Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Verstecken?“ Krister stemmte die Hände in die Hüften, wie immer, wenn er seinem Unmut kundtun wollte, verstand dann aber schnell, worauf Luke hinauswollte.
Eiligst suchten wir Geäst zusammen und errichteten im Innern des Baumes einen Scheiterhaufen, den wir mit Laub und Moos abdeckten. Das knochentrockene Material brannte in kürzester Zeit lichterloh. Beißender Qualm stieg auf, der alsbald in dicken Schwaden aus dem Flugloch der Bienen quoll. Das gesamte Volk, dem Erstickungstod nahe, sah sich gezwungen, das Nest zu räumen. Wild summend flohen die verwirrten Insekten aus dem schwelenden Baum hinaus und surrten in alle Himmelsrichtungen davon.
„Jetzt dürften sie weg sein“, meinte Luke, der das Flugloch genau im Auge behielt. Es tat sich nur noch wenig, keine Spur mehr von der Geschäftigkeit, die sich dort vor ihrer Brandstiftung abgespielt hatte. „Ran an den Speck!“
Es verstrichen noch einige Minuten, bevor ich mich in die Höhlung wagte und die glimmende Asche austrat. Luke half dabei. Das morsche und faule Holz über unseren Köpfen stellte keine große Herausforderung mehr dar, es hatte selbst stückweise Feuer gefangen und wirkte nicht mehr besonders widerstandsfähig. Wir machten uns ein wenig daran zu schaffen und schon fiel es uns entgegen. Mit ihm auch der Rest des gewaltig dezimierten Volkes, ein paar Dutzend mehr oder weniger betäubte Bienen, von denen die meisten benommen oder tot herabfielen. Einige landeten unerfreulicherweise auf unseren Köpfen und Armen und stachen sofort zu. Wieder einmal bestätigte sich das ureigene Gesetz der Natur, für alles einen Preis zahlen zu müssen. Der Blick auf die Waben machte den Schmerz schnell wieder wett. Unzählige davon hingen vollkommen gleichmäßig übereinander geschichtet direkt über uns, bereit zur Ernte. Die Hitze hatte das Wachs der Waben teilweise zum Schmelzen gebracht. In zähen Tropfen floss der kostbare Honig heraus. Luke und ich brachen einige der Waben los und reichten sie zu Krister hinunter, der sie ins Freie schaffte. Wir begnügten uns damit, nur ein gutes Viertel des golden schimmernden Schatzes zu ernten, mehr würden wir ohnehin nicht vertilgen können.
„Was für ein riesiges Nest“, sagte ich anerkennend, als wir im Schatten eines Regenbaumes saßen und uns die süße Beute schmecken ließen. Mit den blanken Fingern kratzten wir die Wachsdeckel auf und saugten und leckten das kostbare Innere heraus. „Es muss Jahrzehnte alt gewesen sein. Keines der Bienenvölker zuhause erreicht diese Größe. Seht euch nur diese dunklen Waben hier an! Der Honig darin ist Jahre alt.“
„Und er schmeckt fabelhaft“, ließ Krister schlürfend verlauten.
Nach dem ungewöhnlichen Mahl, und von oben bis unten mit klebrigem Zuckersaft bedeckt, setzten wir den Tag fort. Ein wenig Vorrat verschwand in den Rucksäcken, den Rest sahen wir uns gezwungen zurückzulassen. Welch Verschwendung, es tat in der Seele weh! Aber wir konnten unmöglich kiloweise Honigwaben mit uns herumschleppen. Zum Abendessen bereitete Luke geröstetes Kaninchen in Honig zu, eine Leckerei vom Feinsten. Danach war nicht nur mein Bedarf an Süßem für Wochen gestillt.
Der unerschütterliche Optimismus, den Angmassab in vollen Zügen versprühte, erlitt am darauffolgenden Tag einen ersten Dämpfer. Wir waren nach ruhiger und erholsamer Nachtruhe zeitig losgezogen. Die bis zum Horizont reichenden Feuchtwiesen glänzten noch im morgendlichen Tau. Es tat ein ums andere Mal gut, bis zur Sichtgrenze blicken zu können. Angmassab gäbe ein fantastisches Weideland ab, der schwere, dunkle Boden strotzte vor Fruchtbarkeit. Vereinzelte hohe Bäume mit ausladendem Geäst lockerten die Landschaft auf, es war eine reine Freude, den Blick schweifen zu lassen.
Nach einigen Stunden Wanderung, kurz vor Mittag, nahm die Vegetationsdichte wieder zu. Wir hatten die Feuchtwiesen augenscheinlich hinter uns gelassen und marschierten nun durch ähnliche Buschlandschaft wie vor dem Eintritt in den Kasawar.
„Trödle nicht, Luke!“ hörte ich Krister irgendwann hinter mir mahnen. Ich war schon den halben Tag vorangegangen und warf einen Blick zurück. Luke, gute hundert Meter zurückliegend, kniete am Erdboden und grub irgendetwas aus. Da er dies ständig zu tun pflegte, maß ich dem wenig Bedeutung bei. Krister offenbar auch, er blieb nicht weiter zurück, sondern schloss zu mir auf.
„Dauernd buddelt der Kerl irgendwo rum“, knurrte er missbilligend.
Ich sah keinen Grund
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