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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Krister folgten wortlos. Wer war sie, die sie glaubte, offizielle Kontakte knüpfen zu dürfen?
    Der Wein erwies sich als außerordentlich schwer. Ein Schluck genügte und ich fühlte mich angetrunken. Donnerwetter, was für ein Gebräu!
    „Kein schlechter Tropfen“, sagte ich anerkennend. Ich gab einen Scheiß auf den Wein, ersehnte mir vielmehr jede noch so kleine Neuigkeit über Rob, wollte Avalea aber auch beweisen, über genügend Kultur zu verfügen, um meine Rolle als Gast korrekt zu spielen. Sie nahm das Lob unbeeindruckt zur Kenntnis.
    Innerhalb der nächsten Stunde versorgte uns Gali mit den köstlichsten Speisen, die mir seit langem vorgesetzt worden waren. Wenn dies Laurussias Traditionen entsprach, konnte ich es mir sehr gut vorstellen, für immer hier zu bleiben. Eine Auswahl rohen Fisches (darunter eindeutig Marassen und Auregus) in feurig giftgrüner Soße bildete den Anfang.
    Wir Männer waren bemüht, unsere besten Tischmanieren zur Schau zu stellen und auferlegten uns mächtige Zurückhaltung. Normalerweise hätten wir uns mit blanken Fingern über den Fisch hergemacht, benutzten jedoch in vorbildlicher Manier Messer und Gabel und aßen schweigend. Das Klappern von Besteck auf Tellern ersetzte die Konversation. Ich empfand es als unangenehm, doch allem Anschein nach wurde in Hyperion bei Tisch nicht gesprochen.
    Dem Fisch folgte eine ansehnliche Platte beladen mit verschiedenen Arten Fleisch, dazu dampfende Mehlwurzeln, unbekanntes Grünzeug in pikanter Marinade, eine ölige Paste, die sich als Mus aus Krustentiereiern und Fischinnereien entpuppte und vorzüglich mit dem Grünzeug harmonierte, und schließlich etwas, das es bei uns zuhause schon lange nicht mehr gab: Chigalon.
    Ich kannte Chigalon aus meiner Kindheit, zu einer Zeit, in der die wenigen Siedler am Willersee sich noch die Mühe machten, dem arbeitsintensiven Anbau dieser wohlschmeckenden Feldfrucht nachzugehen und regen Tauschhandel mit dem Norden betrieben. Damals gab es Reis, den wir in Stoney Creek Chigalon nannten, nur selten auf dem Tisch, war er doch viel zu schwer zu bekommen. Und hier, in einem Teil Gondwanalands, der mir für den Anbau von Reis untauglich erschien, stieß ich wieder auf diese köstliche Speise. Ich war einigermaßen verblüfft.
    Für die lohnende Kultivierung von Süßgräsern (interessant, über welches Wissen man verfügt, wenn man es in den tiefsten Tiefen der Erinnerung ansticht) werden Unmengen von Süßwasser benötigt. Am Willersee fand der Anbau an den sanft geschwungenen Terrassenhügeln der nördlichen Ausläufer des Zentralmassivs statt, einer Region mit den höchsten Niederschlagsmengen Aotearoas. Laurussia erschien mir gänzlich ungeeignet, verfügte es doch nicht einmal über ein nennenswertes Binnengewässer. Vielleicht bot der durch das Land mäandernde Metun Anbaumöglichkeiten... aber wer betrieb diesen Anbau? Die Handvoll Leute in Hyperion wohl kaum. Gab es am Ende noch weitere Siedlungen in Laurussia, von deren Existenz niemand in Avenor etwas wusste? Existierte vielleicht ein ganzes Handelsnetz ähnlich wie in Aotearoa, das sich aufgrund eines jahrhundertealten, wahnwitzigen Tabus unserer Kenntnis entzog? Viele neue Fragen tauchten auf, die ich wusste, nicht zufriedenstellend beantwortet zu bekommen.
    Krister warf mir einen fragenden Blick zu. Auch er hatte den Reis bemerkt und stellte sich wohl ähnliche Fragen. Doch war es Luke, der seine Verwunderung schließlich in Worte fasste.
    „Chigalon“, sagte er mit grundehrlicher Überraschung in der Stimme, „kommt bei uns nur sehr selten auf den Tisch.“
    Er begutachtete die dampfenden, hellbraunen Körner, bevor er sich die Gabel an den Mund führte.
    Avalea nickte.
    „Auch bei uns ist Reis selten geworden, sein Anbau nicht mehr lohnend.“ Und als ob die weitere Fragen in dieser Richtung ahnte, fügte sie hinzu: „Die Süßwasserlagunen am nordwestlichen Ende der Basturinbucht versalzen zusehends. Zu viele Pflanzungen sterben ab, bevor sie zur Reife gelangen. Wir kehren wieder zurück zu den Nahrungsquellen, die uns das Meer seit jeher bietet.“
    Von Süßwasserlagunen hatte ich noch nie etwas gehört. Zumindest waren sie nicht auf den Plänen eingezeichnet, die uns zur Verfügung standen. Dennoch akzeptierte ich diese plausible Erklärung. Zum zweiten Mal vernahm ich auch die Bezeichnung „Basturin“, mit der ich wenig anzufangen wusste. Normalerweise würde ich nachgefragt haben, doch brannte ich zu sehr darauf, mehr über Rob

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