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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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zu erfahren.
    „Verzeih, Avalea.“ Ich hatte mein Mahl beendet und schob den geleerten Teller von mir. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich kann nicht länger warten. Wir sind wie du bereits weißt auf der Suche nach Rob, meinem Bruder. Berichte mir von ihm. Ging es ihm gut, als er hier war?“
    Avalea nahm einen betont langen Schluck Wein. Als sie das Glas zum Mund führte, betrachtete ich zum ersten Mal ihre Hände. Sie passten so gar nicht zu ihr. Es waren die schwieligen, grobporigen Hände eines Mannes und augenscheinlich harte Arbeit gewohnt.
    „Woher wusstet ihr, wo ihr ihn suchen musstet?“
    Mit einer Gegenfrage auf meine Frage zu antworten erschien mir in Anbetracht der Situation schon beinahe passend. Ich zögerte einen kleinen Moment, vernahm wieder diese warnende innere Stimme, nicht zu viel zu verraten.
    „Du kannst es eine Ahnung nennen oder vielleicht auch das unsichtbare Band, das zwei Brüder verbindet“, entgegnete ich zögerlich.
    Sie stellte das Glas ab, mich keine Sekunde aus den Augen lassend. „Heute Morgen war ich überzeugt, dein Bruder und du, ihr wärt ein und dieselbe Person. Erst als deine Gefährten dich Jack nannten, sah ich etwas genauer hin. Ihr seid euch in der Tat verblüffend ähnlich, du und dein Bruder.“
    „Das ist wahr.“ Ich nickte und sah sie abwartend an.
    „Ich dachte, er hätte es nicht geschafft. Es erschien mir logisch, dass er gelogen hatte, als er sagte, er reise allein. Ihr beiden“, und sie deutete auf Luke und Krister, „wart der beste Beweis. Allerdings sehe ich mich gezwungen, meine Meinung zu revidieren. Er hat doch die Wahrheit gesagt.“
    Warum hatte ich nun das Gefühl, sie sagte nicht die ganze Wahrheit?
    „Wann war Rob hier?“ fragte ich.
    Sie überlegte kurz.
    „Es müssen jetzt sieben oder acht Tage her sein.“
    „Eine Woche also“, murmelte ich. Sagte er dir, wo er hin wollte?“
    Ihr Blick verriet, dass mir ihre Antwort nicht gefallen würde.
    „Ja, in der Tat. Er wollte nach Fennosarmatia. Er sagte, er sei auf der Reise zum Taorsee.“
    Ich blickte in die fassungslosen Augen meiner entsetzten Freunde.
    „Wie bitte?“ Nein, das konnte nicht wahr sein!
    „Ich konnte es ebenso wenig glauben. Welcher einigermaßen vernünftige Mensch würde sich allen Ernstes auf den Weg nach Fennosarmatia machen? Und das völlig allein? Auf die Frage, was er dort wollte, erhielt ich keine Antwort. Er schien nicht zu wissen, auf was er sich einließ.“
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Vor meinem geistigen Auge tauchte die Landkarte Gondwanalands auf. Der Taorsee. Er befand sich am linken unteren Rand der Karte, so weit entfernt von Avenor wie nur irgend möglich. Was um alles in der Welt wollte Rob dort? Aus freiem Willen hätte er sich niemals auf eine solch gefährliche Reise begeben.
    „Wieso hast du ihn nicht davon abgehalten?“ fragte ich, einen Moment unbesonnen.
    Sie sah mich entsprechend verständnislos an.
    „Dein Bruder ist ein freier Mann. Er kann tun und lassen, was er möchte. Natürlich warnte ich ihn. Doch er wollte davon nichts wissen.“
    Avalea nahm einen weiteren Schluck und sah mich auf eine Art und Weise an, die an den bevorstehenden Tadel einer strafenden Mutter erinnerte.
    „Ihr, die ihr ihn sucht, wisst offensichtlich genau,
wo
ihr ihn zu suchen habt.“
    Sie stellte das Weinglas wieder ab und drehte es langsam und geräuschlos zwischen ihren langen, schlanken Fingern. Mein Blick ruhte einen Augenblick auf ihren kurz gehaltenen Nägeln.
    Die Hände eines Mannes…
    „Es erschien uns einleuchtend, Rob in der Nähe einer Siedlung zu vermuten.“
    Sie nickte beinahe unmerklich.
    „Wie dem auch sei“, sagte sie schließlich, aus ihrem Argwohn keinen Hehl machend. „Dein Bruder reist mit gewaltigem Vorsprung. Ihr werdet ihn kaum einholen können. Er wird wohl schon Angmassab erreicht haben. Das heißt, wenn er noch am Leben ist.“
    „Warum sollte er nicht mehr am Leben sein?“ erkundigte sich Luke mit unschuldigen Augen. Ich stellte ein ums andere Mal fest, wie unerfahren und kindlich er mir manchmal vorkam, dieses Schaf im Wolfspelz. Wenn es jemandem gelänge, Avalea um den Finger zu wickeln, dann wohl ihm.
    Sie lächelte gütig.
    „Laurussia ist kein ungefährliches Land. Hier lauern Gefahren, die bei euch im Norden unbekannt sind. Ein Alleinreisender ohne nennenswerte Waffen geht ein großes Risiko ein. Dein Bruder“, und sie sah mich mit ausdrucksloser Miene an, „ist mit großer

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