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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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geworden ist wie ich. Du nimmst dich voll und ganz so an wie du bist, vor allem deine Ängste. Das bedeutet nicht, alles einfach widerstandslos zu akzeptieren. Ich habe durchaus gelernt, mich gegenüber Phobien zu behaupten und mir ist klar, die Angst vor Gewässern bis zum Ende meiner Zeit nicht ablegen zu können. Ich meide Wasser, wenn es sich einrichten lässt. Aber ich lasse mich nicht von Angstgefühlen regieren, wenn es darauf ankommt.“
    „Du bist eine tapfere Frau.“ Kristers Worte sollten beruhigend und anerkennend wirken, doch bewirkten sie – wie so oft bei Avalea – das Gegenteil.
    „Aber du traust es mir nicht zu.“
    Er wollte sie nicht ganz und gar entmutigen.
    „Ich sage nicht, dass ich es dir nicht zutraue. Ich sage aber auch nicht, dass ich mir keine Sorgen mache, wenn ich daran denke, dich nach draußen zu bringen. Keiner von uns wird dir dabei helfen können, verstehst du? Niemand, weder Luke noch ich, können dir zur Seite stehen. Noch dazu sind wir alle körperlich nicht auf der Höhe, um nicht zu sagen, in miesem Zustand. Und wenn wir noch lange hier sitzen, verhungern wir, bevor wir absaufen.“
    „Hältst du mich für so begriffsstutzig? Mir ist sehr wohl klar, was mich erwartet. Aber wenn du es geschafft hast, dann wird es mir auch gelingen.“
    „Das ist die richtige Einstellung!“ Luke legte eine Hand auf Avaleas Schulter. „Irgendwie kommen wir da durch. Die Freiheit liegt so nahe, sie ist nur ein paar Minuten entfernt. Ich kann uns schon vor einem hübschen Feuer sitzen und gebratenen Fisch verspeisen sehen.“
    Krister brachte es nicht zuwege, Luke zu fragen, womit er den Fisch fangen wollte. Dass sie ihre wenigen Habseligkeiten ohne Ausnahme zurücklassen mussten, war ihm wohl noch gar nicht klar geworden. Er spürte auch keinerlei Verlangen, es ihm zu eröffnen. Doch eines war ganz deutlich sichtbar: Lukes Begierde, dieses Gefängnis zu verlassen. Er blickte nur noch sehnsuchtsvoll auf das schimmernde spiegelglatte Wasser des Teiches, wie ein kleiner Junge auf ein Spielzeug in den Händen seiner Mutter, das in Kürze ihm gehören würde. Krister ließ ihm die Vorfreude. Es war schon viel gewonnen, wenn sich wenigstens einer von ihnen ohne hemmende Ängste auf diese gefährliche Reise machte. Ihm selbst würde es nicht mehr gelingen. Sein Respekt begann sich bereits in tief sitzende Furcht zu transformieren.
    Und dann geschah etwas Unerwartetes. Avalea rollte ihre Decke zusammen, auf der sie eben noch gesessen hatte und verstaute sie sorgfältig in ihrem Rucksack, den sie danach anlegte. Luke, der sich aus Rücksicht auf Kristers angeschlagenen Zustand abwartend verhalten hatte, konnte nun erst recht nicht mehr länger an sich halten.
    „Geht es los?“ Er sprang auf die Füße. Der beißende Hunger, an dem er litt, schien keine Rolle mehr zu spielen. Der Drang, der Freiheit entgegen zu schwimmen, wurde stärker und stärker. „Fühlst du dich schon dazu in der Lage, Krister?“ fragte er dann, die Ungeduld kaum verbergend.
    Natürlich fühlte er sich nicht in der Lage dazu. Im Gegenteil. In seinem Kopf dröhnte es nach wie vor wie in einem Hammerwerk, es schien keine Stelle seines Körpers zu geben, die nicht schmerzte. Sich in dieser Form ein drittes Mal in den Tunnel zu wagen, erschien ihm wie Selbstmord.
    „Je länger wir warten, Krister, desto stärker wird die Angst werden. Wenn sie siegt, sind wir verloren.“
    „Von welcher Angst sprichst du, Avalea? Von deiner oder meiner?“
    „Glaube mir, ich spüre deine Furcht. Du musst dich deswegen nicht schämen. Du hast Übermenschliches geleistet. Du traust es dir aber kein weiteres Mal zu. Und diese Gewissheit wird größer, immer größer. Bald bist du überzeugt, es auf keinen Fall schaffen zu können. Bevor du dieses Stadium erreichst, sollten wir es angehen.“
    „Vielleicht hast du nicht ganz Unrecht.“ Krister fühlte sich dennoch beschämt und zurechtgewiesen. Manchmal hasste er Avaleas lupenreine Klarsicht der Dinge.
    „Gut, dann gehe ich voran. Gib mir deinen Rucksack, Luke.“ Die beiden Männer starrten sie mit ungläubigen Augen an. „Nun mach schon. Du wirst es kaum mit Gepäck schaffen.“
    Luke sah sie skeptisch an.
    „Aber du wohl“, sagte er mit unverhohlenem Spott in der Stimme.
    „Wer sonst?“ Sie lachte, als sie in die zweifelnden Gesichter um sich sah. „Ich habe keine Furcht mehr vor dem, was kommt. Ich weiß genug, um die Lage einschätzen zu können. Vor mir liegt ein Tunnel gefüllt

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