Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
steinalt gewesen sein.“
„Also stand ein Name drauf?“
„Ja, in der Tat. Wie gesagt, nur schwerlich zu entziffern. Aber ich glaube, der Tote hieß Frank. Frank Wilts oder auch Wills.“
Nachdenklich hielt ich inne. Frank Wills… wo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört? Beschwören wollte ich es nicht, aber wurde er nicht in Pattersons Tagebuch erwähnt? Welch außergewöhnlicher Zufall, sollte ich mich nicht irren.
Der Tag verging, und wir hatten noch immer keinen Weg aus dem tiefen Wald gefunden. Eine weitere Nacht in ihm verbringen zu müssen erschien mir unerträglich. Wir passierten eine kleine Anhöhe, auf der ein enormer Sandsteinblock ruhte. Ein Fels wie so viele andere, kaum erwähnenswert, doch seine exponierte Lage zog unsere Blicke magisch an. Ein idealer Standort für ein Nachtlager, wie ich fand und auch sogleich aussprach. Krister teilte meine Einschätzung uneingeschränkt.
„Ein gut zu verteidigender Platz“, sagte er. „Von da oben haben wir guten Ausblick. Wer oder was sich auch immer anschleichen sollte, hat schlechte Karten.“
Der merkwürdig geformte Felsblock, der an einen überdimensionalen Pilz mit grotesken, knollenartigen Auswüchsen auf seiner Kappe erinnerte, hielt neben außergewöhnlichem Aussehen eine weitere Überraschung parat. An der Rückseite stießen wir auf eine Vertiefung im Erdreich, die sich bei genauerem Hinsehen als Eingang zu einer unterirdischen Höhle entpuppte.
„Wohl der Bau irgendeines Tieres“, vermutete Krister.
Luke sah das anders.
„Möglich, aber keiner, den ein Tier gegraben haben kann. Seht ihr? Der ganze Fels ruht auf einer Art Steinplatte, einem massiven Gesteinssockel. Kein Tier hat die Möglichkeit, sich durch blanken Fels zu graben. Nein, ich gehe eher davon aus, dass dieses Loch natürlich entstanden ist, in Jahrhunderten ausgewaschen vom Regenwasser.“
Wir begutachten unseren Fund ausgiebig. Das Loch in die Tiefe war beinahe kreisrund, mit einem Durchmesser von etwas unter einem Meter. Groß genug, um sich hineinzuzwängen allemal. Aber wollten wir das wirklich? Ein hineingeworfener Stein schlug sofort auf und kollerte geräuschvoll abwärts. Es ging also nicht unbedingt steil hinab.
„Wollen wir uns das ansehen?“ stellte ich wenig überzeugt zur Debatte.
„Wenn wir die Nacht sowieso hier verbringen wollen, können wir uns die Zeit ein wenig damit vertreiben, oder nicht?“ Krister wäre nicht Krister gewesen, hätte er diese Herausforderung nicht sofort angenommen. „Vielleicht findet sich da unten sogar ein Platz zum Schlafen, wer weiß.“
„Kein angenehmer Gedanke, in einem dunklen Loch unter der Erde zu schlafen“, meinte Luke unbehaglich.
„Angenehm vielleicht nicht, aber gut geschützt vor Angriffen. Wir sollten das klären, bevor es dunkel wird.“ Mit einigen Handgriffen entzündete er seine Fackel. Der Span brannte sogleich lichterloh. „Ich sehe mir das mal an.“ Krister ließ sich in den Spalt hinein gleiten und kroch in gebückter Haltung mit der Fackel voran los. Das scharrende Geräusch seiner Stiefel auf bröckelndem Sandstein begleitete ihn in die Tiefe.
„Was siehst du?“ rief ich, in das Loch hineinspähend.
„Noch nicht viel“, kam es dumpf heraus. Kurze Zeit später hörten wir seine dumpfe Stimme wieder. „Nanu, was ist denn das? Vergammeltes Heu? Sieht so aus, als hätte sich hier irgendjemand ein weiches Polster geschaffen. Ist aber niemand zuhause.“
Luke und ich sahen einander an. „Das Lager eines Tieres“, mutmaßte er.
„Ja, und wir wissen nicht, welches. Es wird Augen machen, wenn es zurückkehrt. Krister, was siehst du noch?“
„Nichts weiter. Ich kann beinahe stehen“, hörten wir ihn rufen. „Notfalls wäre hier genug Platz für drei oder vier Leute. Aber auch ein bisschen wie lebendig begraben. Ich für meinen Teil schlafe lieber im Freien.“
„Komm wieder raus!“ rief ich hinunter. Und das tat er. Da die Sonne geschwind unterging, trugen wir Feuerholz zusammen, um uns für die bevorstehende Nacht zu wappnen. Mit dem beruhigenden Fels im Rücken und einem prasselnden Feuer fühlten wir uns geschützt. Wer dort unten in der Höhle wohnte, musste zumindest in den kommenden Stunden auf sein weiches Lager verzichten. Krister ging davon aus, dass der Bau ohnehin verwaist war.
Im Verlauf der Nacht setzte Regen ein. Aus dem Nichts und völlig ohne jede Vorankündigung goss es plötzlich wie aus Kübeln. Zischend fiel das Feuer in sich zusammen. Da mir die
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