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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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ruckartig nach vorne durchziehen. Streck den Arm ganz aus und lass die Waffe erst dann los, wenn sie auf das Ziel zeigt!“
    Krister wiederholte den Bewegungsablauf mehrere Male, bevor er das Messer fliegen ließ. Leicht zitternd blieb es in Augenhöhe in der harten Borke eines Baumes stecken.
    „Okay, Luke, versuche die gleiche Stelle zu treffen!“
    Und Luke versuchte es. Mehrmals. Zuerst warf er den Dolch links, dann rechts am Stamm vorbei. Womöglich ließ sich sein Unvermögen dem immer schlechter werdenden Licht zuschreiben.
    „Verlagere dein Gewicht mehr auf das linke Bein“, riet Krister geduldig. „Halte deinen Oberkörper nicht so steif, lass ihn in der Bewegung mitgehen! Ja, so wird das schon besser.“
    Der Dolch fand beim fünften Anlauf sein Ziel, wenn auch nicht annähernd an der vorgegebenen Stelle. Allein die Tatsache, nicht mehr am Baum vorbeigeworfen zu haben, ließ Luke jubeln.
    Krister grinste kopfschüttelnd und flüsterte mir zu: „Hoffen wir, dass die Opreju vor Angst zu Steinsäulen erstarren, sonst sehe ich schwarz.“ Und mit lauter Stimme rief er seinem Bruder ermutigend zu: „Ja, sehr schön gemacht, jetzt versuche, die Augen zu treffen. Nicht vergessen, sie sind der einzige wunde Punkt!“ Und bedeutend leiser fügte er hinzu: „Hoffe ich wenigstens.“
     
    In aller Frühe befanden wir uns wieder auf den Beinen. Ich hatte schlecht geschlafen, meine Gedanken waren zu lange bei Avalea gewesen. Wo sie wohl die Nacht zugebracht hatte? Niemand war bei ihr, um ihren Schlaf zu bewachen. Elend fühlte ich mich bei dem Gedanken daran. Wenn ihr durch unsere Ablehnung sie aufzunehmen nun etwas zugestoßen war? Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dies wohl nie zu erfahren. Ach was, natürlich ging es ihr gut. Sie kannte sich bestens hier aus, wusste genau, wie sie sich verhalten musste, um Gefahren zu vermeiden. Dennoch machte ich mir Sorgen. Dies und die Tatsache, dass mir die ungeliebte letzte Wache zugefallen war, gestalteten meine Laune entsprechend. Außerdem schlug die düstere Atmosphäre des Waldes zusätzlich aufs Gemüt.
    Während der ersten Rast holte ich die alte Landkarte hervor. Allmählich musste der Kasawar doch hinter uns liegen und offenem Gelände Platz machen! Natürlich war die Karte steinalt, die Wälder inzwischen womöglich zu deutlicherer Größe herangewachsen. Keinen Deut schlauer als zuvor faltete ich sie achselzuckend wieder zusammen. Alsbald verlor sich zudem die ohnehin zu einem schmalen Pfad zusammengeschrumpfte Straße wieder in tiefem Unterholz. Orientierung, insofern sich davon noch sprechen ließ, fand nur notdürftig anhand des Sonnenstands statt. Die Stimmung sank weiter, niemand sprach ein Wort.
    Stundenlang kämpften wir uns durch den dichten Kasawar, ohne auch nur eine Veränderung wahrzunehmen. Der tiefe Wald sah an allen Ecken und Enden absolut gleich aus. Bäume über Bäume, die wie ein Ei dem anderen glichen. Erfreulicherweise absorbierten ihre hohen Laubdächer einen Großteil des einfallenden Lichts und verhinderten auf diese Weise den hemmungslosen Wuchs des Buschwerks. Das Vorankommen fiel somit bis auf einige Ausnahmen hier und da nicht ausnehmend schwer. Dennoch zehrte die beispiellose Gleichförmigkeit an den Nerven. Wie sehr ich mich an die Küste zurück wünschte! Allein ein simpler Blick hinaus auf das Meer, auf den unbegrenzten Horizont, hätte gut getan.
    Stunden später stießen wir auf einer der wenigen Lichtungen inmitten des nicht enden wollenden Geästs auf eine verfallene Hütte, welche bei genauem Hinsehen mehr an einen Stall erinnerte. An dieser gottverlassenen Stelle auf Reste einer Ansiedlung zu treffen, überraschte doch sehr. Wer mochte hier gelebt haben?
    „Der perfekte Platz für ein Leben in Abgeschiedenheit“, meinte Luke. „Wer hier lebte, hielt wohl nicht viel von Mitmenschen, wie siehst du das, Jack?“
    „Ganz meine Meinung. Und doch ein aufmunterndes Zeichen. Niemand würde sich hier in aller Einsamkeit dauerhaft niederlassen, wenn die Gegend nicht einigermaßen sicher wäre.“
    In den Trümmern fand sich nichts was auf seinen ehemaligen Bewohner hätte schließen lassen – falls es ihn überhaupt jemals gegeben hatte. Die Reste eines vermoderten Lattenzauns ließen zumindest so etwas wie Viehhaltung vermuten. Auf die Frage, wann und warum die Einöde aufgegeben wurde, fanden wir genauso wenige Hinweise. In der Zwischenzeit waren lange Jahre ins Land gegangen, die sämtliche Spuren mit sich genommen

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