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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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kleinen Baumgruppe hatten sich die drei hungrigen, erschöpften und doch hellwachen Reisenden in ihre zerlumpten Decken gewickelt und versuchten, Schlaf zu finden.
    Avalea plagten Wahnvorstellungen von im Schutze der Dunkelheit herannahenden Ar-Nhim, jedes nächtliche Geräusch ließ sie hochschrecken und dann seufzend wieder zurücksinken. Erst mit der beginnenden Morgendämmerung sank sie in kurzen, tiefen Schlaf.
     
    In den frühen Nachmittagsstunden des neuen Tages erreichte der kleine Trupp die westlichen Gestade des Triassischen Sees, der sich selbstverliebt auf ganzer Länge eng an die Hügel von Ithra schmiegte und jetzt, als diese allmählich mit der Ebene im Nordwesten verschmolzen, ebenfalls sein Ende fand. Das noch ein gutes Stück entfernte Westufer zeichnete sich bereits verwaschen am Horizont ab, am Abend würden sie es erreichen.
    Krister, Luke und Avalea waren bereits den halben Tag ohne jede nennenswerte Unterbrechung marschiert und hatten unterwegs nur von herb schmeckenden Beeren genascht, die in üppiger Vielfalt entlang des Ufers gediehen. Luke war sich zunächst nicht sicher, ob die knallroten, erbsengroßen Früchte genießbar waren, doch nachdem er von ihnen gekostet hatte, gab er sie kopfnickend als unbedenklich zum Verzehr frei.
    „Bist du dir sicher?“ fragte Krister unschlüssig. Verlangend betrachtete er die fleischigen Beeren. Sein Magen knurrte verdächtig.
    „Habe ich dir je etwas Ungenießbares zum Verzehr vorgesetzt?“
    „Wünschst du freundliche oder ehrliche Antwort?“
    Luke grinste spöttisch. Kurz darauf stürzten sich die drei Darbenden auf die Gaben der Natur und stillten den ärgsten Hunger mit jenen Beeren, deren Namen keiner wusste – womöglich gab es auch keinen – und von denen nur eines mit Sicherheit klar war: sie schmeckten köstlich.
    Während einer ausgedehnten Rast füllten sie die Wasserbeutel randvoll auf. Der See als ständiger Spender kostbaren Wassers endete nun. Die drei Reisenden tranken sich satt und genossen noch einmal den Überfluss.
    Luke ließ die anderen alleine baden und watete das Ufer hinauf. Eine riesige, grasgrüne Drachenfliege flog aus dem Schilf auf und schwirrte auf ihn zu. Der Junge streckte den Arm aus, um das beeindruckend große Tier zur Landung einzuladen, doch interpretierte es diese Geste als Warnung, drehte ab und eilte ein Stück davon, bevor es seine Geschwindigkeit verlangsamte und sich – so schien es – erwartungsvoll umwandte. Luke lächelte begeistert und folgte dem Insekt. Es ließ ihn bis auf wenige Schritte heran, um sich dann pfeilschnell abzuwenden und wieder Distanz zu schaffen. Dieses Spiel ging eine ganze Weile so weiter, bis Luke schlussendlich das Interesse verlor und aufgab. Ein letztes Mal warf er der großen Drachenfliege sehnsuchtsvolle Blicke hinterher, doch war sie schon verschwunden. Für einen Moment suchte er nach ihr – als sich seine Augen zu kleinen Schlitzen verengten. Ihm war, als legte sich eine eisige Hand um die Brustmitte. Die Schrecksekunde dauerte jedoch nur einen Atemzug, dann reagierte Luke.
    „Auf die Erde! Schnell!“ Sein Warnruf das Ufer hinunter zerriss die trügerische Idylle. Dank geschärfter Sinne ließen sich alle drei fast zeitgleich zu Boden fallen.
    „Was ist?“ Kristers Atem kam stoßweise. Griffen die Ar-Nhim an? Waren sie in einen Hinterhalt geraten? Instinktiv griff er nach Avaleas Hand.
    „Ich bin nicht sicher.“ Luke robbte in Richtung eines Deckung bietenden Baumes. Im Schutz des wuchtigen Stammes richtete er sich vorsichtig auf und spähte zielsicher in eine ganz bestimmte Richtung. Krister und Avalea blieben zunächst noch liegen. „Da sind sie wieder. Ich sehe sie!“
    „Was siehst du?“ zischte Avalea.
    „Wenn mich nicht alles täuscht, dann sind es Opreju!“
    Krister und Avalea sahen sich an. Hinter dem erschrockenen Gesicht der Skiava arbeitete es gewaltig. Dann robbte sie so schnell sie konnte hinüber zu Luke. „Wo? Zeig mir wo!“
    Sie folgte Lukes Finger. Am Ende des Sees, genau an der westlichen Spitze der langgezogenen Landzunge, regten sich drei Gestalten. Sie kamen aus nördlicher Richtung und bewegten sich in Höllentempo nach Südwesten.
    Avalea erkannte sie sofort. Ja, es waren Opreju.
    Nun war auch Krister herangekrochen und ließ sich die ersten lebendigen Opreju seines Lebens zeigen. Mit einem Schlag waren all die Mutmaßungen fortgewaschen, die ihre Existenz so gerne ins Reich der Legende abgedrängt hätten. Es gab sie also doch.

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