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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Wiederbelebung. Würgend und spuckend kehrte Krister in die Welt der Lebenden zurück.
    „Wo ist Avalea?“ Bei diesen ersten drei Worten, die in einem Hustenanfall so gut wie untergingen, richteten sich Lukes Augen beinahe schuldbewusst auf den See hinaus, auf ungefähr die Stelle, wo sich der Felsspalt befinden musste. Doch da war nichts zu sehen. „Hilf ihr, bitte!“
    „Kommst du ohne mich zurecht?“
    „Klar.“ Und wieder Husten.
    Luke, sehr müde geworden, stapfte ins Wasser zurück. Er erreichte endgültig die Grenze seiner Belastbarkeit. Dennoch steckte er den Kopf unter Wasser und suchte das Seebett nach Avalea ab.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr, die sein Herz höher schlagen ließ. Den Kopf dorthin wendend entdeckte er ihn wieder, den unterseeischen Eingang in das Reich der Ar-Nhim, aus dem gerade eine menschliche Gestalt herauskletterte. Ja, es war mehr ein Klettern als ein Schwimmen. Im Schlepptau beförderte Avalea die Gepäckstücke, nicht ein einziges hatte sie zurückgelassen. Luke sah sie nach oben blicken, sie musste ihn wahrgenommen haben, reagierte aber nicht. Allen Ballast von sich lassend schwebte sie in Zeitlupe und reglos wie ein Ballon der Wasseroberfläche entgegen. Jetzt sah er deutlich ihr Gesicht, angespannt, verzerrt, ein Abziehbild des Grauens, das hinter ihr lag. Was musste dieses arme Wesen durchgemacht haben!
    Luke schwamm ihr entgegen, um ihr nach oben zu helfen, doch paddelnd wie ein junger Hund hatte sie bereits die Oberfläche erreicht. Sie verweigerte jede Hilfestellung mit eisigem Blick, wollte es wohl ganz alleine schaffen. Luke widmete sich deswegen mit aller verbliebenen Aufmerksamkeit den Rucksäcken, die auf dem Grunde des Sees trieben, und brachte sie ans Ufer.
    Krister saß im kniehohen Gras einige Meter das Ufer hinauf und hielt die völlig entkräftete Avalea wie ein Kind an seine Brust gedrückt. Sie atmete schwer, auf ihrem Gesicht lag immer noch der Ausdruck blanken Entsetzens. Die letzten Minuten mussten unvorstellbar aufreibend für sie gewesen sein.
    Luke kniete nieder und streichelte hilflos über ihre kalten Arme. Er wollte tröstende Worte sagen, Anerkennung ausdrücken, doch fiel ihm rein gar nichts ein. Sein hilfloser Blick kreuzte schließlich den Kristers und erst jetzt bemerkte er in dessen Zügen ein ähnliches Schaudern wie auf dem Antlitz Avaleas.
    „Was ist los?“ fragte er bestürzt.
    Krister sah an ihm vorbei, als er sprach.
    „Sie hat einen Ar-Nhim gesehen.“
    „Natürlich hat sie das. Ich doch auch. Gestern. Das geköpfte Gerippe.“
    „Nicht gestern.“ Krister sah Luke immer noch nicht an. „Gerade eben. Vor wenigen Minuten. Und dieser hat gelebt.“

22 SENTRY
     
    Bei Sonnenaufgang endete die Nachtruhe in luftiger Höhe. Viel Schlaf hatte ich ohnehin nicht mehr gefunden, zu sehr hatte der nächtliche Besuch meine Sinne geschärft. Obwohl ich die Stelle des ausgegrabenen Lagerfeuers genau unter die Lupe nahm, konnte ich nur wenig Verräterisches ausmachen. Was ich fand, ließ mich eher verdutzt zurück. Absurd, aber so wie es aussah, hatte ein Moa hier im Boden gewühlt und die Überreste seines Verwandten ausgegraben. Die Spuren stammten eindeutig von einem großen Laufvogel. Offensichtlich beherbergte Uhleb eine Vogelart, die in der Lage war, die Knochen eines Moas mühelos zu zermalmen. Es musste sich also um Lebewesen mit mächtigem Gebiss oder Schnabel handeln, das sich möglicherweise nicht nur ausschließlich von Aas ernährte. Höchstwahrscheinlich ein Woldrog, eines dieser Raubtiere, vor denen Avalea gewarnt hatte.
    Fleischfressende Moas…
    Irgendwo in den Tiefen der Erinnerung flammte ein kleines Licht auf. Ja, vor Ewigkeiten hatte ich davon gehört. Dabei blieb es allerdings, so sehr ich auch nachdachte, mir wollten keine weiteren Einzelheiten einfallen. So blieb mein nächtlicher Besucher ein Unbekannter, dessen pure Existenz zur Warnung gereichte.
    Einer Eingebung folgend erklomm ich nochmals die Krone des Schlafbaums, natürlich in der Hoffnung, von dort oben aus irgendwo Lebenszeichen von Krister, Luke und Avalea auszukundschaften, doch sah ich mich ein weiteres Mal getäuscht. Beim Abstieg brach einer der unteren Äste unter meinem Gewicht weg, doch fand ich reaktionsschnell mit der Rechten Halt und verhinderte so einen Sturz in die Tiefe. Ein Fall selbst aus dieser geringen Höhe – es mochten wohl gute fünf Meter gewesen sein – hätte ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen können. Schon ein

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