Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Ufers voran zu bewegen. Während einer Verschnaufpause wurde ich der tiefen Stille um mich herum gewahr, eine unheimliche Ruhe, die mir schon nach kurzer Zeit Beklommenheit bereitete.
Alsbald kreuzten Lebewesen meinen Weg, die ich noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Mal raschelte es im Unterholz, mal knackte es in den Zweigen. Im ersten Moment erinnerten sie an überlebensgroße Baumhörnchen, wie sie auf den Ästen saßen und neugierig herabblickten. Doch schon beim zweiten Blick wusste ich, es handelte sich um eine völlig andere Tierart. Eine, die Horden bildete, ganz im Gegensatz zu den Hörnchen. Und eine größere noch dazu. Eine mit langen, spitzen Zähnen, wie ich feststellte, als mich eines böse anfauchte, bevor es kreischend einen sichereren Platz weiter oben in den Bäumen aufsuchte, seinen Blick keine Sekunde von mir lassend. Spontan bezeichnete ich die Tiere fortan als Affen, obwohl es eine Tierart wie diese in Gondwanaland nicht gab. Sie sahen zwar ähnlich aus wie ihre terrestrischen Vorbilder, verfügten auch über die charakteristisch langen Schwänze, die es ihnen ermöglichten zielsicher von Baum zu Baum, von Ast zu Ast zu hüpfen. Doch das grasgrüne Fell, das ihre stromlinienförmigen Körper bedeckte, stellte einen deutlichen Unterschied dar. Verhältnismäßig kleine Köpfe saßen darauf, mit überproportional großen, weit aufgerissenen eigelbfarbenen Augen, die jeder meiner Bewegungen akribisch folgten.
Ich zählte weit mehr als zwanzig Exemplare über mir in den Zweigen, von denen, die sich auf dem Erdboden befanden, ganz zu schweigen. Je länger ich bewegungslos verharrte, umso mehr schienen es zu werden. Und sie kamen näher, zogen den Kreis enger. Mir dämmerte, dass ihre Neugier am Ende ihre Furcht besiegen könnte, sollte ich mich weiterhin so passiv abwartend verhalten. Womöglich betrachteten sie mich sogar als Beute, als leicht zu überwältigende Nahrungsquelle. Diesen Zahn gedachte ich ihnen schnell zu ziehen.
Ersten Respekt verschaffte ich mir, als ich den Stab über mir im Kreis wirbelte, der die Luft fauchend durchschnitt. Die Frechsten unter ihnen, die sich am weitesten vorgewagt hatten, zogen sich aufgeregt schnatternd zurück, die Nähe der weiter im Hintergrund lungernden Artgenossen suchend. Ich setzte mich in Bewegung, ließ die Schlagwaffe aber weiter kreisen. Noch immer schien ihre Furcht größer als ihr Wissensdurst. Auch ich wägte ab, inwieweit diese grünen Affen als Nahrung zur Verfügung stünden, hielt es jedoch angesichts ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit für vernünftiger, erst einmal
ihnen
klarzumachen, nicht als Futter zur Verfügung zu stehen.
Mit einem furchteinflößenden Schrei auf den Lippen, der die Stille des Waldes erschütterte, rannte ich unvermittelt auf eine Gruppe von fünf Exemplaren zu, die neugierig auf einem der unteren Äste rechterhand verweilten. Mit schrillem, spitzem Gekreische hüpften sie gleichzeitig in alle Richtungen davon, wobei der Ast unter ihnen wegbrach. Drei erreichten den rettenden Stamm des Baumes und sausten in affenartiger Geschwindigkeit an ihm empor, den Kopf nach hinten gewandt, mich keine Sekunde aus den Augen verlierend. Die beiden anderen verfehlten ihr Ziel und landeten auf dem Waldboden, nur drei Schritte entfernt.
Nun setzten sie mich in Erstaunen. Ich hatte erwartet, dass sie ebenfalls versuchten, so schnell wie möglich Distanz zwischen mich und sie zu bringen. Doch sie taten es nicht. Es wäre ein Leichtes gewesen, zumindest einem den Schädel einzuschlagen. Bewegungslos verharrten die beiden dicht an dicht gedrängt auf dem Erdboden, blickten – ich vermutete ängstlich – zu mir hoch und stießen dabei klägliche Laute aus, die an das Jammern in Not geratener Kätzchen erinnerten. Aus der Nähe und bewegungslos sahen sie gar nicht mehr aus wie die Affen, die ich von den Abbildungen kannte, sondern eher wie zu groß geratene Maraks. Ohne Zweifel handelte es sich bei ihren Lauten um Hilferufe, denn in den Bäumen geriet alles in Bewegung. Und es waren weitaus mehr als zwanzig, wie ich mich überzeugen durfte. Ihr Schnattern steigerte sich zu einem wahren Stakkato, was weitere Mitglieder der Rotte herbei rief.
Ich musste mich schnell entscheiden, wie ich weiter vorzugehen gedachte. Die beiden am Boden aneinander geklammerten Tiere zu töten, sozusagen als Abschreckung, erschien mir unklug. Womöglich würde die gesamte Sippe dies zum Anlass nehmen, mich kollektiv zu attackieren. Untätig
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