten paar hundert Jahren über den Skelettfluss gewagt hatten?
    „Wie viele hast du gesehen?“
    „Nur einen. Eine Frau. In roter Robe. Aber wo einer ist, sind noch mehrere.“
    „Eine Frau, sagst du?“ Krister warf einen Blick auf mich, der ich immer noch mehr tot als lebendig auf dem Erdboden lag, bevor er sich wieder Luke zuwandte. „Konntest du die Heilpflanzen finden?“
    Der schüttelte langsam den Kopf.
    „Wir müssen Jack in die Stadt schaffen. Wenn man ihm helfen kann, dann dort.“
    „Womöglich wäre es besser, Hilfe hierher zu bringen“, gab Luke zu bedenken.
    „Sicherlich wäre das besser. Aber ich glaube kaum, dass man uns in Hyperion mit offenen Armen empfängt, geschweige denn soviel Vertrauen entgegenbringt und einen Medikus rausschickt, falls es überhaupt einen gibt.“
    In Windeseile fertigte Krister aus dem Astwerk einer nahen Amarande eine stabile Trage, auf der sie mich die steile Straße hinunter in die Weiße Stadt zu transportieren gedachten. Luke polsterte die Trage mit zwei Decken. In die dritte wickelten sie meinen fiebergeplagten Körper und fixierten ihn behutsam mit Stricken über Brust und Oberschenkel.
    Mit vereinten Kräften nahmen sie dann die eigentliche Arbeit auf und begannen mit dem Abstieg. Unbehelligt erreichten sie die wie eine Schlange gewundene, einstmals prächtige Allee, die zu den Toren Hyperions führte. Jetzt, aus der Nähe, sah sie ramponierter und schadhafter aus als je zuvor. Die mächtigen weißen Quadersteine waren zersprungen, geborsten und mit Grünzeug aller Art überwuchert. Stolperfallen in

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