Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
es Farbe bekennen, die bleierne Lähmung in den Gliedern zu überwinden.
Lukes Selbsterhaltungstrieb meldete sich, und er sandte eindeutige Signale: weg aus der Gefahrenzone. Doch genau in die andere Richtung sollte es gehen, den Opreju, seinem Alptraum, hinterher. Schafe, die Wölfe jagten. War das nicht Irrsinn? Indessen, war die Angst, alleine zurückzubleiben, nicht noch größer? Gab es überhaupt eine Wahl?
Luke seufzte und schloss ergeben die Augen. Er überwand seine tief sitzenden Ängste und stürzte seufzend aus der Schutz bietenden Deckung, um waffen- und planlos Jagd auf Opreju zu machen.
24 ITHRA
Unbegreifliche Kälte hatte meinen gesamten Körper erfasst. Ich zitterte sprichwörtlich am ganzen Leib, als ich die Augen aufschlug. Mir wollte nicht einfallen, wo ich mich befand, blieb schlotternd liegen, auch wenn alles in mir nach Wärme schrie. Es war nicht völlig dunkel. Von irgendwo her drang gedämpftes Licht.
Ich wartete, nicht wissend worauf. Vielleicht auf die Rückkehr des Erinnerungsvermögens. Doch bald wurde mir bewusst, nicht länger tatenlos hier liegen zu können, ohne an Unterkühlung sterben. Beim ersten Versuch, mich zu erheben, versagten beide Beine den Dienst und knickten in den Knien ein. Mit klappernden Zähnen ertastete ich meine unmittelbare Umgebung. Roher, scharfkantiger Fels. Etwas fühlte sich nach Leder an. Erinnerungsfetzen krochen wie Gespenster aus den Tiefen des Unterbewusstseins hervor. Unbeholfen quälte ich die Decke aus dem Rucksack heraus, wickelte sie umständlich um mich und sank auf den nackten Boden zurück. Durst machte sich bemerkbar, erst unterschwellig und schleichend, dann fordernder und am Ende unwiderstehlich. Trotz des wärmenden Stoffs fühlte ich meine Glieder kaum, zog dennoch das Gepäckstück näher heran und fand den Wasserbeutel. Stoßweise kam mein Atem, als hätte das Trinken unendliche Mühe gekostet.
Was war nur geschehen? So sehr ich mein Gehirn auch zermarterte, ich fand nicht heraus, warum ich hier vor Kälte zitternd im Dunkeln lag. Der Impuls, mich zu erheben und herauszufinden wo ich mich befand, erwies sich jedoch als zu schwach, um in die Tat umgesetzt zu werden. Bei jeder noch so kleinen Bewegung fror mein Körper nur noch stärker, wollte der Schüttelfrost kein Ende nehmen.
Ich war mir sicher, die Erkältungskrankheit meines Lebens auszubrüten. Noch nie hatte ich so erbärmlich gefroren. Was meine Augen nach nicht nachvollziehbar langer Zeit als erstes erblickten war ein ausgeweideter Rucksack, sein Inhalt kreuz und quer verstreut. Ein Köcher mit vier Pfeilen darin. Ein leerer Wasserbeutel. Ich sah. Also war es hell. Zuletzt, das fiel mir wieder ein, war es dunkel gewesen, mit einem Hauch Licht darin. Es musste wohl Mondlicht gewesen sein. Ich spürte meinen Körper wieder, bewegte Arme und Beine, Finger und Zehen. Ich fror nicht mehr.
Eine kleine Ewigkeit später wagte ich es, aufzustehen. Der Rücken schmerzte an allen denkbaren Stellen. Unsicheren Schrittes wankte ich los, hinaus ins Helle. Brennendes Sonnenlicht empfing mich, blendete die Augen, liebkoste meine prickelnde Gesichtshaut wie die wärmenden Küsse einer Geliebten. Ich warf die Decke ab und genoss die beißenden Strahlen auf ausgekühlter Haut. Es tat so gut, ich ließ mich fallen und aufheizen wie ein wechselwarmes Reptil nach der Winterstarre. Stückweise kehrten sowohl Lebensgeister als auch Erinnerung zurück.
Der Sentry…
Mir wurde wieder bewusst, was sich vor dem Zusammenbruch zugetragen hatte, und trotz der glühenden Sonne auf inzwischen ebenso glühender Haut krochen kalte Schauer mein Rückgrat hinunter wie Eiswasser. Wo waren sie abgeblieben, die kleinen Monster der hinterlistigen Gattung Uhleb, die das zutiefst Unglaubliche angestellt hatten? Aber noch wichtiger, wo befand er sich nun, der Unbegreifliche, mit dem ich einen Körper teilte?
Wo war der Sentry?
Für den Augenblick sah es so aus, als hätte ich die Oberhand zurückerlangt. Volle Kontrolle über die Körperfunktionen. Keine Spur mehr von den beiden Uhleb. Weiterhin fest entschlossen, die Reise fortzusetzen, den Sokwa zu erreichen, um dort auf meine Gefährten zu stoßen, die fehlten wie noch nie zuvor, brach ich endlich auf. Ihre schmerzliche Abwesenheit ließ wenigstens für einen Moment die eigene missliche Lage vergessen.
Die verfluchte Höhle, in der ich mein altes Leben wie eine abgeschälte Haut zurückließ, lag bald weit hinter mir. All mein Gepäck, mein Bogen,
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